Am Donnerstag nach dem Barcelona-Test traf sich die Strategiegruppe am Londoner Flughafen Biggin Hill , um über Gegenwart und Zukunft der Königsklasse zu diskutieren. Zumindest bei der Gegenwart gibt es jetzt Klarheit: Es bleibt 2014 bei vier Motoren pro Fahrer, ein zusätzliches Aggregat wurde nach Informationen von Motorsport-Magazin.com abgewiesen.

"Das wäre ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen", sagte Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko. Red Bull und Toro Rosso rechnen bereits mit einigen Strafversetzungen wegen zusätzlicher Power Units. Mindestens sieben werden es wohl bei beiden Teams.

Die beiden Renault-Teams und McLaren wollten für 2015 eine Power Unit mehr, als vom Reglement angedacht. Weder bei Renault, noch bei Honda sieht es danach aus, als würden sie mit den anvisierten vier Motoren über die Saison kommen.

Für Mercedes- und Ferrari-Teams wäre die Änderung schlecht gewesen, würden sie somit einen Wettbewerbsvorteil verlieren. Dafür hätten sie auch noch zahlen sollen, schließlich gibt es ein Extra-Aggregat nicht kostenfrei. Mercedes hatte sich nicht komplett gegen eine Änderung gewehrt, die Einführung des Extra-Motors allerdings an Bedingungen geknüpft, damit Freitags mehr Fahrbetrieb in den Trainings sichergestellt wäre.

Kundenautos sollen kommen

Die Extra-Power-Unit war beim Treffen allerdings eher ein Nebenkriegsschauplatz. Mit Spannung wurden Ergebnisse für die Zukunft der Formel 1 erwartet. Die anwesenden Parteien - Mercedes, Ferrari, Red Bull, McLaren, Williams, Force India, Bernie Ecclestone und Jean Todt - haben über die Ergebnisse aber zunächst Stillschweigen vereinbart. Angeblich soll es zeitnah eine offizielle Pressemitteilung geben. Das nährt den Verdacht, dass die Diskussionen zu einem Ergebnis gekommen sind.

Welche Teile muss ein Konstrukteur selbst bauen?, Foto: Sutton
Welche Teile muss ein Konstrukteur selbst bauen?, Foto: Sutton

Wie Autosport berichtet, soll angeblich ein Schritt Richtung Kunden-Auto beschlossen worden sein. Das würde die Kosten für viele Teams drastisch senken, weil deutlich weniger Entwicklungsarbeit nötig wäre. Allerdings würden sich nicht alle Teams über eine derartige Regel freuen. Sauber beispielsweise will unbedingt ein komplett eigenständiger Chassis-Konstrukteur bleiben, in Hinwil haben die Schweizer auch die entsprechenden Einrichtungen, die mit einem Kunden-Auto hinterfragt werden müssten.

Für die Schweizer - die nicht am Strategiegruppen-Meeting teilnehmen dürfen - hätte eher an einer anderen Schraube gedreht werden sollen: an der Verteilung der Gelder. Hier scheint die Strategiegruppe aber zu keinem Ergebnis gekommen zu sein, alles soll beim alten bleiben. Verständlich, ist Force India auch das einzige Team in der Strategiegruppe, das Interesse an einer Änderung des Systems hätte.

Ebenfalls mit großer Spannung wurden die Diskussionen um Änderungen beim technischen Reglement erwartet. Auch hier gibt es aktuell noch keine offiziellen Aussagen. Es ist die wichtigste Frage, weil die Kritik an den Power Units nach wie vor nicht abreißt.

Sollten gravierendere technische Änderungen beschlossen worden sein, würden diese aber frühestens 2017 in Kraft treten, für 2016 ist es bereits deutlich zu spät. Außerdem müssten die Formel-1-Kommission und das World Motorsport Council noch zustimmen.

So werden die Regeln in der Formel 1 gemacht

So setzt sich die Strategiegruppe zusammen, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
So setzt sich die Strategiegruppe zusammen, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Die Strategiegruppe: Insgesamt gibt es 18 Stimmen. Bernie Ecclestone besitzt als Vertreter des kommerziellen Rechteinhabers CVC sechs Stimmen. Ebenfalls sechs Stimmen sind der FIA zuteil, als Präsident verfügt also Jean Todt über die Entscheidungsgewalt. Die restlichen sechs Stimmen gehören den Teams. Fünf von diesen sechs Stimmen gehen an die sogenannten CCB (Constructors Championship Bonus) Teams. Dazu gehören Ferrari, Red Bull, Mercedes, McLaren und Williams. Neben ihrem Stimmrecht in der Strategiegruppe erhalten sie jährlich lukrative Bonuszahlungen aus dem Geldtopf des kommerziellen Rechteinhabers.

Nur ein Platz bleibt neben den fünf Großen, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Nur ein Platz bleibt neben den fünf Großen, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Bleibt noch eine zu vergebende Stimme in der Strategy Group. Diese ist von der Platzierung der Vorsaison abhängig und geht an das bestplatzierte nicht-CCB-Team. Somit zählt derzeit Force India zum ausgewählten Kreis der Stimmberechtigten. Sauber, Force India, Toro Rosso und Manor haben also keine Möglichkeit, eigene Vorschläge einzubringen. Vor allem Sauber ist diese Struktur seit jeher ein Dorn im Auge.

Die Formel-1-Kommission: Nachdem ein Vorschlag die Strategiegruppe mit einfacher Mehrheit passiert hat, ist die Formel-1-Kommission an der Reihe. Diese setzt sich wiederum aus 25 stimmberechtigten Parteien zusammen. Rechteinhaber CVC steht ebenso eine Stimme zu wie dem Automobilweltverband. Außerdem hat jedes der elf eingeschriebenen Teams ebenfalls eine Stimme. Des Weiteren gibt es acht Streckenbetreiber, einen Motorhersteller, zwei Sponsoren und den Reifenhersteller, die allesamt repräsentativ mit jeweils einer Stimme vertreten sind.

Die Zusammensetzung der Formel-1-Kommission, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Die Zusammensetzung der Formel-1-Kommission, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Die Formula One Commission kann aber keine eigenen Änderungswünsche einbringen, hat also lediglich ein Veto-Recht für die von der Strategiegruppe eingebrachten Vorschlägen. Stimmen 70 Prozent der Kommission für eine Änderung, befasst sich das World Motorsport Council damit.

Das World Motorsport Council: Das WMSC ist somit die letzte Instanz des Regelgebungsprozesses. 25 Mitglieder und Präsident Jean Todt entscheiden final über das Reglement, Sicherheitsaspekte und die Entwicklung des Sports. Die Mitglieder des WMSC repräsentieren alle einen nationalen Motorsportverband. Dabei darf kein Land doppelt vertreten sein. Ausnahmen bilden der FIA-Präsident selbst und drei spezielle Mitglieder, zu denen der Präsident des internationalen Kartverbandes, der Vertreter des kommerziellen Rechteinhabers der Formel 1 und der Präsident der FIA Herstellerkommission zählen.