Bei den ersten Testfahrten in Barcelona vor einer Woche durfte Williams-Testfahrerin Susie Wollf einen Tag lang den neuen Williams FW37 testen, ehe ein Unfall mit Felipe Nasr ihren Testtag vorzeitig beendete. In der zweite Woche nun überlässt das Team das Cockpit ausschließlich den Stammfahrern Felipe Massa und Valtteri Bottas. Doch auch Susie Wolff nutzt ihre die Zeit. Bei einem Besuch in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz spricht die Schottin über ihren eigenen Aussichten, einmal zur Einsatzfahrerin befördert zu werden.

"Wenn man nicht gut genug ist, ist man schnell weg. Deshalb muss ich hart arbeiten bis meine Chance kommt. Als Rennfahrer gibt es immer wenige gute Chancen", sagt Wolff. Sie selbst blickt bereits auf zwei große Chancen in ihrer Karriere zurück.

Vor Jahren arbeitete Wolff am englischen Traditionsstandort Silverstone akribisch daran, ihre Fähigkeiten zu verbessern. "Ich hatte nichts. Nur mein kleines Zimmer und mein Auto. Aber ich war happy. Ich lebte dort in einem riesigen Haus mit vielen Rennfahrern. Wir haben alles gegeben und hart trainiert. Schritt für Schritt bin ich besser geworden", erinnert sich Wolff. Dann habe Mercedes wegen eines DTM-Tests angerufen. "Dieser Anruf von Mercedes-Benz hat mein Leben verändert. Das war eine Riesenchance, für die ich sehr dankbar bin", sagt Wolff.

Susie Wolff 2012 im DTM-Mercedes, Foto: DTM
Susie Wolff 2012 im DTM-Mercedes, Foto: DTM

Mit Bohnensuppe zum Renncockpit?

Chance Nummer zwei folgte wenig später: "Ich war sieben Jahre in der DTM und dann kam die Chance, Testfahrerin in der Formel 1 zu werden", sagt Wolff. Jetzt warte sie auf ihre nächste, die dritte große Chance - das Stammcockpit. Sie sei zurzeit die Nummer drei bei Williams, sagt Lanz. "Wenn der eine Knie und der andere Magen-Darm hat, dann sind Sie also dran", sagt der Moderator mit einem Grinsen.

Wolff wiegelt ab, so etwas wünsche sie keinem. Doch Lanz meint, Magen-Darm sei ja nichts Schlimmes. Fernsehkoch Horst Lichter, ebenfalls Gast der Sendung, springt ihm bei: "Wir können ja einen Deal machen und ich koche etwas. Da würde ich einfach 'ne ordentliche Bohnensuppe machen", scherzt Lichter, der sich selbst einmal in einem Formel-Boliden versucht haben will. "Ich dachte, ich zeige denen jetzt mal , dass die mich brauchen. Aber dann bin ich am ersten Tag gar nicht mal weggekommen", erinnert sich Lichter. Vor Wolff, die er wegen ihrer Größe - liebevoll gemeint - als "Püppchen" bezeichnet, habe er großen Respekt.

Susie Wolff beim Testeinsatz in Barcelona, Foto: Sutton
Susie Wolff beim Testeinsatz in Barcelona, Foto: Sutton

Vom Hobby zur Berufung

Dass es Wolff überhaupt soweit schaffen konnte, war kein Zufall – obwohl ihre Motorsport-Karriere sehr zaghaft startete. Als sie acht war habe ihr Vater ein erstes Go-Kart gekauft. "Bei meiner ersten Runde habe ich gedacht 'Wow, das ist schnell!' und alle andere waren einfach viel schneller als ich. Da habe ich zu meinem Papa gesagt 'Das gefällt mir nicht'", berichtet Wolff von ihren Anfängen. Aber ihr Vater habe nur geantwortet, sie habe jetzt zwei Möglichkeiten: "Entweder wir fahren nach Hause oder du gehst wieder da raus, fährst härter und zeigst es denen." Daraufhin habe sie sich für die zweite Variante entschieden. Dennoch sei der Sport zu dieser Zeit nur ein Hobby gewesen.

Später, als Wolff in Edinburgh International Business studierte, war der Rennsport längst in den Fokus gerückt. "Mein Traum war es, Rennfahrerin zu werden. Das Studium war mein Plan B", sagt Wolff. "Aber man braucht keinen Plan B. Man muss einfach schauen, dass Plan A funktioniert", ergänzt Wolff. Dabei habe sie das Studium gar behindert. "Ich habe mich nie wirklich wohl gefühlt an der Universität. Beides gleichzeitig ging einfach nicht. Ich habe beides nichts richtig gut gemacht. Deshalb habe ich mich Anfang des zweiten Jahres für den Rennsport entschieden", sagt Wolff. Eine Woche später sei sie bereits unterwegs nach Silverstone gewesen.