1. - Warum war Ricciardo wieder erfolgreicher als Vettel?

Die nächste Klatsche für den Weltmeister. Während Daniel Ricciardo in Ungarn seinen zweiten Saisonsieg feierte, landete der Heppenheimer nur auf Platz sieben. Damit führt Ricciardo in Rennen mit 9:2 - wer hätte vor der Saison damit gerechnet? War Vettel auf dem Hungaroring schlechter als Ricciardo? Nein, er hatte vor allem eine Menge Pech beim ersten Safety Car, als er gerade die Boxengasse passiert hatte und in der Folge zurückfiel.

Bei Ricciardo hingegen konnte Red Bull gerade noch schnell genug schalten und ihn zum Reifenweisel hereinrufen. Als ob das nicht genug gewesen wäre, musste Vettel beim Re-Start ohne den Zusatzantrieb seiner Power Unit kämpfen. Und als ob das noch nicht gereicht hätte, drehte er sich in der zweiten Rennhälfte in der letzten Kurve und vermied nur knapp einen Einschlag. "Es war einfach ein sehr unglückliches Rennen für Sebastian", fasste Teamchef Christian Horner zusammen.

Bei Ricciardo hingegen lief es wie am Schnürchen. Eine clevere Drei-Stopp-Strategie und eine beeindruckende fahrerische Leistung ermöglichte es dem Australier, kurz vor Schluss zunächst Lewis Hamilton und dann auch noch Fernando Alonso zu überholen. Ricciardo anschließend mit breiter Brust: "Da ich nun schon zwei Rennen aus schwierigen Positionen gewonnen habe, kann ich glaube ich schon von mir behaupten, dass ich derzeit eine Menge Selbstvertrauen mitbringe."

So sehen Sieger aus: Daniel Ricciardo, Foto: Sutton
So sehen Sieger aus: Daniel Ricciardo, Foto: Sutton

2. - Warum landete Hamilton vor Rosberg?

Der eine auf der Pole, der andere in der Box. Wer hätte geglaubt, dass am Ende trotzdem Lewis Hamilton vor Nico Rosberg ins Ziel und aufs Podium fahren würde? Eigentlich hatte alles auf den erwarteten Rosberg-Sieg hingedeutet, doch der WM-Leader war der große Verlierer der ersten Safety-Car-Phase. Aus neun Sekunden Vorsprung wurde beim ersten Re-Start Platz fünf, weil er die Boxeneinfahrt knapp verpasst hatte. Mit überhitzten Bremsen rieb sich Rosberg anschließend an der Konkurrenz auf, während Hamiltons Zwei-Stopp-Strategie perfekt zum Fluss des Rennens passte.

Der Mercedes-Plan sah vor, Rosberg mittels einer Drei-Stopp-Strategie und einem letzten Stint auf den Option-Reifen nach vorn zu schieben, doch die Taktik ging schief. Rosberg fehlte der nötige Speed, um Hamilton mit seinen alten Reifen zu überholen, und so musste er sich mit Platz vier zufrieden geben. Einige Kritiker behaupteten, dass Rosberg zu konservativ gefahren sei, doch dem widersprach Teamchef Toto Wolff. "Nein, das glaube ich nicht", sagte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Das Safety Car hat seine Strategie ruiniert, er hat neun Sekunden vor Bottas und Vettel geführt. Die sind Siebter und Achter geworden, er Vierter. Insofern war es gut."

Nicht mal ein Dreher hielt Hamilton vom Podium ab, Foto: Sutton
Nicht mal ein Dreher hielt Hamilton vom Podium ab, Foto: Sutton

3. - Was hatte es mit den Mercedes-Funksprüchen auf sich?

Runde 47, Rosberg hängt hinter Hamilton. Der Brite wird via Teamfunk angewiesen, seinen Teamkollegen passieren zu lassen, damit dessen Drei-Stopp-Strategie aufgehen kann. Hamilton weigert sich und macht dicht. "Zu dem Zeitpunkt war ich Zweiter oder Dritter und bin mein Rennen gefahren, ich wollte gewinnen. Da verstehe ich nicht, warum ich ihn vorbeilassen soll", war Hamilton nach dem Rennen geradezu schockiert vom anberaumten Platztausch. Die Forderung kam allerdings nicht von Rosberg, sondern von Paddy Lowe. Rosberg fragte lediglich nach, warum ihn Hamilton nicht vorbeilasse.

Die Situation heizt das sowieso brisante Teamduell noch weiter an. Ein Gespräch für den Sonntagabend wurde bereits angekündigt. Toto Wolff versuchte umgehend zu schlichten: "Das mit dem Funk war schwierig: Es war nicht gemeint, dass er ihn vorbeiwinken soll, sondern dass sie nicht miteinander kämpfen sollen."

Für Niki Lauda war die Sache kurz nach Rennende völlig klar: "Ich habe es genau beobachtet: Nico war nicht nah genug dran, dass er mit DRS neben ihn fahren konnte. Dann hätte Lewis ihn vorbeigelassen." Genau das hatte Hamilton auch via Funk mitgeteilt. "Wenn er nah genug rankommt, um zu überholen, kann er überholen", lautete seine Antwort, als er sein eigenes Rennen fuhr und schließlich mit dem Podium belohnt wurde.

Lewis Hamilton: Kein Platz für Nico Rosberg, Foto: Sutton
Lewis Hamilton: Kein Platz für Nico Rosberg, Foto: Sutton

4. - Hätte Alonso gewinnen können?

Nein. Die Reifen der Zwei-Stopper waren am Ende des Rennens eineinhalb Sekunden langsamer als jene der Drei-Stopper. Gegen Daniel Ricciardos perfekte Strategie war an diesem Tag kein Kraut gewachsen. Dass Alonso beide Mercedes hinter sich halten konnte, war vor allem in den letzten drei Runden eine bravouröse Leistung. "Platz zwei fühlt sich an wie ein Sieg", sagte der Ferrari-Pilot nach dem Rennen.

Das einzig Bittere: Wäre Marcus Ericssons Crash nur um wenige Sekunden früher eingetreten, hätte Alonso noch in die Boxengasse abbiegen und damit die Führung nach der ersten Safety-Car-Phase übernehmen können. Allerdings wäre auch in diesem Fall eine Zwei-Stopp- der Drei-Stopp-Strategie Ricciardos unterlegen gewesen.

Zweites Podium in dieser Saison für Fernando Alonso, Foto: Sutton
Zweites Podium in dieser Saison für Fernando Alonso, Foto: Sutton

5. - Was ging bei McLarens Strategie-Poker schief?

Nach Marcus Ericssons heftigem Abflug in Kurve drei auf seiner siebten Runde entschied die Rennleitung, das Safety Car zur gefahrlosen Bergung des weitestgehend zerstörten Caterhams auf die Strecke zu beordern. Bis auf Kevin Magnussen entschieden sich sämtliche Piloten daraufhin zu einem Reifenwechsel, da die Strecke nach dem heftigen Regen rund 45 Minuten vor dem Start bereits weitestgehend abgetrocknet war.

Auf den Intermediates ins Rennen gegangen, wechselten mit Ausnahme des zweiten McLaren-Piloten Jenson Button nun sämtliche Fahrer auf eine der beiden Slick-Varianten. Im Glauben an weiteren Regen wurde Button hingegen auf frischen Intermediates auf die Strecke geschickt. Aufgrund seines Starts aus der Boxengasse blieb Magnussen auf seinen angefahrenen Intermediates draußen, um die vielen gewonnenen Positionen behalten zu können.

Da weiterer Regen jedoch ausblieb, mussten beide Piloten jedoch in Runde 15 einen weiteren Stopp einlegen. Die Chance auf eine gute Platzierung war somit gestorben.

Bei McLaren lief nicht viel zusammen, Foto: Sutton
Bei McLaren lief nicht viel zusammen, Foto: Sutton

6. - Wie konnte Vergne zwischenzeitlich auf Platz 2 fahren?

Ein Toro Rosso auf Podiumskurs. Erinnerungen an Sebastian Vettel wurden wach, als plötzlich Jean-Eric Vergne auf dem zweiten Platz hinter Fernando Alonso fuhr. Arg durch die beiden Safety-Car-Phasen begünstigt, kämpfte der Franzose zur Rennmitte wirklich mit den Großen - und wurde kurze Zeit später geschlagen. Nach dem zweiten Re-Start zogen Rosberg, Hamilton und Co. locker am Toro-Rosso-Piloten vorbei, der schließlich auf Platz neun durchgereicht wurde.

Vergne hatte trotzdem seinen Spaß und immerhin zwei WM-Punkte: "Ich wusste aber, dass ich nicht die Pace hatte, um mit den anderen Fahrern rund um mich bis zum Ende des Rennens Schritt zu halten. Aber es war ein schöner Moment."

Verrückted Bild: Vergne auf Platz 2, Foto: Sutton
Verrückted Bild: Vergne auf Platz 2, Foto: Sutton

7. - Was ging bei Force India schief?

So ziemlich alles. Zum ersten Mal in dieser Saison erreichte Nico Hülkenberg nicht die Punkteränge - Serie gerissen. Ärgerlich: Er kollidierte ausgerechnet mit seinem Teamkollegen Sergio Perez und fiel in Runde 17 aus. Hülkenberg nahm die Schuld auf seine Kappe, er hatte die Situation in der letzten Kurve schlichtweg falsch eingeschätzt.

Das Unheil nahm nur sechs Runden später seinen Lauf, als auch Perez ausfiel. Der Mexikaner verlor in der letzten Kurve die Kontrolle und knallte auf Start/Ziel in die Mauer. "In einem Rennen beide Autos zu verlieren, ist unglücklich", sagte Teambesitzer Vijay Mallya gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber so ist die Formel 1. Wir müssen das akzeptieren."

Erste Nullrunde für Nico Hülkenberg, Foto: Sutton
Erste Nullrunde für Nico Hülkenberg, Foto: Sutton

8. - Warum fiel Grosjean aus?

Diese Renninfo gibt es ganz selten in der Formel 1: "Safety Car will stay out", das Safety Car bleibt auf der Strecke. Verantwortlich dafür war Romain Grosjean, der seinen Lotus-Boliden wegwarf, als Bernd Mayländer im Führungsfahrzeug eigentlich in Richtung Box abbiegen wollte. Dank Grosjeans Einschlag in der elften Runde folgten allerdings noch ein paar Runden hinter dem Safety Car. Was war passiert?

Als das Safety Car zum ersten Mal auf die Strecke fuhr, holte sich der Franzose in der Box Slick-Reifen ab. Eigentlich keine schlechte Idee, doch in der Ausführung mangelte es. Als Grosjean während der Safety-Car-Phase versuchte, seine Slicks auf Temperatur zu bekommen, fuhr er auf eine der weißen Streckenbegrenzungslinien. Dort war es natürlich sehr rutschig und Grosjean verlor die Kontrolle. "Mir unterlief ein Fehler, als ich die Reifen aufwärmen wollte", gab der Lotus-Pilot offen zu.

So endete Romain Grosjeans Ungarn-Ausflug, Foto: Sutton
So endete Romain Grosjeans Ungarn-Ausflug, Foto: Sutton

9. - Ericsson-Crash - was war da los?

In Zahlen ausgedrückt: 20G! So stark war der Einschlag von Marcus Ericsson, als er in der siebten Runde für die erste Safety-Car-Phase des Rennens sorgte. In seiner Sprache klang das so: "Ich hatte ein ziemlich gutes Rennen bis zu dem Zeitpunkt, als ich verunfallte." Sieben Runden Spaß im Regen, dann war schon Feierabend.

Als der Caterham-Rookie in Kurve 3 mit Max Chilton und Pastor Maldonado zugange war, übertrieb er es mit dem Gaspedal - und endete in der Mauer. "Das war ein ziemlich heftiger Einschlag", sagte Ericsson anschließend. "Mir brach das Heck aus und ich konnte das Auto nicht mehr einfangen. Das war es dann, ich hing in der Mauer."

Heftiger Unfall: Marcus Ericsson kaputt, Foto: Sutton
Heftiger Unfall: Marcus Ericsson kaputt, Foto: Sutton