Mitte Februar sorgte der FIA-Präsident Max Mosley für Aufruhr in der Formel 1 Welt. Allerdings einmal nicht mit neuen Regeländerungsplänen oder langen Briefen, sondern mit der Aussage, dass "eines der Privatteams in Verhandlungen mit einer Organisation mit sehr großen Ressourcen" stehen würde.

Sofort fiel das Hauptaugenmerk auf Sauber - schließlich war Jordan zu diesem Zeitpunkt schon an Midland verkauft und dementierte Minardi-Teamboss Paul Stoddart, dass es sich um seinen Rennstall handeln würde.

Und auch Peter Sauber selbst heizte die Kochtöpfe der Gerüchteköche noch einmal gehörig an, indem er in einem Interview mitteilte, dass er sich durchaus einen Verkauf seines Teams vorstellen könne. "Ich möchte, dass der Betrieb in Hinwil für die nächsten Jahre gut funktioniert. Wenn mir ein Hersteller helfen kann, bin ich zu solch einem Schritt bereit, solange der Schritt mit den Zielen kompatibel ist."

Das dritte Anzeichen: Die Motorenfrage

Wenig später schlossen sich die Hinwiler endgültig den Herstellern und acht anderen Teams in der GPWC an und trennten damit offensichtlich ihre letzten Bande nach Maranello.

Als dann Frank Williams gegenüber britischen Journalisten bestätigte, dass BMW das Sauber Team ab 2006 mit Motoren ausstatten werde - was allerdings postwendend von Sauber als auch BMW dementiert wurde - kamen wieder jene Gerüchte danach auf, wonach BMW vielleicht das Schweizer Team kaufen könnte.

Den Stein ins Rollen brachte wieder einmal der FIA-Präsident Max Mosley, der in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus erklärte: "Wenn man von Williams enttäuscht ist, was BMW mit Sicherheit ist, dann gibt es nur drei Lösungen: Erstens, sie steigen aus der Formel 1 aus, zweitens: sie machen ein komplett eigenes Team wie Toyota und drittens, sie kaufen ein gutes Team, das wäre Sauber. Lösung Nummer drei wäre für mich keine Überraschung. Ich kenne Gerüchte aus England, wonach BMW mit Peter Sauber schon im Gespräch ist."

Was ist dran an den Gerüchten?

Für eine solche weiß-blaue Lösung würde sprechen, dass man in der Münchner Konzernzentrale seit einiger Zeit nicht mehr mit den Leistungen des britischen Partnerteams zufrieden ist. Denn nach dem äußerst positiven Einstieg im Jahre 2000 und dem raschen Aufstieg zur Nummer 2 hinter Ferrari kam die britisch-deutsche Seilschaft im letzten Jahr erstmals ins Straucheln: Nur WM-Rang vier hinter Ferrari sowie British American Racing und Renault. Dazu erstmals in der BMW-Williams-Partnerschaft die Saisonziele nicht erreicht.

Und auch in diesem Jahr sieht es nach den Aussagen von Frank Williams und Patrick Head, zumindest in den ersten Saisonrennen, nicht viel besser aus. Dem neuen FW27 mangelt es erneut an Speed. Da helfen auch zwei anerkannt gute Fahrer wie Mark Webber und Nick Heidfeld nicht viel.

Dass BMW nicht mehr grundlos alles Geld nach Grove pumpt mussten die Briten schon im letzten Jahr feststellen, als die Bayern ihre Zahlungen stark leistungsbezogen ausrichteten, was Patrick Head zuletzt dazu veranlasste preis zu geben, dass man sich die Millionengehälter der beiden Spitzenpiloten Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher einfach nicht mehr leisten konnte.

Für Gerhard Berger stand es um die Konkurrenzfähigkeit von WilliamsF1 ohnehin schon seit seinem Ausstieg als BMW-Motorsportdirektor nicht besonders gut. Schließlich war der Tiroler einer der größten Verfechter eines komplett eigenen F1-Projekts der Bayrischen Motorenwerke.

"Ich kann mich nur wiederholen, dass ich BMW jederzeit ein eigenes Formel 1 Auto zutrauen würde", sagte Berger erst vor Kurzem. "Und dass die Leistung, die Williams in den letzten Jahren abgegeben hat, für BMW nicht ausreichend sein kann."

Noch wird in München dementiert

Bergers langjähriger Partner in der weiß-blauen Doppelspitze, BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, wiegelt derzeit aber noch ab: "Wir konzentrieren uns darauf, das Team siegfähig zu machen. Ein Alleingang steht nicht auf der Tagesordnung", dementierte Theissen in der Bild am Sonntag einen reinen BMW-Rennstall. "BMW hat 2000 alle Möglichkeiten durchdacht und sich für Williams entschieden. Mit dem Abschneiden 2004 waren wir und auch Williams nicht zufrieden. Natürlich stellt man sich da die Frage, ob wir richtig unterwegs sind."

Mercedes-Sportchef Norbert Haug nannte einen Alleingang - zumindest für die Silbernen - "aus finanzieller Sicht unverantwortlich". "Wir sehen den McLaren-Mercedes eindeutig als unser ‚eigenes‘ Auto. Wenn natürlich die Firma X oder Y heute oder morgen ein neues Formel-1-Konzept beschließt, dann muss man ihren Vorschlag bedenken."

Die Firma "S", also jene von Peter Sauber, könnte aufgrund ihrer geographischen Nähe und dem vorhandenen Equipment (man denke nur an den neuen hypermodernen Windkanal oder den Supercomputer Albert) durchaus eine verlockende Alternative zu den knorrigen Briten in Grove sein.

Ein ungenannt bleibender Formel 1 Manager sagte unlängst über die deutsch-britischen Team-Motoren-Beziehung in der F1: "Die [englischen Teams Williams und McLaren, d. Red.] tanzen denen doch auf der Nase herum. Nehmen das viele Geld, die Unterstützung und führen sie dann vor."

Vorerst wird sich an der aktuellen Situation aber nichts ändern: BMW besitzt einen Vertrag mit Williams bis ins Jahr 2009, welchen man allerdings angeblich in jedem Jahr kündigen könne, und Peter Sauber besitzt noch 36,75 Prozent an der Sauber Motorsport AG. Der Rest gehört seinem Partner Credit Suisse.

Und offiziell soll dies auch so bleiben: "Es gibt Gespräche mit mehreren Teams, ob wir ab 2006 Kunden-Motoren liefern. Sauber ist eines der Teams", betont Theissen, dass es nur um Kundenaggregate geht. "Die Entscheidung ist noch nicht gefallen."

Was inoffiziell verhandelt wird, steht auf einem anderen Blatt Papier. Zumindest erscheint nun Theissens Prognose für den Saisonstart in Melbourne in einem anderen Licht: "Ich erwarte in Australien fünf Teams mit Sieg-Chancen: Ferrari, Renault, McLaren, B·A·R und BMW – auch Sauber ist für eine Überraschung gut." Vielleicht nicht nur auf der Rennstrecke...