Das Qualifikationsergebnis des Großen Preises von Deutschland lässt für Ferrari und seine Fans wenig Raum für Erfolgsaussichten. Lediglich die Startplätz sieben und zwölf sprangen für Fernando Alonso und Kimi Räikkönen am Samstag heraus - Ferrari scheint in Deutschland maximal vierte Kraft. Wie nahezu die gesamte Saison über hängt der F14 T in seinem Leistungsniveau vor allem gegenüber Mercedes und Red Bull zurück. Zuletzt gesellten sich jedoch Williams und immer öfter auch Force India zu den Peinigern der Mythosmarke. Während Alonso mit dem Messer zwischen den Zähnen permanent über dem Limit zu operieren scheint, steckt Co-Superstar Räikkönen weiterhin in einer bitteren Abwärtsspirale fest.

Nach zwei siebten Plätzen in den ersten beiden Qualifikationssegmenten manövrierte sich Alonso am Samstag relativ sicher bis in Q3. Räikkönen hingegen deutete bereits mit Platz elf in Q1 kleinere Schwierigkeiten an. Das Verpassen der ersten Zehn Positionen wurde jedoch schneller bitterer Ernst, als dem Finne wohl lieb sein konnte. Mit seiner Q2-Zeit von 1:18.273 Minuten scheiterte er zwar letztlich nur um 0,1 Sekunden am finalen Cut, jedoch schien dieser knappe Ausgang nur allzu symptomatisch für den Verlauf seines Wochenendes. "Der Ausgang des Qualifyings ist natürlich sehr bitter für mich, jedoch habe ich es einfach nicht hinbekommen, eine saubere Runde hinzulegen", zeigte sich Räikkönen selbstkritisch.

Alonso warnt vor schnellen Hintermännern

So verlor der Finne nicht nur in der tückischen zweiten Kurve eine Menge Zeit, als er mit seinem Boliden zu weit nach außen getragen wurde, sondern verpatzte aufgrund von kleinen Fahrfehlern auch den flüssigen Abschnitt im Motodrom. "Das Auto war in der ersten Runde von Q2 noch sehr gut und beim zweiten Run war es dann auf einmal sehr schwierig zu kontrollieren, was sehr komisch ist. Ich habe in Kurve zwei das Heck verloren, kam zu weit hinaus und verlor so viel Schwung vor dem langen Geradeausstück. Im dritten Sektor habe ich dann ebenfalls die Ideallinie verpasst und fuhr so ziemlich unrund durch diesen flüssigen Streckenabschnitt, was dann meine Runde endgültig ruinierte." Für das Rennen macht sich Räikkönen wenig Hoffnungen auf den ganz großen Sprung: "Vielleicht helfen uns die kühleren Temperaturen etwas, aber ansonsten sehe ich mit unserem Paket keine großen Möglichkeiten, weit nach vorne zu fahren."

Angesichts der vielen Probleme wirkt Kimi Räikkönen noch stoischer als sonst, Foto: Sutton
Angesichts der vielen Probleme wirkt Kimi Räikkönen noch stoischer als sonst, Foto: Sutton

Teamkollege Alonso machte mit Startplatz sieben zwar wieder einmal mehr aus seinen Möglichkeiten, glaubt angesichts des großen Rückstandes auf Mercedes und Williams jedoch nicht an die Chance auf die Wiederholung seines Sieges von vor zwei Jahren. Jedoch möchte der ambitionierte Spanier zumindest die direkte Konkurrenz von Red Bull, McLaren und Force India hinter sich lassen: "Wir dürfen nicht zu viel erwarten aber die Rennen in dieser Saison haben doch bereits des Öfteren Überraschungen parat gehabt. Manchmal dachten wir, wir sind konkurrenzfähig und fuhren dennoch hinterher, auf anderen Strecken war es genau andersherum." Trotz nach vorne gerichtetem Blick warnt Alonso vermehrt vor den Gefahren, die hinter ihm lauern. "Jenson Button startet auf elf und kann mit dem frischen Satz weicher Reifen gut taktieren. Ich erwarte auch, dass Lewis Hamilton früher oder später zu uns aufschließen und uns dann überholen wird. Auch die beiden Force India darf man natürlich nie außer Acht lassen. Das Rennen wird verdammt hart, aber wir müssen wie immer über das Limit gehen und das Beste aus unserer Situation machen."

FRIC bei Ferrari kein Thema mehr

Platzgewinne erwartet sich Alonso fast nur über die Strategie. Auch das Thema Reifenverschleiß steht angesichts der Wetterverhältnisse sowie der Tatsache, dass Pirelli seine beiden weichsten Mischungen an die Strecke gebracht hat, hoch auf der Agenda. "Wir müssen die Reifentemperatur stets im Auge behalten und das kann sich natürlich stark auf den Fahrstil und die Möglichkeiten zu attackieren auswirken. Leider haben wir hier bei heißen Bedingungen einen sehr hohen Verschleiß. Es sind jedoch immerhin viele strategische Varianten möglich, und wir müssen antizipieren, welche davon die beste ist, um die Gegner möglicherweise zu überraschen. Vielleicht wird es ja aber auch ein Regenrennen - und dann ist eh alles anders."

Nach dem ersten Qualifying ohne das vieldiskutierte FRIC-System nahmen die Ferrari-Piloten auch zu den Auswirkungen dieser technischen Änderung Stellung. Beide sind sich einig, dass kein gravierender Unterschied feststellbar ist. "Ich habe dieselben Balanceprobleme wie zuvor, fast das gleiche Setup wie zuvor und auch der Rückstand auf die Spitze ist mehr oder weniger identisch geblieben", resümiert Alonso, der in dieser umstrittenen Aktion der FIA keinerlei Schwierigkeiten sieht. Auch von der Konkurrenz kommen jedoch ähnliche Reaktionen: "Ich habe mich ein Bisschen bei den anderen Teams umgehört und da kommt man zu ähnlichen Entschlüssen. Das Thema ist für mich also abgehakt und es gibt definitiv keine dramatischen Veränderungen bei der Fahrweise der Autos."