Schlusslicht in Jerez, Schlusslicht in Barcelona. So hatte sich McLaren-Honda den Testauftakt 2015 wohl nicht vorgestellt. Zwar gelang es dem Rennstall sich von 350 km (Jerez) auf 577 (Barcelona I) zu steigern, dennoch blieb man im Kilometer-Ranking weit abgeschlagen hinter der Konkurrenz.

Damit schlossen die Testfahrten direkt an den desaströsen Auftakt im November 2014 in Abu Dhabi an als der neue Hybrid-Turbo-V6 von Honda im Interimsboliden von McLaren nur fünf Runden schaffte. Das Fatale daran: wenig Kilometer bedeuten wenig Erfahrung mit dem MP4-30 und der neuen Antriebseinheit.

McLaren-Honda Comeback Timeline

Datum Ereignis
16.05.2013 McLaren und Honda geben Zusammenarbeit ab 2015 bekannt
01.10.2014Honda veröffentlicht das erste Bild seiner neuen Power Unit
14.11.2014 Erste Runden des McLaren-Honda Interimsautos MP4-29H in Silverstone
25./26.11.2015 Abu Dhabi Testfahrten: McLaren-Honda legt insgesamt nur 5 Runden zurück
29.01.2015Per Internet-Launch wird der neue McLaren-Honda MP4-30 präsentiert
01.02.2015 Test-Debüt des MP4-30 in Jerez: Alonso schafft nur 6 Runden
02.02.2015 Zweiter Testtag der Saison: Erneut nur 6 Runden. Team zuversichtlich, Problem gelöst zu haben
03.02.2015 Kühlwasserproblem verhindert mehr als 32 Runden
04.02.2015 McLaren schließt den ersten Test mit der mickrigen Ausbeute von 79 Runden ab
19.02.2015 Probleme mit einem Siegel an der MGU-K. Vorzeitiges Testende.
20.02.2015 59 Runden für Alonso – Team lobt "bislang produktivsten Testtag des Winters"
21.02.2015 Reifenschaden und erneutes Auftreten der MGU-K-Probleme
22.02.2015 Zweiter Wintertest endet nach mysteriösem Unfall von Alonso vorzeitig

Zuverlässigkeit als Hauptproblem

Nach den beiden Wintertestserien in Jerez und Barcelona musste McLaren-Honda einräumen, dass man bis dato weit hinter den geplanten Vorbereitungen liegt. Heißt übersetzt: passiert beim abschließenden Test in Barcelona kein Wunder, dann wird McLaren-Honda wohl den Testrückstand nicht aufholen können und mit vielen Fragezeichen in das erste Rennen gehen. Denn bereits im Vorfeld der Testfahrten hatte Motorsportchef Yasuhisa Arai im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com klargestellt, dass Honda von McLaren keinerlei Informationen über die Mercedes Power Unit erhielt.

"Zwischen den beiden gab es quasi ein Gentlemen-Agreement. Wir haben keine Informationen bekommen und haben auch nicht danach gefragt. Generell haben wir von außen nur sehr wenige Informationen sammeln können und konnten auch nur die Fernsehbilder auswerten. Somit ist da schon eine große Lücke zu den anderen Teams", so Arai. Kein Wunder, dass sich Alonso wünscht, der Australien GP würde erst im Sommer stattfindet. "Uns geht es ähnlich wie Red Bull im letzten Jahr: Wir würden uns wünschen, dass Australien im Juni oder Juli ist, aber das Rennen ist schon im März. Ich weiß nicht, ob wir komplett vorbereitet dort ankommen werden", so der zweifache Weltmeister.

Alonso-Unfall der Tiefpunkt

Am finalen Tag der ersten Barcelona-Testserie flog Alonso zwischen Kurve 3 und 4 von der Strecke ab und schlug in die Streckenbegrenzung ein. Der Spanier, der per Helikopter in ein Krankenhaus in Barcelona geflogen wurde, blieb bis auf eine Gehirnerschütterung unverletzt. Seitens McLaren-Honda sprach man von einem normalen Testunfall, viele wollten das nicht glauben. Zum einen weil Alonso auf der Innenseite der Strecke einschlug. Üblicherweise wird das Auto in diesem Bereich, der mit bis zu 250 km/h durchfahren wird, nach außen getragen. Zum anderen war Alonso in dem Bereich relativ langsam unterwegs (ca. 150 km/h). Die Spekulationen reichten von giftigen Dämpfen der Batterie bis hin zu einem Stromschlag.

Ein Hoffnungsschimmer

Auch wenn McLaren-Honda mit der Zuverlässigkeit des Autos hadert, so ist Peter Prodromou und seiner Truppe mit dem MP4-30 durchaus ein gutes Auto gelungen. In Barcelona verschaffte sich Motorsport-Magazin.com selbst ein Bild und die Bilanz kann sich sehen lassen. Der MP4-30 liegt sehr gut auf der Strecke. Vor allem in langsamen Kurven macht der Bolide einen hervorragenden Eindruck. Die Basis scheint auf jeden Fall zu stimmen. "Es sieht schlechter aus, als es ist. Es gibt Probleme, die wir lösen müssen. Aber die werden wir lösen. Wir werden das erste Rennen nicht gewinnen, aber vielleicht gewinnen wir das letzte", meinte Jenson Button.

McLaren & Honda in der Formel 1

McLaren-Honda Partnerschaft in Zahlen:

  • 5-jährige Partnerschaft von 1988 bis 1992
  • 80 GP-Starts
  • 53 Pole Positions
  • 44 Siege
  • 30 schnellste Rennrunden - 10 allein im Jahr 1988
  • 8 WM-Titel
  • Fahrertitel: Ayrton Senna (1988, 1990, 1991) und Alain Prost (1989)
  • Konstrukteurstitel: 1988, 1989, 1990 und 1991

Fazit:

McLaren-Honda hat allen Grund sich Sorgen zu machen, denn dank der Kinderkrankheiten bleibt der MP4-30 kurz vor dem Saisonauftakt in Australien ein Sorgenkind. Hoffentlich halten die Durchhalteparolen der Mannschaft länger durch als das Auto bei den bisherigen Wintertests.