Susie Wolff kann aufatmen. Bei ihrem zweiten Freitagseinsatz als Testfahrerin für Williams spulte die Schottin in Hockenheim 22 Runden ab und landete mit ihrer Zeit von 1:20.769 Minuten auf dem 15. Gesamtrang. Damit blieb die ehemalige DTM-Pilotin nur 0,227 Sekunden hinter der Zeit von Teamkollege Felipe Massa zurück, wenn auch mit leicht unterschiedlichen Setup-Einstellungen. "Der heutige Tag war ein wichtiger Schritt nach vorne, es war ein erfolgreiches erstes Training", strahlte Wolff. "Nun ist der nächste Schritt das Ziel, aber wir wissen alle, dass der recht hart ist."

Obwohl es keinerlei konkrete Pläne gibt, träumt die Schottin davon, eines Tages als Stammfahrerin in der Formel 1 unter Vertrag zu stehen. In Hockenheim hat sie nun richtig Blut geleckt. "Es wäre schön, fürs zweite Training wieder ins Auto zu steigen und dann das restliche Rennwochenende in Angriff zu nehmen", gab die 31-Jährige ehrlich zu. Gleichzeitig ist ihr klar, wie schwierig dieser Weg ist, daher ist die Devise: "Für mich heißt es: einen Schritt nach dem anderen."

Susie Wolff spulte 22 Runden ab, Foto: Sutton
Susie Wolff spulte 22 Runden ab, Foto: Sutton

Start mit Schrecksekunde

Nach ihrem Einsatz war die Williams-Pilotin fröhlich und strahlte - dazu war ihr zu Beginn des Trainings nicht zumute. Gleich auf ihrer Einführungsrunde streikte der Williams erneut - wie bereits zuvor in Silverstone. Der erste Gang blieb stecken und Wolff befürchtete das Schlimmste, bevor die Entwarnung von der Box kam und sie den Boliden langsam zurückbrachte. "Sobald sie sagten, 'ok, wir können das reparieren', dachte ich: Oh, Gott sei Dank!"

Bis zu diesem Moment vergingen die Sekunden aber wie Stunden und Wolff konnte kaum fassen, dass sie erneut von der Technik ausgebremst wurde. "Ich sagte mir: nein, nein, nein, so wird es nicht zu Ende gehen", lachte die Schottin. "Ich denke, wenn man diesen Optimismus hat und den festen Glauben und man weiß, es wird irgendwie funktionieren, dann klappt es auch."

Alles klarmachen

Sobald der Williams wieder einsatzfähig war, ging es im zweiten Run auf frischen Reifen darum, auf Pace zu kommen - mit Erfolg. Die Schottin ließ neben dem Sauber von Giedo van der Garde auch beide Lotus sowie Caterham und Marussia hinter sich. "Ich wusste, dass der zweite Run der wichtigste sein würde", erinnerte sich Wolff. "Ich musste es dort klarmachen, denn im dritten Run auf gebrauchten Reifen wäre keine gute Rundenzeit mehr möglich gewesen." Auch für die restlichen Runden war sich die Schottin ihrer Verantwortung wohl bewusst. Das Team musste durch das Verbot von FRIC Änderungen am Setup vornehmen und diese galt es genau zu eruieren. "Ich wusste, was ich zu tun hatte und ich wusste, dass es meine einzige Chance sein würde, um zu zeigen, wozu ich da draußen in der Lage bin."

Zwei kleine Patzer unterliefen der Testfahrerin dennoch: Sie wurde geblitzt - zwei Mal. Damit ist Williams um 2000 € ärmer und Wolff um eine Erfahrung reicher. "Die einzige kleine Schattenseite ist, dass ich zwei Strafen für Speeding in der Boxengasse bekommen habe - also ein teurer Vormittag", erklärte die Schottin mit einem Augenzwinkern.

Susie Wolff kennt den Hockenheimring gut, Foto: Sutton
Susie Wolff kennt den Hockenheimring gut, Foto: Sutton

Perfekte Vorbereitung

Wolff war bereits etliche Male auf dem Hockenheimring mit der DTM unterwegs und kennt den Kurs daher auswendig. Dennoch war die Ausfahrt mit dem Williams eine komplett neue Erfahrung: "Es passiert alles viel schneller", lachte die 31-Jährige. Viel wichtiger als die Rennen in der DTM waren für die Schottin aber die zahlreichen Stunden im Simulator. Hier hätte sie genau die Bremspunkte, den nötigen Speed sowie die Einlenkpunkte trainiert. "Wenn du nur so wenig Zeit im Auto hast, musst du sofort Druck machen können. Ich wusste, dass ich nur zwei, drei Runden hatte, um auf Pace zu sein", erklärte Wolff.

In den kommenden Monaten wird die Williams-Pilotin nun wieder ihre Zeit im Simulator fristen, denn weitere Einsätze auf der Strecke sind aktuell nicht geplant. "Sobald du zur Box kommst und die Session beendest, ist die nächste Frage, wann du wieder im Auto bist. Aber es ist eines der härtesten Dinge in der Formel 1, weitere Möglichkeiten zu bekommen", erinnerte die ehemalige DTM-Pilotin. "Das Team war zufrieden mit meiner Leistung und das war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nun müssen wir sehen, was noch möglich ist."