Nico Rosberg:
Es ist eine Herausforderung für uns Fahrer, weil es neu und anders ist. Bislang haben wir auf der Strecke das gemacht, was uns das Team gesagt hat. "Fahr schnell, fahr langsam, pass auf die Reifen auf, pass auf den Verbrauch auf..." Jetzt sind wir auf uns alleine gestellt. Ich denke, das ist der Weg, den man einschlagen sollte, weil es pures Rennfahren ist. Vor einigen Rennen war ich Zweiter und habe versucht, Lewis zu überholen. Jedes Mal, wenn ich mein Setting geändert habe, hat er seins auch geändert. Deshalb gab es nie einen Unterschied und ich hatte nie die Möglichkeit, einen Vorteil zu erlangen. Das gibt es jetzt nicht mehr. Das andere Auto sieht nicht mehr, was das eine Auto macht. Das ist gut, das macht solche Situationen aufregender. Wenn man sich anhört, was einem der Ingenieur in der Einführungsrunde sagt... Der hört nicht auf, zu reden. Und jetzt wird es ruhig sein. Von unaufhaltsamen Reden zu Nichts - das ist eine große Änderung und ich muss jetzt selbst damit klarkommen.

Lewis Hamilton: Auf der einen Seite denke ich, dass es in meiner Formel-1-Karriere ein wirklicher Kampf war, sicherzugehen, dass ich im Funk das Richtige sage. Das habe ich nicht immer richtig hinbekommen. Auf der einen Seite denke ich also, dass das eine großartige Sache ist. Der Weg, den die Formel 1 eingeschlagen hat, geht in Richtung Systeme. Am Ende des Tages müssen wir da draußen unseren Job machen. Es ist nur so, dass wir dabei Hilfe bekommen. Aber ich mag, dass es sich so anfühlt, als würde man in die Kartzeiten zurückkehren. Man kann nur herausfinden, was der Gegner vor oder hinter einem macht, indem man ihn beobachtet und nicht dadurch, dass einem das jemand anderer sagt. Ich freue mich darüber.

Sebastian Vettel bekommt viel zu tun, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel bekommt viel zu tun, Foto: Red Bull

Fernando Alonso:
Diese Regel bringt keinen Vorteil. Es ist wie im Basketball oder Fußball, wenn man dort dem Trainer einen Maulkorb gibt. Am Ende gibt es einen starken Wettbewerb in unserem Sport. Einige der Funknachrichten dienen der Sicherheit. Es geht nicht nur um Performance.

Sebastian Vettel:
Ich hoffe, dass es mir einen Vorteil bringt, aber ein technisches Grundinteresse hat jeder Fahrer. Hoffentlich büßen wir keine Performance ein. Das wäre das Schlimmste für uns. Ich hoffe, dass ich das alles gebacken bekomme, was mir vorher gesagt wird. Statt 200 Funksprüchen wird es jetzt nur noch mehr 20 geben. Die sollte man vielleicht dem Fahrer überlassen, aber die Umsetzung ist jedem selbst überlassen. Müssen abwarten, wie das in der Praxis aussieht. Ein Sicherheitsrisiko sehe ich eher nicht. Es geht eher um die Zuverlässigkeit. Man riskiert vielleicht eher einen Ausfall.

Jenson Button sieht einen Vorteil für die Cleveren, Foto: Sutton
Jenson Button sieht einen Vorteil für die Cleveren, Foto: Sutton

Jenson Button:
Wir werden jetzt mehr Fehler sehen und das ist gut so, vor allem für die Fans. Heutzutage gibt es zehnmal mehr zu tun als früher. Da hat man geschaut, wie die Balance ist, hat auf die Reifen Acht gegeben und das war's. Heute ist das viel komplizierter. Wir haben andere Systeme, was die Bremsen angeht, was das Benzinsparen angeht. Es werden viele Änderungen von außen am Auto vorgenommen, die wir gar nicht kennen. Das macht natürlich unser Leben etwas schwieriger. Aber generell halte ich es für eine gute Sache. Es macht die Rennen spannender. Für die intelligenten Fahrer ist das Funkverbot sicherlich von Vorteil, wobei ich jetzt nicht sagen will, dass es da draußen dumme Fahrer gibt [lacht]. Auf jeden Fall muss man als Fahrer jetzt seine Hausaufgaben erledigen.

Daniel Ricciardo:
Beim Kartfahren war es cool. Wir waren auf uns allein gestellt. Lenkrad, Pedale - das war's. Es war vielleicht etwas friedlicher. Wenn man in den Formelserien aufsteigt, fängt man mit Funksprüchen an. Dann kommen Knöpfe und viel mehr dazu. Man gewöhnt sich daran, aber wenn es jetzt wieder mehr von uns abhängen soll, dann ist das eben so. Es wird jetzt wohl weniger Gespräche im Funk geben, aber wir sind auch nicht so sehr darauf konzentriert gewesen. Wir hatten ein paar Rennen in denen wir sehr ruhig waren. Ich bin kein Fahrer, der immer zu Feedback und Infos braucht. Die Mercedes-Fahrer sprechen sehr viel. Wir gehen nicht wirklich so in die Tiefe. Vielleicht wird es für uns deshalb etwas einfacher, uns anzupassen. Es ist manchmal schön, seine Ruhe zu haben."

Felipe Massa erwartet heftige Proteste, Foto: Sutton
Felipe Massa erwartet heftige Proteste, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen:
Wenn es keinen Grund gibt, spreche ich nicht viel im Funk. Sollte es aber Schwierigkeiten mit dem Auto geben, könnte es recht kompliziert werden. Besonders wenn man etwas ändern muss, um ins Ziel zu kommen. Ich weiß nicht, wie die Regeln in so einem Fall aussehen. Aber es macht es für uns auf jeden Fall komplizierter. Aber das gehört zum Spiel dazu.

Nico Hülkenberg:
In Notsituationen wird es einen Unterschied machen, aber es ist immer schwierig, im Vorhinein zu sagen, wie groß die Auswirkungen von etwas sein werden. In der Theorie können wir viel diskutieren, aber man muss in der Praxis sehen, wie es funktioniert. Es wird sicherlich kniffliger und herausfordernder für die Fahrer. Man muss aktiver sein und sich nicht nur auf das Fahren konzentrieren, jetzt muss man sich auch um all die anderen Dinge kümmern, weil man nicht mehr die Hilfe hat. Es ist nur eigenartig, dass wir es zwischen zwei Rennen einführen, aber sonst finde ich es okay.

Felipe Massa:
Wenn die Regeln so bleiben, gibt es morgen im Fahrerbriefing einen großen Streit. Aus meiner Sicht ist es witzig, dass sie so etwas jetzt ändern. Es ist nicht der richtige Moment. Vielleicht haben sie es geändert, weil sie zu viel mit den alten Fahrern sprechen. In einigen Bereichen ist es okay. Es ist in Ordnung, wenn dir das Team nicht sagt, dass du deine Reifen in Kurve fünf im Vergleich zu deinem Teamkollegen zu stark abnutzt. Aber wenn man die Hinterradbremsen zu stark überhitzt, kann es ein Feuer geben. Das könnte zu einem schweren Unfall führen. Das hat nichts mit dem Fahrern zu tun, sondern mit den komplizierten Einstellungen.

Mika Häkkinen erklärt Motorsport-Magazin.com seine Sicht der Dinge, Foto: Sutton
Mika Häkkinen erklärt Motorsport-Magazin.com seine Sicht der Dinge, Foto: Sutton

Mika Häkkinen:
Zu meiner Zeit war der Funk frei. Das Team hat dir alles mitteilen können, technische Dinge über das Auto, Abstände zum Vordermann usw. Der Unterschied zu damals ist, dass der heutige Funk viel fortschrittlicher ist, da die Teams jetzt über Computer und Daten verfügen, die es zu unserer Zeit nicht gab. Wenn ein Fahrer zu früh bremst, dann kriegt er über Funk schon die Anweisung, dass er fünf Meter später bremsen soll. Für den Fahrer ist die Anweisung sicher gut, denn dadurch wird seine Rundenzeit schneller, aber ist es wirklich gut für den Sport, die Fans? Ich bin der Meinung, dass ein Fahrer mit Talent und der seine ganze Karriere lang hart gearbeitet hat, all diese Sachen weiß und den Funk nicht braucht.

Monisha Kaltenborn:
Die Konsequenz aus den technischen Neuerungen im Fahrzeug ist die riesige Datenmenge, die wir dem Fahrer abnehmen müssen. Es gibt so viele technische Feinheiten und eine Menge an Daten, die der Fahrer verarbeiten muss. Deshalb kümmern wir uns darum. Es ist nicht so, dass die Fahrer nichts tun könnten - trotzdem machen wir es. Die Intensität des Verbots wundert mich schon. Wir müssen vorsichtig sein, nicht von einem Extrem ins andere zu verfallen. Wir sollten keine Sicherheitsrisiken eingehen, die durch das Verbot entstehen könnten. Es wird jetzt sehr ruhig im Funk werden, auch im Hinblick auf die Fans könnte das gefährlich werden - die Fans mochten die Kommunikation am Funk. Die FIA hat zwei Leute abgestellt, die den gesamten Funk abhören werden. Zuschauer haben sich ja angeblich beklagt, dass es zu viele Funksprüche gab.

Bernie Ecclestone:
Ich habe es in Gang gebracht. Die Fahrer sollten wissen, was falsch und was richtig ist. Sie brauchen niemanden am Kommandostand, der ihnen sagt, was sie tun sollen. Die Fahrer müssen die Autos ohne hilfe fahren. Vorher wurde ihnen schon sehr geholfen. Auch jetzt gibt es noch viele Hilfen, die wir vielleicht nicht haben sollten.