Ein Tag, der unter dem Stern der WM-Entscheidung stand, endete für ein anderes Team in einem Traum: Williams. Zum ersten Mal seit dem Monaco GP 2005 standen in Abu Dhabi beide Williams-Piloten auf dem Podest. Ein denkwürdiger Tag für die Mannschaft aus Grove, denn bis zum Schluss hatte Felipe Massa sogar noch Chancen auf den Sieg. Auf der Ziellinie trennten ihn und Weltmeister Hamilton lediglich 2,5 Sekunden.

"Es war ein so enges Rennen heute und ich hatte nicht an eine Siegchance gedacht, aber am Ende war es eng", freute sich Massa. "Es war gut, gegen einen Mercedes zu fahren und ihn unter Druck zu setzen." Die Mannschaft versuchte alles, um am Ende noch Lewis Hamilton abzufangen und den ersten Williams-Sieg der Saison zu holen, scheiterte aber schließlich knapp.

Felipe Massa kämpfte gegen Lewis Hamilton um den Sieg in Abu Dhabi, Foto: Sutton
Felipe Massa kämpfte gegen Lewis Hamilton um den Sieg in Abu Dhabi, Foto: Sutton

Die etwas andere Strategie

Williams setzte bei Massa auf die Reifenstrategie weich-hart-weich, aber anders als die meisten anderen Teams. Erst in Runde 13 und damit später als alle anderen Top-Fahrer wechselte der Brasilianer zum ersten Mal. "Bis zum ersten Stopp war seine Pace wirklich gut und daher ließen wir ihn draußen", erklärte Performance-Chef Rob Smedley. Massa war zwar bereits aus dem kritischen Bereich heraus, nach dem Stopp in den Verkehr zu geraten, aber die Zeiten passten und der Abbau der Reifen war gering.

Auf der härteren Mischung sollte Massa dann bis ca. Runde 35 fahren, doch die Pneus hielten und die Strategie wurde geändert. "Wir waren in einer sicheren Position und von hinten drohte keine unmittelbare Gefahr", schilderte Smedley. Der Brasilianer selbst war zu jeder Zeit in die Strategieüberlegungen involviert und gab wichtige Informationen an die Box. "Ich fragte ihn, was er von dieser finalen Reifenwahl hält und er sagte, es sei ein bisschen riskant, aber wir sollten es machen." Für Smedley zeigte diese gemeinsame Arbeit an der Strategie erneut Massas Qualitäten als Top-Fahrer.

Felipe Massa gingen am Ende die Reifen und der Gummi aus, Foto: Sutton
Felipe Massa gingen am Ende die Reifen und der Gummi aus, Foto: Sutton

Die Jagd auf Hamilton

Nach Massas Stopp in Runde 43 warteten noch 12 Runden und die Jagd auf den Sieg begann. Stetig knabberte er Sekunde um Sekunde von Hamiltons Vorsprung ab. "Es war das Ziel, einfach rauszugehen und Rundenzeiten rauszuhauen, denn niemand war unmittelbar dahinter", so Smedley. "Um Lewis passieren zu können, hätte er etwas weniger Pace haben müssen, aber wenn Felipe zwei Sekunden näher dran gewesen wäre, hätte er DRS aktivieren können."

Dafür gingen dem Brasilianer am Ende aber die Runden aus. Ein weiter nach vorne gezogenen Stopp und damit mehrere Runden auf den Option-Reifen hätte laut Smedley aber auch nicht zum Erfolg geführt. "Das hätten wir tun können, aber am Ende war der Stopp bezogen auf den Abbau richtig getimt", führte er an. Tatsächlich war der Stopp erst für Runde 44 vorgesehen und wurde etwas nach vorne gezogen. Noch mehr Kilometer auf den weichen Reifen am Ende wären aber schwierig geworden. "Der Reifen war gegen Ende mehr oder weniger hinüber. Ich weiß nicht, ob der Option bei einem früheren Stopp die letzten Runden gehalten hätte und er tatsächlich in der Lage gewesen wäre, Lewis zu überholen."

Felipe Massa erzielte zwei Podestplätze in Folge, Foto: Sutton
Felipe Massa erzielte zwei Podestplätze in Folge, Foto: Sutton

Der beste Massa

Letztlich war der Tag aber auch ohne Sieg für Williams nahezu perfekt. Besonders die Leistung von Felipe Massa sorgte für große Begeisterung beim Performance-Chef. Smedley war bereits beim ersten gemeinsamen Williams-Rennen in Bahrain aufgefallen, wie positiv sich der Brasilianer verändert hatte. "Ich war überrascht, wie entspannt er war und ich wusste, dass wir die Ergebnisse erzielen können, die wir holen sollten", erinnerte sich Smedley. Dieser Gemütszustand hätte sich von Rennen zu Rennen in der entspannten Atmosphäre bei Williams weiter verbessert und so auch Massa selbst.

"Heute haben wir - nicht zum ersten Mal in dieser Saison - den besten Felipe gesehen. Er war absolut fehlerfrei. Das ist der beste Felipe und der Typ, den ich kenne und von dem ich weiß, dass er so fahren kann." Nun sei es an Williams, sowohl Massa als auch Bottas auf ein Level zu bekommen, auf dem die beiden derartige Leistungen an jedem Rennwochenende abliefern könnten. "Wenn wir das tun und das entsprechende Auto liefern, gibt es keine Limits."