Die Formel-1-Saison 2014 stand ganz im Zeichen der Mercedes-Motoren. 16 von 19 Rennen wurden von Piloten mit einem Aggregat aus Brixworth gewonnen, in puncto Pole Positions wies Mercedes sogar eine hundertprozentige Erfolgsquote auf. Damit lief man Renault unter dem neuen Reglement den Rang ab, nachdem die Franzosen die Jahre zuvor im Verbund mit Red Bull nach Belieben dominiert hatten.

"Sicherlich ist es ein bisschen frustrierend", gab Alain Prost, seines Zeichens Markenbotschafter von Renault, unumwunden zu. "Gerade im ersten Jahr mit der neuen Technologie ist es sehr wichtig zu zeigen, dass man konkurrenzfähig sein kann." Renault hatte mit den V6-Turbo-Motoren seit den ersten Testfahrten zu kämpfen und schaffte es bislang nicht, das Power-Defizit gegenüber Mercedes wettzumachen.

Rund 75 PS Leistungsrückstand sollen die Motoren aus Viry-Châtillon aufweisen, doch Prost gab zu Bedenken, dass die Rechnung nicht so einfach sei, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. "Es gibt viele Dinge, die die Performance beeinflussen", hielt er fest. "Zum Beispiel die Integration des Motors in das Chassis, das Benzin und einige andere Dinge."

Alain Prost fuhr selbst für Renault, Foto: Sutton
Alain Prost fuhr selbst für Renault, Foto: Sutton

Vorteil Mercedes

Die Techniker hätten von Anfang an gewusst, dass eine schwierige Saison bevorstünde, so der Franzose, allerdings dürfe man nicht vergessen, dass es eine enorme Herausforderung war, einerseits vier Mal in Folge Weltmeister zu werden und andererseits bereits an einem Motor unter dem neuen Reglement zu arbeiten und damit zwei Projekte parallel zu betreiben.

"Es war für Mercedes deutlich leichter, sich eine Zeit im Voraus vorzubereiten", meinte Prost mit Blick auf die turmhoch überlegene Konkurrenz. "Wir wussten, dass es schwierig werden würde, sie zu schlagen. Besonders wenn man das Chassis und den Motor zusammen baut, ist es einfacher an verschiedenen Details wie der Integration zu arbeiten."

Obwohl Renault in den vergangenen Jahren unbeschreibliche Erfolge feierte, bekam den Großteil des Ruhms Red Bull ab, während nun, wo es schlechter läuft, den Franzosen der schwarze Peter zugeschoben wird. "Vielleicht ein kleines bisschen", gab sich Prost auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob der Anteil von Renault zu den Weltmeistertiteln unterschätzt wurde, diplomatisch.

"Wenn du hinten bist, will du Erster sein und wenn du vorne bist, ist es sehr schwierig, dort zu bleiben", führte der vierfache Weltmeister aus. "In gewisser Weise ist das ganze Leben so. Manchmal muss das aber nicht negativ sein und wir werden sehen, was die Zukunft bringt."

Mercedes an der Spitze - das prägende Bild der Saison, Foto: Sutton
Mercedes an der Spitze - das prägende Bild der Saison, Foto: Sutton

Kritik an der Kritik

Enttäuscht zeigte sich Prost über die viele Kritik, die von Anfang an auf die neue Formel 1 einprasselte. Dabei sei es eine äußerst beeindruckende Errungenschaft, die gleiche Leistung wie im Vorjahr auf die Straße zu bringen, dies jedoch mit 30 bis 40 Prozent weniger Sprit zu tun. "Die Leute sollten darüber nachdenken, was wir erreicht haben und welche Technologie dahinter steckt", forderte er.

"Es wurde von Beginn an von Leuten innerhalb der Formel 1 Kritik geübt. Das war nicht gut und war das falsche Signal", verdeutlichte Prost. Geht es nach dem Franzosen, ist das technische Reglement lediglich in puncto Chassis hinterfragenswert, motorenseitig sei man hingegen den richtigen Weg gegangen.

Herauszufinden gelte es, weshalb die öffentliche Wahrnehmung der Formel 1 so schlecht ist. "Ich spreche oft mit Fans und frage sie, warum sie nicht mehr Formel 1 schauen. Sie antworten, es sei zu kompliziert und der Fahrer nicht so wichtig", erklärte Prost, dem unklar ist, weshalb die TV-Einschaltquoten trotz vieler guter Rennen in den Keller rasselten. "Vielleicht sehen die Autos aus als wären sie zu einfach zu fahren", überlegte er. "Wir müssen verstehen, warum das so ist."