Breitere Reifen und Motoren mit 1.000 PS sollen die Formel 1 retten. Das ist zumindest die Ansicht der Teamverantwortlichen, weshalb hinter den Kulissen eifrig an einem neuen Reglement gebastelt wird, das ab 2017 eingeführt werden könnte und dazu beitragen soll, dass sich das Image der Königsklasse wieder verbessert. Zuletzt machte die Formel 1 mit sinken Zuschauerzahlen und leisen Motoren viele Negativschlagzeilen - dem soll nun entgegengewirkt werden.

Alain Prost, seines Zeichens vierfacher Weltmeister, hält von der ausgerufenen "Revolution", wie sie Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene bezeichnete, allerdings nichts. "Mir gefallen diese Ideen, die am Küchentisch gemacht werden, nicht", sagte er gegenüber Motorsport.com hinsichtlich der 1.000-PS-Motoren. "Es gab in den letzten Jahren viele davon und ich glaube, das hat damit zu tun, dass die Formel 1 heutzutage als schlecht wahrgenommen wird."

Geht es nach dem Franzosen, sollten die Autos vielmehr schwieriger fahrbar gemacht werden, etwa durch eine Reduzierung des Downforces. "Natürlich, ein bisschen extra Power wäre nicht schlecht. Aber das ist nicht alles", erklärte Prost. "Es gibt viele Dinge, wie zum Beispiel den Funkverkehr. Man muss der Formel 1 ein Image und Glaubwürdigkeit verleihen, um jüngere Fans anzuziehen."

Auch das Gejammer über den fehlenden Motorensound kann Prost nicht mehr hören. "Den Leuten gefällt Lärm? Es gibt keinen mehr! Sie hängen den 80ern nach", machte er deutlich. Deshalb gelte es ein neues Publikum anzusprechen, das begreift, welch tollen Errungenschaften die Formel 1 in den letzten Jahren vollbracht hat. "Diese Motorentechnologie ist fantastisch. Aber darüber wurde noch nicht genug gesprochen oder sie vielleicht nicht richtig erklärt", sieht der 60-Jährige noch viel zu leistende Überzeugungsarbeit.

Zu Prosts aktiver Zeit waren die reifen Breit und die Motoren laut, Foto: Sutton
Zu Prosts aktiver Zeit waren die reifen Breit und die Motoren laut, Foto: Sutton

Power Units alternativlos

Zudem ist Prost davon überzeugt, dass es der richtige Schritt war, im vergangenen Jahr die neuen 1,6-Liter-V6-Power-Units einzuführen. "Die Motoren spielen wieder eine wichtige Rolle und wir behandeln sie wie eine neue Technologie", betonte er und fügte hinzu: "Es stimmt, sie spielen eine wichtige Rolle. Aber das ist, was alle wollten, was die Hersteller wollten."

Die Abkehr von den bisherigen Saugmotoren sei alternativlos gewesen, um die Formel 1 in ihrer aktuellen Zusammensetzung zu bewahren, ist Prost sicher. "Hätten wir diese neuen Regeln nicht eingeführt, glaube ich, wäre Renault ausgestiegen", zeigte er auf. "Mercedes wäre nicht eingestiegen und dasselbe gilt für Honda. Es wäre also nicht dieselbe Formel 1."