Force India ist ein beeindruckendes Team. Trotz geringen Budgets schafft es die Mannschaft aus Silverstone ein aufs andere Jahr, beachtliche Ergebnisse einzufahren. Ex-Teamchef Colin Kolles spricht gerne vom effizientesten Formel-1-Team, wenn er über sein ehemaliges Team spricht. In diesem Jahr läuft es besonders gut für Vijay Mallya und seine Truppe.

Otmar Szafnauer ist Geschäftsführer bei Force India, Foto: Force India
Otmar Szafnauer ist Geschäftsführer bei Force India, Foto: Force India

Sergio Perez konnte in Bahrain den zweiten Podestplatz der Teamgeschichte einfahren, Nico Hülkenberg holte bis zum vergangenen Grand Prix in Ungarn bei jedem Rennen Zähler. Mit 98 Punkten hat das Team nach elf Rennen schon fast so viele Punkte geholt wie im gesamten Jahr 2012, Force Indias bisher besten Saison.

Sicherlich profitiert der Rennstall von den starken Power Units aus dem Hause Mercedes-Benz, doch einzig und allein darauf ist das gute Abschneiden nicht zurückzuführen. McLaren hat schließlich ebenfalls Power aus Brixworth im Heck und muss sich meist hinter dem deutlich kleineren Team anstellen. "Wir sind vor McLaren, die mehr Ressourcen haben, einen besseren Windkanal, einen besseren Simulator - und man kann die Liste fortführen", freut sich Force India Geschäftsführer Otmar Szafnauer.

"Das einzige, was wir machen ist, dass wir diese Nachteile nehmen, verstehen was wir zur Verfügung haben, die Grenzen dessen ausloten und dann am Ende mehr herausholen. Wir haben bessere Leute oder Leute, die verstehen, wie wir das meiste aus unseren Ressourcen holen können", so der Rumäne im Interview mit F1.com.

Früh auf 2014 eingestellt

Aber das alleine erklärt die Stärken des VJM07 noch nicht. Bereits im Mai 2013 hat Force India mit der Entwicklung des neuen Fahrzeugs begonnen. Ein Großteil der Ressourcen wurde schon auf 2014 abgestellt, schließlich war der Regelumbruch groß wie selten zuvor. Doch dann entschied sich Pirelli zur Saisonhalbzeit dazu, die Reifenkonstruktion zu ändern .

"Da steckten wir im Dilemma: Stoppen wir die Entwicklung für 2014 und reagieren auf die neuen Reifen - was uns eine Zeit lang beschäftigt hätte - oder machen wir wie geplant weiter?" Doch die Situation in der Konstrukteurs-WM erleichterte die Entscheidung. Einzig und allein McLaren war zu diesem Zeitpunkt noch in Reichweite. "Hätten wir auf den Wechsel reagiert", meint Szafnauer, "hätte es einen größeren Einfluss auf das diesjährige Fahrzeug gehabt als das, was wir im letzten Jahr gewonnen hätten."

Mercedes hat frühzeitig Weichen gestellt

Chassis-seitig hat sich Force India also auf die Saison 2014 ausgerichtet. Doch auch beim Motor überließen Vijay Mallya und Co. nichts zum Zufall. Denn es gab auch Alternativen zu Mercedes. Ferrari beliefert nur drei Rennställe, dürfte also laut Reglement noch ein weiteres Team mit Power Units ausstatten. Doch Force India hat sich ganz bewusst für Mercedes-Power entschieden.

Die Mercedes-Power-Unit ist das Maß der Dinge, Foto: Mercedes-Benz
Die Mercedes-Power-Unit ist das Maß der Dinge, Foto: Mercedes-Benz

"Wir hatten ein gutes Gefühl. Wir wussten, was Mercedes macht, weil wir im Dialog waren - wir hatten einen langfristigen Vertrag mit ihnen geschlossen, also haben sie es uns erzählt - aber was man nicht weiß ist, was die anderen machen. Man muss erahnen, was mit ihnen passiert. Man weiß nur, was man selbst macht..."

Nur auf das Gefühl hat sich Force India aber nicht verlassen, wie Szafnauer erklärt: "Es gab ein paar Sachen: Mercedes hat über die Jahre eine Menge Zeit, Mühe und Ressourcen in die Infrastruktur investiert, die die Entwicklung des Antriebsstrang auch ohne Streckentests ermöglicht und unsere Einschätzung war es, dass die anderen vielleicht nicht so sehr in diesen Bereich investiert haben." Durch die strake Reglementierung der Testfahrten sollte sich diese Investition tatsächlich als goldrichtig herausstellen. Während Ferrari und Renault bei den ersten Testfahrten noch mit massiven Problemen zu kämpfen hatte, lief die Mercedes-Power-Unit von Anfang an zuverlässig.

Der konsequente Aufbau von sogenannten Dynos, also Motorenprüfständen, war nicht die einzige strategische Ausrichtung von Mercedes, die Force India überzeugen konnte. "Wir wussen, dass Mercedes den kompletten Antriebsstrang selbst baut, dass sie keine Teile von Externen kaufen würden - und den Antriebsstrang zu integrieren, war der Schlüssel."

Dazu kamen noch zwei weitere Faktoren: Die bisherige Zusammenarbeit verlief gut, außerdem ist die Motorenschmiede in Brixworth nicht weit von Silverstone entfernt. Viry (Renault) und Maranello (Ferrari) sind hingegen deutlich weiter vom Force-India-Stammsitz entfernt."