Christian Horner weiß, was die Stunde geschlagen hat und übt weiter Druck auf Red Bulls Motorenpartner Renault aus. Seit dem Österreich Grand Prix fordert der Teamchef die Franzosen auf, mehr Gas bei der Weiterentwicklung der schwächelnden Power Unit zu geben. "Wir müssen anerkennen, dass Mercedes sehr gute Arbeit geleistet hat und Ferrari im Moment wahrscheinlich etwas vor Renault liegt", so Horner. "Ich denke aber, dass beide ziemlich nah beieinander liegen. Nur Mercedes sticht heraus und all ihre Teams zeigen gute Leistungen, zumindest die meisten."

Schon in der Vorbereitung auf die Formel-1-Saison 2014 war offensichtlich geworden, dass Renault Probleme hat. Während Mercedes im vergangenen Jahr frühzeitig mit der Entwicklung des Turbo-Aggregates begonnen hatte, stieg Renault später ein. Das Ergebnis: Die Power Unit aus Viry-Chatillon hinkt der Konkurrenz hinterher. Horner sagte, dass Red Bull schon wesentlich früher darauf hingewiesen habe, dass es Probleme geben könnte.

Die Renault-Teams fahren hinterher, Foto: Sutton
Die Renault-Teams fahren hinterher, Foto: Sutton

Schon 2012 Bedenken

"Wir hatten schon Ende 2012 Bedenken", so Horner. "Wir waren besorgt über die Richtung, die das Projekt eingeschlagen hatte. Natürlich sind Konstruktion und Entwicklung eines Motors nicht unsere Kernkompetenzen, das sollten sie auch nicht, wir sind ja Chassis-Hersteller und Weltmeisterschaftsteilnehmer. Ich denke, dass niemand von uns hat kommen sehen, dass Renault so weit hinten dran sein würde wie sie es jetzt sind."

Renault arbeite laut Horner aktuell hart daran, die Lücke zur Motoren-Konkurrenz zu schließen. Zwar sind die Handlungsmöglichkeiten wegen der Homologation eingeschränkt, trotzdem gebe es Möglichkeiten zur Verbesserung. "Renault muss es in den Griff bekommen", forderte Horner. "Sie sind nicht in der Formel 1, um einfach nur mitzufahren. Es liegt in der Natur des Wettbewerbs, die Regeln zu interpretieren, wenn es neue gibt. Mercedes hat einen großartigen Job gemacht, Renault weniger. Es liegt an ihnen, aufzuholen."

Schafft Red Bull noch den Anschluss?, Foto: Red Bull
Schafft Red Bull noch den Anschluss?, Foto: Red Bull

Renault: Wenn es Winter wird...

Bei Renault rauchen die Köpfe, vor allem nach dem Debakel am Red Bull Ring, als die Renault-Kunden heillos hinterher fuhren. Beim kommenden Rennwochenende in Silverstone sollte der Power-Nachteil zumindest nicht ganz so arg ausfallen wie in Österreich. Schnelle Kurven und weniger lange Geraden kommen Renault eher entgegen. "Wir konnten bereits Fortschritte und Verbesserungen erzielen, um die Lücke zu unseren Wettbewerbern zu schließen", so Renaults Motorenchef Rob White. "Wir sind derzeit an der Arbeit und werden noch weitere Verbesserungen liefern."

Die Hoffnungen beruhen nun größtenteils auf dem kommenden Winter, in dem die Motorenhersteller ihre Power Units im größeren Umfang weiterentwickeln dürfen. In einer FIA-Tabelle wurde genau festgelegt, welche Teile bis wann modifiziert werden dürfen. Komponenten des Verbrennungsmotors werden früher eingefroren als elektronische Bauteile. "Wir geben weiter Gas mit der Entwicklungsrate, die mehr Möglichkeiten zur Verbesserung gibt, indem man die Spezifikationen ändert", so Renault-Mann White. "Längerfristige Prozesse sind in Arbeit, die realistisch über den Winter geliefert werden können, nicht aber während der Saison."

Red Bull und Renault läuft 2014 die Zeit davon, Foto: Sutton
Red Bull und Renault läuft 2014 die Zeit davon, Foto: Sutton

Blick in die Zukunft: Was darf geändert werden und was nicht?

Bis: 2015 2016 2017 2018 2019+2020
Gesamtzahl der relevanten Bauteilgruppen 66 66 66 66 66
Modifizierbare Bauteilgruppen 61 51 51 43 3
Homologierte Bauteilgruppen 5 15 15 23 63
Anteil der homologierten Bauteilgruppen 8 23 23 35 95