Wie sehen unsere Chancen in Hockenheim aus?
Nick Chester: Es ist eine gemischte Strecke mit einigen langen Geraden und einem mittelschnellen letzten Sektor. Zwei der Geraden sind auch über eine mittelschnelle bis schnelle Kurve verbunden, was gut für uns ist. Das gilt auch für die weichen und superweichen Reifen für diese Strecke. Das Wetter ist hier ebenfalls oft ein Faktor. Als wir das letzte Mal im Jahre 2012 hier gewesen sind, war es am Freitag und Samstag nass. Die Spitzkehre ist eine Schlüsselstelle für Überholmanöver, deshalb ist die Bremsperformance wichtig.

Wird es Upgrades geben?
Nick Chester: Ja, unser Entwicklungsplan läuft weiter mit Volldampf. Wir werden einen neuen Frontflügel bringen, der eine zufriedenstellende Verbesserung verspricht, ein Upgrade am Kühlsystem und einige kleinere Karosserie-Updates, die uns mehr Anpressdruck bringen sollen. Nach dem, was wir beim Silverstone-Test gelernt haben, und diesen Upgrades hoffen wir, einen guten Schritt vorwärts zu machen.

Ist Hockenheim eine Strecke, die dem E22 liegen sollte?
Nick Chester: Von Hockenheim und dem Hungaroring, der das zweite Rennen dieser Back-to-back-Combo ist, sollte uns der Hungaroring besser liegen, weil er aus mehr mittelschnellen Kurven besteht. Er ist auch nicht gerade als Power-Strecke bekannt, sondern als eine Strecke, die hohen Abtrieb erfordert - was in allen Aspekten für uns besser ist!

Kannst du die technischen Probleme bei Romain und Pastor beim Großbritannien-GP erklären?
Nick Chester: Romains Start wurde durch eine falsche [Elektronik-] Einstellung kompromittiert, die dafür gesorgt hat, dass er nicht ausreichend Leistung hatte, um einen vernünftigen Start hinzulegen. Das war frustrierend, weil er dadurch viele Plätze verloren hat, die ihn hinter langsamere Autos zurückwarfen. Pastors Auto hatte nach dem Kontakt mit Esteban Gutierrez Schäden am Unterboden, was bedeutete, dass er eine ordentliche Portion Abtrieb verlor. Der Heckflügel wurde auch heftig in Mitleidenschaft gezogen, deshalb ist er in Anbetracht dieser Tatsachen überraschend gut gefahren. Pastor verlor außerdem über das Rennen hinweg Leistung, aber das haben wir kontrolliert, um ihn so lange wie möglich fahren zu lassen. Das bedeutete, dass unsere Auspuff-Temperatur immer weiter anstieg, was vermutlich zu dem Auspuff-Schaden geführt hat. Aber der Auspuff wird auch einiges bei der Kollision [mit Gutierrez] und der Flugeinlage mitbekommen haben.

Optisch unterscheiden sich die 18-Zöller deutlich von den derzeitigen 13-Zoll-Reifen, Foto: Sutton
Optisch unterscheiden sich die 18-Zöller deutlich von den derzeitigen 13-Zoll-Reifen, Foto: Sutton

18-Zoll-Reifen wären interessant

Das Lotus-Team hat sich dazu entschlossen, den 18-Zoll-Reifen von Pirelli beim Test zum Debüt zu verhelfen. Welche Veränderungen musstet ihr vornehmen?
Nick Chester: Die 18-Zoll-Reifen von Pirelli sind definitiv anders als die Reifen, die derzeit in der Formel 1 verwendet werden, deshalb haben wir das als Shakedown betrachtet - eher als ein "Schauen wir mal" für Pirelli als ein Performance-Run. Die größeren Reifen bedeutete, dass wir den Unterboden anpassen und die Bodenfreiheit verändern mussten, um dem größeren Umfang gerecht zu werden. Einige Einstellungen am Fahrwerkssetup mussten ebenfalls modifiziert werden, wie zum Beispiel der Reifensturz. Das waren ziemlich grundlegende Änderungen, um Pirelli die Chance zu geben, das Konzept für die Zukunft zu evaluieren und zu sehen, wie die größeren Reifen auf dem Fahrzeug aussahen.

Wie viel Vorbereitungszeit wäre notwendig, um die 18-Zoll-Reifen in der Formel 1 im Rennbetrieb einzusetzen?
Nick Chester: 18-Zoll-Reifen hätten einen Einfluss auf das Fahrzeug-Design. Wir würden gerne mindestens ein Jahr vor deren Einführung im Windkanal testen. Die Bodenfreiheit und das Fahrwerk müssten verändert werden, außerdem wäre das Reifenprofil selbst ziemlich anders. Es wäre eine interessante Herausforderung.