Vor dem Reifen-Krieg steht die Reifen-Debatte. Nach der Ankündigung Michelins unter gewissen Voraussetzungen über ein Comeback in der Formel 1 im Jahr 2017 nachzudenken, reagierte Bernie Ecclestone diese Woche blitzschnell. Der F1-Zampano bürstete den französischen Reifenhersteller ab und stärke dem aktuellen Reifenpartner Pirelli den Rücken.

Die Italiener würden alles tun, was man verlange und sich wünschen könne, während Michelin - sollte die Marke mit dem weißen Männchen zurückkehren - wohl nur einen steinharten Reifen bauen würde. Das liefe dem zuletzt dank Pirelli realisiertem Wunsch nach besserem Racing zuwider. Auch die Italiener selbst stehen einem Wettbewerb offenbar kritisch gegenüber. "Ich denke wir haben aktuell eine gute Balance", sagte Paul Hembery auf der offiziellen F1-Website.

Völlig anders bewertet David Coulthard - als F1-Fahrer selbst in der Hochzeit des Reifen-Kriegs zwischen Bridgestone und Michelin aktiv - ein mögliches Comeback der Franzosen. Er sehe keinen Grund, warum Pirelli nicht in Wettbewerb mit einem anderen Hersteller stehen sollte. "Die Bosse des Sports wollen keinen Reifen-Krieg. Aber ich verstehe nicht warum. Solang man die Grenzen vorgibt - kein Testen, Kostengrenzen für die Teams - gibt es keinen Grund, warum ein Reifen-Krieg Kostenauswirkungen haben sollte", sagt Coulthard der BBC.

Coulthard: WEC als Vorbild für F1

Michelin und Bridgestone lieferten sich einen Entwicklungskrieg, Foto: Sutton
Michelin und Bridgestone lieferten sich einen Entwicklungskrieg, Foto: Sutton

Im Gegenteil dazu würde der Wettbewerb zwischen zwei konkurrierenden Herstellern sogar dafür sorgen, dass die Reifen wieder renntauglicher würden. "Ich habe keinen Zweifel, dass Pirelli ranntauglichere Reifen bauen könnte, wenn sie nur dazu angehalten würden", sagt Coulthard. Aktuell seien die Reifen zu empfindlich, Reifenmanagement stehe zu sehr im Fokus, woraus oft Rennen wie Prozessionen resultieren würden, kritisiert der Schotte.

Stattdessen sähe Coulthard viel lieber eine Herangehensweise wie in der WEC. "Die Fahrer, die ich in der World Endurance Championship, wo sie Michelin-Reifen nutzen, kenne, sagen mir, dass sie jede einzelne Runde in einem 24-Stunden-Rennen pushen", berichtet Coulthard. "Das ist großartig für sie, aber das ist nur genau das, was ich selbst getan habe, als ich in der F1 gefahren bin. Jetzt sind die Zeiten, zu denen die Fahrer in einem Grand Prix komplett am Limit sind, die klare Minderheit. Manchmal gibt es sie gar nicht", poltert Coulthard.