Der Fall Minardi wird immer komplexer und verworrener. Am Freitagnachmittag beschäftigte er nun auch noch das oberste Gericht von Victoria, wo Richter Hapersberger verfügte, dass das Team am freien Samstagstraining sowie dem 1. Qualifying teilnehmen dürfe. Und zwar mit den 2004er Boliden. Bei einer weiteren Anhörung am Samstag um 14:15 Uhr soll dann auch die FIA, so sie denn will, zu Wort kommen.

Nachdem Minardi-Teamboss Paul Stoddart nach langem Hin und Her die Unterschriften aller neun Teamchefs vorweisen konnte, hatten ihm die FIA-Rennstewards eine Teilnahme am freien Freitagstraining verweigert, da die Autos nicht dem 2005er Aerodynamikreglement entsprachen.

"Wir sind dabei und werden morgen den gesamten Tag fahren und danach müssen wir abwarten was passiert", freite sich der Australier über seinen Etappensieg.

Die Reaktionen im Paddock waren derweil geteilt. Ferrari-Buhmann Jean Todt betonte: "Es geht nicht um Ferrari gegen Minardi. Wir haben Minardi immer unterstützt und ihnen viele Jahre lang Teile gegeben oder ihnen unsere Strecke geliehen. Wir haben so viel wir nur konnten für Minardi getan." Doch obwohl man Minardi "sehr respektiere", müsse man "die Regeln beachten", wenn man bei diesem "Spiel" mitwirken möchte.

Da man durch die Regeländerungen für diese Saison an "Performance" verliere, würde Minardi durch den Einsatz der 2004er Autos "konkurrenzfähiger" werden. "Das ist der einzige Grund", so Todt. Zittert der amtierende Konstrukteursweltmeister also vor dem PS04B? Wird Minardi morgen auf Pole fahren? Wohl kaum. Auch mit dem 2004er Wagen werden sie nicht über die letzten beiden Plätze hinaus kommen.

Todts Kollege Nick Fry bezeichnete die Entscheidung der Rennstewards als "mutig" und Jordan-Geschäftsführer Colin Kolles erinnerte daran, dass Jordan "im Dezember und Januar in einer noch schlimmeren Situation als Minardi" gewesen sei und man dennoch mit einem dem 2005er Reglement entsprechenden Auto in Melbourne auftauchte. "Ich glaube, dass dies auch für Minardi möglich sein sollte."