16 Siege, elf Doppelsiege, 18 Pole Positions, 701 Punkte - für Mercedes geht ein Jahr zu Ende, das von Anfang bis Ende mit Rekorden gepflastert war. Am Ende setzte sich mit Lewis Hamilton jener Pilot im teaminternen Duell um die WM-Krone durch, der mit 11:5 deutlich mehr Siege geholt hatte.

"Lewis hat elf Rennen gewonnen und hat den Titel daher verdient. Er hatte viele Aufs und viele Abs und wurde am Ende Champion", sagte Teamchef Toto Wolff nach dem Finale in Abu Dhabi. "Wir wussten ja bereits, dass wir die Fahrer-WM gewinnen werden. Die große Herausforderung war, zwischen den beiden Fahrern neutral zu bleiben. Es ist erleichternd, dass das nun zu Ende ist", gab er zu.

Defekte bleiben Dorn im Auge

Dass am Ende wieder ein Defekt eine entscheidende Rolle gespielt hatte, wurmte den Österreicher. "Das Bittere ist, dass wir so hart gearbeitet haben, diesen Teil des Autos zuverlässig zu machen, damit die beiden Jungs sich das auf der Strecke ausfahren können. Dass bei Nicos Auto Probleme aufgetreten sind, verleiht dem Ganzen einen bitteren Beigeschmack."

Der entscheidende Wendepunkt in dieser Saison, der Mercedes endgültig unschlagbar machte, war für Wolff Spa. Nachdem die Situation zwischen Rosberg und Hamilton dort nach einer Kollision eskaliert war, musste Mercedes reagieren und ging am Ende gestärkt aus der Affäre. "Alles was wir davor diskutiert und niedergeschrieben haben, war rein theoretisch. Danach mussten wir sicherstellen, dass so etwas nicht wieder passiert und das ist uns gelungen."

2015 alles wieder von vorne?

Dass Rosberg nach dem bitteren Ende seiner WM-Träume einer der ersten Gratulanten Hamiltons war, zeige aber, dass sich beide Piloten trotz der hitzigen letzten Monate immer noch den nötigen gegenseitigen Respekt entgegen bringen. Ob beide Fahrer aus den Fehlern der abgelaufenen Saison etwas für die Zukunft lernen konnten, lässt sich für Wolff nur schwer abschätzen.

"Alles wird wieder auf Null gestellt. All die Ups and Downs können sich wiederholen, all die Schwierigkeiten, aber auch all die guten Momente. Nächstes Jahr kann man sich daher nicht mehr viel abschneiden vom Jahr 2014", so Wolff. Eine Sache sei allerdings verbesserungswürdig: "Wir müssen unseren Job noch besser machen und eine bessere Haltbarkeit des Autos hinbekommen. Denn schnell ist es ohnedies."

Kaum einer zweifelt daran, dass der Silberpfeil auch 2015 das Auto sein wird, dass es zu besiegen gilt. Ein neuerliches Duell der beiden Teamkollegen ist in dieser Hinsicht beinahe obsolet. Ob Hamilton ob seines WM-Titels im kommenden Jahr einen Vorteil hat? "Er hat sich als Person und als Rennfahrer in eindrucksvoller Manier weiterentwickelt. Und eine zweite Weltmeisterschaft war wichtig für Lewis, um zu beweisen, dass der erste Titel kein Zufall war. Das wird ihn für nächstes Jahr natürlich stärken", sagte Wolff.

Gestärkte Fahrer nach aufregendem Jahr

"Aber auch Nico, der zwar verloren hat, aber gesehen hat, dass er knapp dran ist, wird sicher wieder hungrig sein. Ich habe keine Zweifel, dass wir nächstes Jahr mit ähnlichen Situationen umgehen werden müssen. Alles andere wäre ja gar nicht normal."

Und wie sieht der unterlegene Rosberg die Ausgangssituation für das kommende Jahr? "Jetzt schon Motivation für 2015 zu finden, das dauert noch ein Weilchen. Im Moment geht gar nix", sagte der Vizeweltmeister. "Ich habe diese Saison so viel Energie reingesteckt. Aber es war ein wichtiges Jahr, auch für meine persönliche Entwicklung. Da nehme ich sehr viel für die Zukunft mit."

Eine Zukunft, die zumindest 2015 erneut an der Seite von Hamilton stattfinden wird. Geht es nach Wolff, könnte die partnerschaftliche Stallrivalität sogar noch etwas länger andauern. "Wir würden uns freuen, wenn wir Lewis weiter bei uns im Team halten könnten. Er hatte maßgeblichen Anteil am Aufstieg des Teams und ich denke, dass er auch gerne bleiben würde. Dennoch ist das keine Sache von nur ein paar Stunden und bedarf einiger Reflexion und Diskussion", so Wolff. Am Verhandlungstisch wird derzeit um einen Vertrag ab 2016 gerittert. Ein Duell, in dem Hamilton dank seines WM-Titels nun bessere Karten besitzt.