Red Bull Racing trat in Barcelona mit einem generalüberholten Wagen an, doch die vielen neuen Teile, darunter eine deutlich kürzere Nase, sorgten nicht für den erhofften Aufschwung. Daniel Ricciardo beendete den Spanien GP an siebter Stelle, während Teamkollege Daniil Kvyat Zehnter wurde und damit beim Europaauftakt nur einen Punkt ergatterte.

"Ich bin zufrieden, weil wir heute alles erreicht haben, was wir konnten und der siebte Platz das Maximum war, das ich aus dem Auto holen konnte", sah Ricciardo keine Luft mehr nach oben. "Ein paar Abschnitte des Rennens waren ermutigend, aber wir sind noch immer weiter zurück als wir sein wollen, werden aber weiter pushen", war er von der generellen Performance Red Bulls in Spanien nicht erbaut.

Gerade von den zahlreichen neuen Teilen hätte sich Ricciardo wesentlich mehr erwartet. "Wir sind mit Updates hierhergekommen, die uns aber nicht das gegeben haben, was wir von ihnen erwartet hatten - das ist etwas, woran wir noch arbeiten müssen", gab der Australier zu, ehe er den Blick nach vorne richtete. "Wir sind noch immer ein gutes Stück hinter Williams, aber ich denke, wir haben eine gute Chance, den Abstand in Monaco etwas zu verringern."

Kvyat erwischte einen ausgesprochen schlechten Start, von dem er sich das ganze Rennen über nicht mehr so recht erholte. "Wenn du auf dieser Strecke Plätze verlierst, ist es fast vorbei, weil es schwierig ist, nahe genug heranzukommen, um zu überholen", spielte der Russe auf die Charakteristik des Circuit de Catalunya an.

In der letzten Runde des Rennens lieferte sich Kvyat ein hartes Duell mit Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz, in dem er den Kürzeren zog und den neunten Platz unmittelbar vor dem Fallen der Zielflagge einbüßte. Die Stewards untersuchten den Zweikampf zwar, entschlossen sich jedoch dazu, keine Strafe zu verhängen.

"Wir müssen das Auto in jedem Bereich verbessern", stieß der Russe hinsichtlich der Performance des RB11 in dasselbe Horn wie sein Teamkollege Ricciardo, wenngleich er Fortschritte in puncto Standfestigkeit ortete. "Das war ein schlechter Tag für mich, deshalb möchte ich mich jetzt einfach auf Monaco konzentrieren, in der Hoffnung, dass wir dort konkurrenzfähiger sein können."

Kvyat kam als Zehnter ins Ziel, Foto: Sutton
Kvyat kam als Zehnter ins Ziel, Foto: Sutton

Horner fordert mehr Leistung von Renault

Teamchef Christian Horner nahm erfreut zur Kenntnis, dass weder Red Bull noch Toro Rosso einen Ausfall zu verzeichnen hatten - keine Selbstverständlichkeit in diesem Jahr. "Es ist positiv, dass Renault vier Motoren ohne Rauch ins Ziel gebracht hat", sagte der Brite. Angesicht der Tatsache, dass jedoch sowohl Ricciardo als auch Kvyat überrundet wurden, forderte Horner nicht nur Verbesserungen in puncto Zuverlässigkeit, sondern auch in Sachen Leistungsfähigkeit.

"Renault hat einige Dinge in der Pipeline, aber das sind alles laufende Arbeiten. Offenbar sind sie bezüglich der Zuverlässigkeit nervös, weshalb ich glaube, dass wir erst in der zweiten Hälfte der Saison etwas Signifikantes sehen werden", wagte er einen Ausblick.

Ricciardo setzte in Barcelona bereits seinen vierten Motor ein und wird daher mehrere Strafen hinnehmen müssen. Nicht zuletzt deshalb hat Horner die Saison schon mehr oder weniger abgeschrieben und würde sich von Renault einen weniger konservativen Ansatz wünschen, um bereits für das nächste Jahr lernen zu können. "Es ist viel einfacher, ein schnelles Auto oder einen schnellen Motor zuverlässig zu machen, als ein zuverlässiges Auto schnell", hielt er fest. "Unsere Philosophie war es immer, die Performance zu pushen."

Obwohl Horner einen raschen Leistungssprung herbeisehnt, ist ihm bewusst, dass es dazu nicht kommen wird. "Die Dinge in der Motorenwelt scheinen unglaublich viel länger zu dauern als in der Chassiswelt", lamentierte er. Immerhin wisse Renault, in welchen Bereichen die Defizite der Power Unit liegen. "Die Frage ist, wie sie sie lösen werden, und das ist, was sie momentan nicht wissen", verriet der Teamchef. "Sie sehen sich unterschiedliche Lösungen an, haben aber noch keine definitive Richtung."

Renault fordert mehr Geduld von Red Bull

Seitens Renault will man sich von Red Bull trotz des offensichtlich Powerdefizits jedenfalls nicht drängen lassen. "Red Bull muss verstehen lernen, dass man nicht alles an einem Tag verändern kann", erklärte Geschäftsführer Cyril Abiteboul gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Der Franzose versuchte seinen Standpunkt mittels einen Beispiels klar zu machen: "Man kann einen Frontflügel am Mittwoch herstellen und wir sehen ihn am Samstag im Einsatz. Das funktioniert bei Motoren nicht. Die Teile haben lange Vorlaufzeiten, einige stammen zum Beispiel aus anderen Teilen der Welt. Wir benötigen auch bestimmte Mengen davon, denn wir stellen nicht nur einen Frontflügel her."

Außerdem wies Abiteboul darauf hin, dass es bei der Entwicklung von Motoren zahlreiche Einschränkungen gebe, die man berücksichtigen müsse. "Die Weiterentwicklung im Motorenbereich ist viel komplexer und zeitaufwendiger als im Chassisbereich", hielt er fest und richtete eine frommte Bitte an Red Bull: "Die Leute müssen lernen, geduldig zu sein. Das ist ein gewisses Problem."