Für McLaren brachte das Qualifying zum Grand Prix von Italien die hervorragenden Startpositionen fünf für Kevin Magnussen und sechs für Jenson Button. So weit so gut, doch Teamkollegen direkt nebeneinander können sich in der engen Kurve eins von Monza auch ganz leicht in die Haare bekommen. Das wissen die McLaren-Piloten, doch mit Samthandschuhen wird keiner in das Rennen gehen.

Jenson Button stellte sofort klar, dass Kevin Magnussen im Duell mit ihm keinen Teamkollegenbonus zu erwarten hat: "Ich werde genau so fahren wie ich das in den letzten 259 Grands Prix auch getan habe. Dann werden wir ja sehen was passiert. Man kann seinen Fahrstil nicht einfach ändern, nur weil der Teamkollegen neben einem ist. So etwas verursacht eher Unfälle, als dass es einem hilft, heil durch die erste Kurve zu kommen." Kevin Magnussen gab sich noch aggressiver, wenn auch nicht völlig ernstgemeint. "Ich ziele definitiv auf Jenson", scherzte der Rookie.

Abgesehen von der möglicherweise heiklen Situation am Start überwiegt bei McLaren die Freude. "Mit den Rängen fünf und sechs sollten wir sehr zufrieden sein, denn wir hatten erwartet, dass wir mit den Ferraris und Red Bulls kämpfen, aber nun sind wir sogar vor ihnen. Da haben wir also einen guten Job erledigt. Williams wird für uns aber schwer zu schlagen zu sein. Es hat uns etwas überrascht, wie schnell sie sind. Am Freitag hat es so ausgesehen, als hätten sie in den Longruns das schnellste Auto. Wir müssen uns also eher auf Ferrari und Red Bull konzentrieren", glaubt Button.

Button und Magnussen kämpfen um die Vormachtstellung bei McLaren, Foto: Sutton
Button und Magnussen kämpfen um die Vormachtstellung bei McLaren, Foto: Sutton

Der Routinier glaubt, im Rennen an die Qualifyingleistung anschließen zu können: "Wir haben uns von Freitag auf Samstag verbessert. Wenn wir die Feinabstimmung noch hinbekommen dann sollten wir die Pace für die Ränge fünf und sechs haben. Sollte den Jungs an der Spitze ein Fehler unterlaufen, können wir natürlich noch weiter nach vorne kommen."

Nur ein Stopp - oder doch nicht?

Bei diesem Unterfangen könnte dem McLaren-Duo auch die Renntaktik behilflich sein. Fast überall wird von einem klaren Fall für eine Ein-Stopp-Strategie gesprochen - Button und Magnussen sind sich da nicht so sicher. Der Däne erwartet einige Bremsplatten: "Man kann wohl mit einem Stopp durchkommen, aber nur, wenn man sich nicht verbremst oder die Reifen verheizt, weil man zu hart pusht. Button sieht auch die Wetterbedingungen als wichtigen Faktor an. "Die Strecke ist im Rennen sicher zehn bis 15 Grad wärmer als beispielsweise am Freitag. Das ändert vieles. So ist es kein klares Ein-Stopp-Rennen. Ich denke, dass es deutlich gemischter sein wird, als wir jetzt glauben", vermutet der erfahrenste Mann im Feld.

Für viele Beobachter kam die starke McLaren-Performance in Monza etwas überraschend. Nicht so für Teamchef Eric Boullier. "Ich will nicht arrogant klingen, aber für mich ist das Ergebnis keine Überraschung. Wir haben gute Arbeit in der Fabrik geleistet und bringen fast bei jedem Rennen Updates. Ich bin sehr zufrieden mit der Weiterentwicklung unseres Autos. Mit dem neuen Reglement, das uns in diesem Bereich stark einschränkt, ist es schon eine Leistung, sich so zu steigern", meint der zu Saisonbeginn von Lotus gekommene Boullier.