Das war sicher nicht der Auftakt, den sich Kimi Räikkönen nach den Wintertests vorgestellt hatte. Im Rennen schien sich alles gegen den Finnen zu stellen: Nach einem guten Start fiel er in der ersten Kurve zurück und wurde in eine Kollision verwickelt, beim ersten Boxenstopp verlor er bereits Zeit, und nach dem zweiten Stopp war Feierabend, weil das Rad nicht richtig befestigt worden war. Wenigstens einer Strafe beim nächsten Rennen entging der Iceman, der trotzdem die positiven Dinge sah.

Dennoch überwiegen wie bei Sebastian Vettel auch bei Räikkönen die positiven Eindrücke: "Ich habe das Rennen nicht beendet, wir waren aber im Renntrimm nicht so weit von Mercedes entfernt. Wir können sicher im Spitzenfeld kämpfen." Dort kämpfte der Weltmeister von 2007 auch auf den ersten Metern, bevor sich das Schicksal gegen ihn wandte: Sebastian Vettel brauchte etwas mehr Raum in der ersten Kurve als erwartet, wodurch Räikkönen nach außen gedrängt wurde und Schwung verlor.

Damit jedoch nicht genug: "Es war einfach Sch***e", sagte Räikkönen ganz unaufgeregt nach dem frühzeitigen Aus in die Mikrofone. "Ich wurde von Sainz am Hinterrad getroffen, dadurch wurde der Unterboden beschädigt. Zusätzlich ist das Auto deswegen in den Anti-Stall-Modus gegangen. Deshalb war ich langsam und wurde dann von einem Sauber ziemlich hart getroffen. Das beschädigte wiederum den Frontflügel. Es war Sainz, der alles ausgelöst hat."

Startphase: Vettel drängt Räikkönen nach außen, der von Sainz getroffen wird, Foto: Sutton
Startphase: Vettel drängt Räikkönen nach außen, der von Sainz getroffen wird, Foto: Sutton

Zweiter Boxenstopp besiegelt Schicksal endgültig

Anschließend fand sich Räikkönen in einer Kampfgruppe mit Nasr, Ricciardo und dem Übeltäter selbst wieder, konnte dort aber keinen entscheidenden Boden gutmachen. Ferrari reagierte und setzte den 35-Jährigen auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Doch schon der erste Stopp ging voll in die Hose. Doch er war mit schuldig, gab Kimi Räikkönen zu: "Beim ersten Boxenstopp ist mein Finger von der Kupplung gerutscht, als sie die Front abgelassen haben. Dadurch begannen die Hinterräder zu drehen und es wurde schwierig, die Felge draufzukriegen."

Beim zweiten Boxenstopp war dann endgültig Schluss: "Ich bin früher abgesenkt worden als es hätte sein sollen. Sie haben das Zeichen gegeben dass sie fertig waren, und ich bin abgelassen worden, das war´s." Eine halbe Runde später parkte er das Auto. Das Ärgerliche: Die Strategie wäre aufgegangen, denn er kam vor Nasr wieder raus. "Ich hätte trotz der Beschädigung am Ende im Bereich von Massa landen können", so Räikkönen, der dem Team attestierte, im Winter einen "sehr guten Job" gemacht zu haben.

Arrivabene als Trostfigur für Team und Fahrer

Der verlangsamte Räikkönen kollidiert mit Nasr, was Maldonado ins Aus befördert, Foto: Sutton
Der verlangsamte Räikkönen kollidiert mit Nasr, was Maldonado ins Aus befördert, Foto: Sutton

Teamchef Maurizio Arrivabene nahm sich des glücklosen Finnen nach dem Rennen an. Der 58-Jährige erklärte den Journalisten: "Ich bin sofort zu ihm hingegangen und habe mit ihn gesprochen. Man muss immer beide Fahrer beachten. Wenn man nur mit dem einen feiert, während der andere am Boden ist, kann man schnell schlechte Stimmung verursachen. Meine Aufgabe ist es, eine Balance herzustellen. Ich muss Kimi motivieren, und habe zu ihm gesprochen: ‚Kimi, du bist der Hammer. Du hast gepusht wie die Hölle, deine Zeiten waren super gut.‘ Das ist meine Aufgabe: Mich um beide Fahrer kümmern."

Doch nicht nur um den glücklosen Fahrer, auch um die mindestens genauso enttäuschten Mechaniker kümmerte sich Arrivabene bei seinem ersten Rennen als Teamchef der Scuderia Ferrari: "Nach dem ersten Stopp wollte ich die Mechaniker erstmal beruhigen. Ich habe einen von ihnen gefragt, was passiert ist, er hat es erklärt. Ich sagte ihm: ‚Hör zu: Beruhige dich. Mach dir keine Sorgen. Solche Dinge können passieren.‘"

Auch der Ferrari-Teamchef ist sich des Sprungs bewusst, den sein Team unternommen hat. "Für das Team freut es mich ganz besonders. Auch als Tifoso wäre ich heute glücklich." Trotz allem bleibt der Wermutstropfen: "Ein Auto ist auf dem Podium, das andere gestrandet. Das heißt für mich, das wir nur die Hälfte des Jobs erledigt haben." Räikkönen mahnt zusätzlich: "Wir müssen uns im Qualifying noch steigern." Auch das hat einen Grund: Laut Arrivabene fehlte in Melbourne der für die Strategie verantwortliche Ingenieur. "Die Ingenieure haben die Daten am Samstag ausgelesen, nur der Experte hat gefehlt. Aber schon heute waren die Jungs richtig stark. Das ist der Team Spirit bei Ferrari."