Mercedes und Red Bull enteilt, Williams, Force India und McLaren im Nacken: Die Saison 2014 verlief für Ferrari bislang äußerst bescheiden. Doch statt Aufschwung und Angriff auf die große Konkurrenz der Silberpfeile und 'roten Bullen' muss sich Ferrari bereits Mitte der Saison verstärkt nach hinten umsehen. Mit nur 106 Punkten und einem einzigen Podestplatz hat die Mythosmarke den aktuell dritten Konstrukteursrang einmal mehr lediglich Fernando Alonsos 'Zauberkünsten' zu verdanken. Jedoch wackelt selbst dieser mittlerweile bedenklich. Kimi Räikkönen findet bislang kaum statt - die Konkurrenz bläst zum Angriff.

Fernando Alonso ist bereit, 2014 verfrüht abzuschenken, Foto: Sutton
Fernando Alonso ist bereit, 2014 verfrüht abzuschenken, Foto: Sutton

Nur drei mickrige Zähler liegt Williams vor dem Deutschland GP noch hinter Ferrari zurück. Mit 15 respektive 16 Punkten Rückstand machen sich auch die zuletzt starken Mercedes-Kundenteams von Force India und McLaren große Hoffnungen, eher früher als später noch an der Scuderia vorbeizuziehen. Zwar entließ Ferrari nach schwachem Saisonstart den langjährigen Teamchef Stefano Domenicali und erweiterte das Team zuletzt um weitere Ingenieure, jedoch blieb ein spürbarer Fortschritt bislang aus. Geht es nach den Star-Piloten Alonso und Räikkönen, dürfen in dieser Saison von Ferrari keine Wunder mehr erwartet werden.

Kimi Räikkönen selbstkritisch

"Ich denke, dass wir das aktuelle Performance-Level so mehr oder weniger bis zum Saisonende beibehalten werden. Auch im September, Oktober und November werden wir einen beträchtlichen Rückstand auf die Spitze haben", räumt der WM-Vierte Alonso leicht resigniert ein. So könne es für Ferrari nur darum gehen, bei den verbleibenden Rennen stets das Maximum aus den eigenen Möglichkeiten zu machen, um dann auf Fehler oder Ausrutscher der Konkurrenz zu hoffen. Auch Räikkönen hadert mit dem bisherigen Saisonverlauf - und findet keine Erklärung für sein aktuelles 'Schicksal': "Ich versuche wirklich alles, aber immer wieder kommt irgendetwas dazwischen, was mir meine Rennen ruiniert."

Dabei nimmt sich der Finne nicht aus der Kritik heraus: "Es läuft weder im Qualifying noch im Rennen bei mir und oft waren bisher leider eigene Fehler ausschlaggebend dafür. Leider hatte ich jedoch auch Pech mit Fehlern anderer Piloten, mit technischen Defekten, mit taktischen Fehlern des Teams oder Problemen in der Box. Fakt ist, dass es eigentlich kein Wochenende gab, an dem alles einmal reibungslos verlief, und das zehrt natürlich an den Nerven." Dass Ferrari auch im kommenden Jahr derartige Probleme haben wird, glauben hingegen weder Räikkönen noch Alonso. Beide sind gar guter Dinge, dass die mittlerweile bereits über einjährige Leidenszeit Ferraris dann endlich vorbei sein kann.

Alonso von Quantensprung fest überzeugt

"Wir wissen genau, wo unsere Schwächen sind und haben bereits Lösungswege erarbeitet, unsere größten Baustellen zu beseitigen", verrät Räikkönen. Optimalerweise wünscht sich der Finne bereits einen Aufschwung in der laufenden Saison, ist sich jedoch sicher, dass spätestens 2015 wieder ein anderer Wind bei der italienischen Mythosmarke wehen wird: "Wir wurden in die Überlegungen und Vorhaben für kommende Saison eingeweiht und der Plan sieht eigentlich ganz gut aus. Wir müssen jedoch sicherstellen, dass wir auch das abliefern können, was wir uns vorstellen. Wir haben die notwendigen Bausteine, um ein richtig gutes Auto zu bauen und ich habe vollstes Vertrauen in unser Team in Maranello. Wenn wir fest daran glauben und alles dafür tun, wird uns die Wende gelingen.

Kimi Räikkönen kam bislang nicht über Rang sieben hinaus, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen kam bislang nicht über Rang sieben hinaus, Foto: Sutton

Auch Alonso ist sich sicher, dass die Konkurrenz trotz momentan augenscheinlicher Vorteile durchaus zu knacken ist. Trotz der guten Ansätze, die ihm Ferrari unterbreitete, mahnt der zweifache Weltmeister zur Vorsicht und warnt vor verfrühter Euphorie: "Das ist meine 14. Saison in der Formel 1 und ich habe bereits viele Projekte gesehen, die im Juli und August mit Hinblick auf die kommende Saison ins Leben gerufen wurden. Im August kann jeder konkurrenzfähig aussehen, im November sogar noch mehr, im Januar scheint vielleicht sogar alles super zu sein, doch dann sind im Februar dennoch nur zwei bis drei Teams in der Lage zu gewinnen." Dennoch ist der Spanier von einem Aufschwung überzeugt: " Wir haben die Ressourcen, Möglichkeiten und das Know-How, ein Siegerauto zu bauen. Jedoch muss alles zusammenkommen, damit das auch wirklich gelingt."

Um im nächsten Jahr nicht direkt einem Rückstand hinterherzulaufen, kann sich Alonso gar vorstellen, bereits verfrüht für 2015 zu experimentieren und somit gar Ergebnisse und Punkte in der laufenden Saison zu opfern. "Man müsste eine Kristallkugel haben, um zu sehen was nächstes Jahr passiert. Es ist alles noch offen, aber ich habe ein gutes Gefühl wegen der Performance, die wir erreichen können. Diese neue Ära der Formel 1 kann dominante Teams erzeugen und es gibt viel Verbesserungsraum. Es ist also nicht wie in den letzten Jahren des alten Technischen Reglements, als wir in Sachen Entwicklungsspielraum kaum noch Luft hatten. Ich bin mir sicher, dass der Schritt von 2014 zu 2015 bei uns deutlich größer sein wird, als diejenigen, die wir in der Vergangenheit gesehen haben."