"Niemand erlebt eine perfekte Saison - es gibt immer Rückschläge. Es hat für mich ein bisschen hart begonnen, aber dafür bin ich nun umso hungriger und motivierter", erklärt Daniel Ricciardo. Viele prognostizierten ihm einen schwierigen Start bei Red Bull, doch auf andere Weise. Nun gab es sowohl in Australien als auch Malaysia Probleme mit dem Fuel-Flow-Meter, beim zweiten Rennen den defekten Frontflügel und den vorausgegangenen Patzer beim Boxenstopp, und als Konsequenz noch zehn Plätze Strafversetzung für Bahrain. "Wahrscheinlich ist das sogar gut für mich, denn es macht mich härter", lachte der Australier.

Obwohl die gähnende Leere auf seinem Punktekonto nichts mit seiner Leistung, sondern eher mit Fehlern des Teams zu tun hat, gibt es von Ricciardo keinen bösen Worte. "Das Team hat mir versichert, dass es alles tut, um die Dinge zu klären und sie geben ihr Bestes, dass so etwas nicht mehr passiert", unterstrich Ricciardo, der bis jetzt noch keine endgültige Antwort auf die Frage nach seinem gebrochenen Flügel in Malaysia parat hat. "Wir sind bezüglich des Grundes immer noch nicht zu 100 Prozent sicher. Aber alles wurde verstärkt und das Teil, das für den Bruch sorgte, repariert."

Eine abschließende Antwort in Sachen Fuel-Flow-Meter hat Ricciardo ebenfalls nicht zur Hand. Während des letzten Rennens war das Kontrollgerät bereits nach kurzer Zeit ausgefallen und der Australier musste mit seinem Sprit haushalten. Einen möglichen Zeitverlust wollte er aber nicht darauf schieben. "Das Team hat nicht gesagt, ob ich nun zwei Zehntel pro Runde verliere oder ähnliches. Ich bin mir nicht einmal darüber bewusst, ob es Rundenzeit gekostet hat und wenn ja, wie viel", erklärte der Red-Bull-Pilot. Für ihn sei das Rennen ganz normal verlaufen und er hätte seine Fahrweise nicht verändern müssen. "Wenn sie mir gesagt hätten, dass ich eine halbe Sekunde pro Runde verliere, dann ok, aber das kann ich mir nicht vorstellen", fügte er lachend hinzu.

In Vettels Schatten

Dennoch lag Ricciardo im Malaysia-Rennen hinter Teamkollege Sebastian Vettel - wenn auch nur einen Platz. Zunächst hatte der Australier am Start den Deutschen kassiert, sobald DRS geöffnet war, zog der vierfache Weltmeister aber wieder vorbei. "Es gab ein paar Stellen auf der Strecke, an denen er ein bisschen stärker als ich aussah", gab Ricciardo offen zu und sprach vor allem enge Bereich wie die ersten beiden Kurven an. Zwar bemerkte er über das Wochenende eine Steigerung, dennoch hätte er im Vergleich zu Vettel etwas liegen lassen. "Ich bin nicht weit weg, aber ein bisschen muss ich noch finden."

Sebastian Vettel spürt Daniel Ricciardos Atem, Foto: Sutton
Sebastian Vettel spürt Daniel Ricciardos Atem, Foto: Sutton

Ungeachtet dessen ist Weltmeister Vettel vom Neuankömmling positiv überrascht. Sowohl in Australien als auch in Malaysia hätte Ricciardo nicht nur durch Ergebnisse, sondern auch durch fehlerfreie Leistungen bei teils schwierigen Bedingungen überzeugt. "Ich wusste, dass er alles versuchen würde, um mir das Leben so schwer wie möglich zu machen - und bislang hat er abgeliefert", erklärte Vettel. "Es wird Tage geben, an denen er schneller ist als ich und ich darüber nicht glücklich sein werde. Aus meiner Sicht werde ich natürlich versuchen, sie zu limitieren, aber er wird sichergehen, dass sie sehr oft passieren." Für Vettel nichts als der Kampf zwischen zwei Teamkollegen. Da beide mit gleichem Material gegeneinander kämpfen, sei es nur natürlich, dass sie auch irgendwann auf der Strecke aufeinandertreffen würden.

Mercedes fest im Visier

Neben der Konkurrenz im eigenen Lager, gilt es für Ricciardo vor allem, auf Mercedes aufzuschließen. Nach den ersten beiden Rennen sieht er die Silberpfeile klar an der Spitze, gefolgt von Ferrari und Red Bull, die seiner Meinung nach auf einem Level kämpfen. "Im Moment sind wir vielleicht etwas vorne, aber das kann sich schnell ändern und hängt vom jeweiligen Kurs ab", erklärte Ricciardo in Hinblick auf Ferrari. Allgemein sei es vor dem dritten Saisonrennen noch zu früh für Aussagen, wer die zweite Kraft hinter Mercedes ist.

Ganz will Ricciardo aber selbst für Bahrain die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Mit lediglich einer wirklich langen Geraden, hofft er auf weniger Zeitverlust im Vergleich zu Mercedes. "In der Theorie sollten wir näher dran sein. Das Infield ist eng und kurvig und dort sollte einer unserer starken Punkte liegen", erklärte der Australier. "Allerdings ist der Abstand immer noch recht groß, daher wäre es vermutlich zu optimistisch zu sagen, dass wir bezüglich der Pace bereits jetzt bei der Musik sind, aber hoffentlich sind wir näher dran."

Wenn es in Bahrain noch nicht klappt, rechnet der Red-Bull-Pilot fest damit, dass seine Mannschaft bis Barcelona den Anschluss zu Mercedes gefunden hat. "Unser Auto ist mechanisch und aerodynamisch recht gut im Moment und Barcelona wird das belohnen", lehnt sich Ricciardo aus dem Fenster. Alleine in Sachen Spannung hofft der Australier, dass die Lücke zur Spitze bald geschlossen ist. "Je mehr Teams vorne sind, umso spannender ist es. Je mehr Racing es gibt, umso besser."

Große Bürde für Bahrain

Auf genau dieses Racing hofft Ricciardo in Bahrain - diesmal am besten mit Punkten belohnt. "Ich wäre am liebsten schon am Montag wieder gefahren, wenn ich gekonnt hätte", erklärte er seine Freude über das Back-to-Back-Rennen. Die Motivation wird auch nicht durch seine Grid-Strafe von zehn Plätzen gehemmt, die ihm für den verpatzten Boxenstopp in Malaysia aufgebrummt wurde. "Im besten Fall starte ich von Rang elf, daher wird es etwas belastend, Plätze gutzumachen. Aber ich bin definitiv in der richtigen geistigen Verfassung, um anzugreifen und hoffentlich ein spannendes Rennen zu liefern", lachte der Australier.

Sein Startplatz bedeutet aber auch in Sachen Setup einige Einbußen, denn weniger Abtrieb würde für das Überholen von Vorteil sein, wie er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigte. "Darauf müssen wir auf jeden Fall schauen. Wenn ich nach vorne möchte, muss ich sicherlich überholen. Dabei könnten wir von einem Low-Downforce-Setting profitieren", überlegte der Australier. Allerdings sei es immer ein Kompromiss aus gutem Setup für das Rennen und einem guten Ergebnis im Qualifying. "Wenn ich wählen sollte, würde ich das Auto definitiv für den Sonntag abstimmen."

Doch selbst die Statistik spricht gegen ihn, denn noch niemals hat in Bahrain ein Fahrer gewonnen, der nicht in den ersten beiden Reihen startete. Für Ricciardo kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: "Dann sollte das doch einmal jemand ändern - am besten ich", lachte der Australier.