Was sich bei den Testfahrten angedeutet hatte, wurde in Melbourne Realität: McLaren fuhr der Konkurrenz im ersten Qualifying der Saison weit hinterher und kam mit beiden Autos nicht über die letzte Startreihe hinaus. Weiterhin bereitet der Honda-Motor dem Team große Probleme, doch Ron Dennis ist davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, die einst so erfolgreiche Partnerschaft mit dem japanischen Automobilgiganten wieder aufleben zu lassen.

"Wenn dein Ziel ist, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, braucht man einen starken Hersteller hinter sich, der die Technologie und das Wissen hat, um einen Siegermotor zu bauen. Und das hat Honda, das haben sie schon viele Male bewiesen", erklärte der McLaren-Boss gegenüber Sky Sports. Im selben Atemzug räumte Dennis allerdings ein: "Es dauert vielleicht ein bisschen länger als wir gern hätten, aber wir befinden uns auf einer Reise, die wir bis zum Ende bestreiten werden."

Britische Ehre leidet

Angesichts des großen Rückstands droht den McLaren-Piloten im Rennen die mehrfache Überrundung, was den stolzen Briten naturgemäß besonders schmerzt. "Die Zeiten sagen alles", gab er unumwunden zu. "Wir befinden uns am Fuß eines sehr steilen Bergs. Wir liegen weit zurück, aber die anderen Motorenhersteller haben ein Jahr Vorsprung gegenüber uns und die Systeme, die wir entwickelt haben, sind komplex und funktionieren momentan nicht korrekt."

Dennis ist klar, dass McLaren gerade in der Anfangsphase der Saison viel Kritik wird einstecken müssen, doch der Brite steht über diesen Dingen. "Wir wissen, was es braucht, um zu gewinnen, und glauben an Hondas Fähigkeiten, einen Siegermotor zu bauen", stellte der 67-Jährige klar, der sich fest vorgenommen hat, McLaren nach mittlerweile zwei sieglosen Jahren an die Spitze der Formel 1 zurückzuführen. So lang es auch dauern mag.

Neuer Zeitplan entwickelt

Dass nicht mit einer raschen Gesundung zu rechnen sei, stellte Teamdirektor Eric Boullier klar. "Wir führen gerade eine Standortbestimmung durch und arbeiten an einem Gesundungsplan, wenn man das so nennen will. Wir können aber noch keinen konkreten Zeitplan nennen, wollen aber so früh wie möglich unser Bestes geben", sagte der Franzose.

"Offensichtlich hatten wir nicht genügend Kilometer im Rahmen der Tests. Wir konnten dort nicht alle Tools zur Ermittlung unserer Performance nutzen, daher hatten wir schon erwartet, in Melbourne Schwierigkeiten zu bekommen. Wir konnten die Probleme identifizieren. Daher hatten wir an diesem Wochenende bislang auch weniger Defekte als noch während der Tests", so Boullier.

Nicht auf voller Leistung

Honda konnte in Melbourne bisher noch nicht die volle Leistung der Aggregate entfesseln. Kein Wunder also, dass Button und Magnussen im Qualifying heillos unterlegen waren. "Unsere Einstellungen für dieses Wochenende sind sehr konservativ, daher büßen wir derzeit Leistung bei MGU-K und beim Motor selbst ein. Wir haben bei diesen beiden Komponenten ein Problem mit Überhitzen. Deshalb mussten wir die Leistung reduzieren, damit eine Unit mehrere Rennen überlebt", sagte Hondas Motorenchef Yasuhisa Arai.

Von der schwachen Ausbeute war der Japaner aber überrascht. "Nach Barcelona hätte ich in Australien eine viel bessere Pace erwartet. Leider haben wir aber keine Erfahrung mit höheren Temperaturen, daher konnten wir es nicht riskieren, schon im ersten Rennen einen Motor zu verlieren." Der Weg zurück auf die Siegerstraße ist für McLaren-Honda noch ein langer.