Die Fabriktore bei Marussia haben sich geschlossen. Die Verbindlichkeiten beim englisch-russischen Team belaufen sich laut Insolvenzverwalter auf rund 40 Millionen Euro. Konkurrent Caterham sucht ebenfalls noch vergeblich nach Geldgebern für den angepeilten Test in Jerez. Diese Nachrichten sind allesamt Alarmsignale für Gene Haas, Teamgründer des in der Formel-1-Saison 2016 antretenden Haas F1 Team. Der Amerikaner ist jedoch sicher, mit seinem Rennstall einen ähnlich desaströsen Weg wie seine Vorgänger vermeiden zu können.

Nachdem das Team seinen Hauptsitz im amerikanischen Rennsport-Mekka North-Carolina eröffnete, verkündete Haas nun, dass auch eine Basis in England geplant sei. "Wir machen Fortschritte und werden im Januar einige Beschäftigte in England haben", äußerte sich Haas gegenüber dem Business-Journalisten Christian Sylt. Der englische Standort könnten die ungenutzten Hallen von Marussia in Banbury werden.

Fremde Hilfe notwendig

Fortschritte sieht der US-Unternehmer nicht nur in seiner Team-Infrastruktur, sondern auch in seinem Business-Plan, der große Unterschiede zu den Ansätzen von Caterham und Marussia aufweist. "Unser Modell ist unserem Nascar-Geschäft ähnlich, wo wir auf fremde Motoren und Chassis setzen", erklärt Haas mit Blick auf sein Nascar-Team Stewart-Haas-Racing. Die Idee der kleinen F1-Teams, Rennställe in Eigenregie und ohne fremde Hilfe aufzubauen, hält der Teamgründer indes für veraltet und nicht praktikabel.

"Ich habe mir die Teams angeschaut und gesagt, dass es Irrsinn ist. Wenn du Doktor werden willst, dann musst du zehn Jahre die medizinische Fakultät besuchen. Du musst von jemandem lernen. Das ist der Grund, wieso wir Ferrari als Partner gewählt haben", erklärt Haas die Verbindung nach Maranello.

Ferrari wird profitieren

Die Änderungen im Reglement erlauben Haas den möglichen neuen Ansatz, bei dem das Team bedeutende Unterstützung, Teile sowie die Power-Unit vom Partnerteam Ferrari erhalten wird. "Ich glaube, sie wollen einen Kunden, der ihnen ein gewisses Feedback gibt. Wenn wir also ihren Wert erhöhen können, dann wird sich die Partnerschaft sehr gut entwickeln", sagt Haas.

"Es ist grundsätzlich ein Experiment zu sehen, ob der neue Weg die Dinge anzugehen nützlich ist und ob das neue Team konkurrenzfähig ist. Für mich sind die neuen Teams einfach so weit hinten, dass sie nicht den Anschluss finden", fügt Haas hinzu. "Wenn wir es richtig machen, dann sind wir Genies. Wenn wir nur die Hälfte richtig machen, dann wäre es unglaublich", blickt der Teamgründer gespannt in die Zukunft.