Vor dem China GP platzte die Bombe: Stefano Domenicali trat als Ferrari-Teamchef zurück, Marco Mattiacci wurde als sein Nachfolger vorgestellt. Noch ist unklar, ob der Italiener in Shanghai vor Ort sein wird. Selbst Fernando Alonso wusste am Donnerstag nicht, wann er seinen neuen Chef zu Gesicht bekommen wird. "Ich habe bisher nicht mit Mattiacci gesprochen und weiß auch nicht, ob er hierher kommt. Es wäre zumindest eine gute Gelegenheit, um ihn kennenzulernen und im Team willkommen zu heißen", meinte der Spanier.

Während die italienischen Medien Zweifel am neuen Teamchef äußerten, will Alonso Mattiacci die nötige Zeit zum Eingewöhnen geben. "Es ist noch zu früh, um zu beurteilen, ob er einen guten oder schlechten Job macht. Wir müssen ihm Zeit geben und sicherstellen, dass er die nötigen Werkzeuge bekommt", erklärte Alonso. "Es ist sein Job, die Stärken und Schwächen des Teams und des Autos zu analysieren. Ich bin nur der Fahrer. Mein Job sowie der von Kimi ist es, so schnell wie möglich zu fahren."

Die Entscheidung von Stefano Domenicali nach dem enttäuschenden Saisonauftakt zurückzutreten, bezeichnete Alonso als 'starke Aktion'. "Es war sicherlich keine einfache Entscheidung den Platz für einen anderen zu räumen, aber Stefano hat es gemacht, weil er möchte, dass sich Ferrari weiterentwickelt. Er stellte Ferraris Interessen über seine eigenen. Das muss man respektieren", zollte Alonso seinem Ex-Boss Respekt.

Alonso steht hinter Ferraris Entscheidung, Foto: Sutton
Alonso steht hinter Ferraris Entscheidung, Foto: Sutton

Arbeit & Freundschaft trennen

Domenicali übernahm das Ferrari-Ruder in der Umbruchsphase nach dem (ersten) Karriere-Ende von Michael Schumacher sowie den Abgängen von Jean Todt und Ross Brawn. Trotz der schwierigen Umstände gewann Ferrari mit Kimi Räikkönen 2007 die Fahrer- und Konstrukteurs-WM. Im November 2007 stieg Domenicali vom Sportdirektor zum Teamchef auf. Zuletzt holte das Team 2008 die Konstrukteurs-WM-Krone.

"Ich finde, dass er als Teamchef gute Entscheidungen gefällt hat. Er hat viel für das Team getan, zum Beispiel Kimi zurückgeholt. Aber er hat auch schwierige Entscheidungen getroffen - manche davon waren vielleicht nicht so gut, speziell in Bezug auf Felipe [Massa]. Das Team hätte durchaus mehr Titel gewinnen können", räumte Alonso ein. Am Ende hätten die Ergebnisse nicht mehr gepasst, wodurch der Druck auf Domenicali stieg. Spekulationen, wonach der Italiener zu seinem Rücktritt gedrängt wurde, dementierte Alonso.

"Es war seine Entscheidung", betonte Alonso. "Er konnte wohl die Last auf seinen Schultern nicht mehr tragen. Vielleicht hat er auch keine Motivation mehr verspürt. Domenicali ist ein großartiger Mensch, wir haben stets ein enges Verhältnis gepflegt und das wird auch in Zukunft so bleiben. Allerdings muss man Freundschaft und Arbeit trennen." Diese Trennung fordert der Spanier auch von jedem anderen bei Ferrari. Das Team müsse jetzt zusammenstehen und als Einheit auftreten. "Es kommen neue Leute, die uns helfen sollen, das Team zu verbessern. Jedes Rädchen muss ineinander greifen, damit wir an die Erfolge aus der Vergangenheit anknüpfen können", stellte Alonso klar.

Verbesserungen brauchen Zeit

Bereits in China will Ferrari wieder angreifen, wobei Alonso bewusst ist, dass es noch einige Rennen dauern wird, bis Ferrari den Rückstand auf Mercedes aufgeholt hat. "Wir müssen unsere Situation verbessern und eine bessere Performance als in den letzten drei Rennen zeigen. Aber ich will ehrlich sein: unsere Situation ist nicht gut. Wir sind nicht dort, wo wir sein wollten. Es gibt noch sehr viel Luft nach oben", gestand der Spanier.

Jedem im Team sei klar, dass noch ein weiter Weg vor ihnen liegt. "Uns ist klar, dass wir im ersten Teil der Saison nicht so gut dastehen wie Mercedes & Co. Wir müssen aus dem, was wir haben, das Beste herausholen, so viele Punkte wie möglich holen und hoffen, dass wir im Verlauf des Jahres konkurrenzfähiger werden", sagte der Ferrari-Pilot.