Für Williams gibt es seit einer Woche nur noch ein einziges Thema. Die vermeintliche Teamorder in Malaysia. Während Renningenieur Rod Nelson von einer strategischen Entscheidung sprach, waren Fans und Experten empört. Nun fand bei Williams ein klärendes Gespräch statt und die Fronten sind laut Felipe Massa und Valtteri Bottas geklärt. "Wir haben alles zum letzten Rennen diskutiert. Es sollte alles gut sein und ich glaube, was im letzten Rennen passiert ist, wird nicht wieder passieren", zeigte sich Massa überzeugt.

Felipe Massa blieb in Malaysia vorne, Foto: Sutton
Felipe Massa blieb in Malaysia vorne, Foto: Sutton

In Malaysia wurde der Brasilianer mit den Worten: "Felipe, Valtteri is faster than you" dazu aufgefordert, seinem Teamkollegen Bottas den Weg frei zu machen. Massa widersetzte sich der Aufforderung und so kamen die beiden Williams-Piloten auf den Rängen sechs und sieben ins Ziel. Der Brasilianer sprach von einem Fehler, machte aber nicht genau deutlich, wo er diesen genau einordnen würde. Er habe alle seine Gedanken auf den Tisch gelegt und mit jedem im Team gesprochen. Öffentlich wollte er nicht ins Detail gehen, aber seine Meinung zu den Ereignissen in Malaysia bleibt unverändert. "Es war nicht korrekt, dass so etwas zu diesem Zeitpunkt passierte", bezog sich Massa auf das zweite Saisonrennen.

Für Teamkollege Bottas sind nach dem ausführlichen Gespräch im Team die Regeln für die Zukunft klar. Wie diese genau aussehen, wollte aber keiner der beiden Fahrer erläutern. "Wir wissen nun mehr oder weniger, was in welcher Situation zu machen ist", erklärte Bottas. "Es gibt unterschiedliche Szenarien und das Team hat die Daten und sieht, ob du schnell genug bist, um das Auto davor zu überholen." Bereits vor dem Rennen in Malaysia sei das Thema im Meeting besprochen worden, was nun noch detailliert wurde. Auch Bottas gestand ein, dass Williams die Dinge in Malaysia auf bessere Weise hätte lösen können.

Entschuldigung von Williams

Claire Williams weiß um die Fehler ihres Teams, Foto: Sutton
Claire Williams weiß um die Fehler ihres Teams, Foto: Sutton

Da sich auch die Teamführung des unglücklichen Handelns in Malaysia wohl bewusst ist, gab es eine große Entschuldigung, wie die stellvertretende Teamchefin Claire Williams verriet. "Wir haben die Situation für keinen unsere Fahrer richtig angepackt, daher haben wir uns natürlich bei beiden entschuldigt", sagte die Britin.

Sie ist fest überzeugt, dass nach intensiven Analysen des Rennens und der gemachten Fehler sowie ausführlichen Gesprächen zwischen Teamleitung, Ingenieuren und Fahrern nun alle Zwistigkeiten aussortiert sind und Williams aus den gemachten Fehlern gelernt hat. "Das ist das Wichtigste. Du kannst eine ehrliche und offene Diskussion führen und dann neue Abläufe einrichten, um nach vorne zu gehen und solche Fehler in der Zukunft zu vermeiden."

Kein Streit im Team

Nach all den Diskussionen muss es bei Williams nun weitergehen. Massa ist fest überzeugt, dass all die Zwistigkeiten keinen Einfluss auf die Beziehung zwischen ihm und Bottas sowie dem Team genommen haben. "Das hat die Beziehung zum Team sicher nicht zerstört. Wenn ich einen Fehler begehe, bin ich der Erste, der sich entschuldigt. Und das Team hat ebenfalls gleich Entschuldigung gesagt", verriet Massa. "Es hatte auch nichts mit Valtteri zu tun. Ich habe nichts gegen ihn. Wir fahren gegeneinander, wie wir gegen alle anderen fahren. Wir müssen uns gegenseitig und das Team respektieren, aber wir sind schließlich hier, um Rennen zu fahren."

Genau das hatte Bottas vor. Direkt gegen Massa zu kämpfen, war dem Finnen aber zu riskant. "Beim Teamkollegen gehst du keine großen Risiken ein, ansonsten hätte ich definitiv mehr angegriffen", schilderte Bottas. Er ist der Meinung, das Team habe Massa die Intention hinter dem Tausch vielleicht nicht klar genug erklärt. Bottas sollte seine Chance bekommen, falls es aber nicht für einen Angriff auf Button reicht, den Platz wieder an Massa zurückgeben - für Bottas eine gute Idee. "Es wäre fair gewesen, den Platz wieder zurückzugeben, wenn ich selbst nicht durchkomme."

Im Gegensatz zum Sonntag gestand aber auch der Finne ein, dass es sehr schwierig geworden wäre, am McLaren von Button vorbeizuziehen. "Unser Speed auf der Geraden war recht gleich und McLaren hatte Vorteile, weil sie aus der letzten Kurve heraus eine bessere Traktion hatten." Genau dies hatte Massa nach dem Rennen als Grund angeführt, warum er selbst nicht an Button vorbeiziehen konnte.

Felipe Massa wurde schon oft in seiner Karriere aufgefordert, für den Teamkollegen Platz zu machen. So auch in Deutschland 2010 gegen Fernando Alonso, Foto: Sutton
Felipe Massa wurde schon oft in seiner Karriere aufgefordert, für den Teamkollegen Platz zu machen. So auch in Deutschland 2010 gegen Fernando Alonso, Foto: Sutton

Karriere vs. Teamentscheidung

Für das anstehende Rennen in Bahrain hoffen nun beide Piloten, dass das leidige Thema Teamorder nicht auf den Tisch kommt. Dennoch sind sich beide bewusst, dass im Laufe der Saison derartige Gespräche wieder aufkommen können. "Ich bin nicht komplett gegen Teamorder", machte Massa deutlich. Er habe dies in seiner Karriere oft gemacht und so beispielsweise auch Kimi Räikkönen zum Titel 2007 bei Ferrari verholfen.

Dennoch kam die Teamorder in Malaysia für ihn zum falschen Zeitpunkt der Saison. "Ich war immer ein sehr professioneller Fahrer und werde auch weiterhin sehr professionell bleiben und alles für mein Team tun", sagte der Brasilianer. Gleichzeitig machte er ganz klar deutlich, dass er nichts mehr von seinem ehemaligen Wasserträger-Image wissen möchte. "Aber ich werde darauf achten, dass die Dinge korrekt und auch gut für mich sind. Natürlich weiß ich, dass ich immer das Beste für das Team machen sollte, aber ich fahre auch für mich selbst und meine Karriere ist sehr wichtig für mich."

Sein Teamkollege Bottas versuchte sich an einer diplomatischen Antwort und unterstrich mehrfach sein Vertrauen in die richtigen Entscheidungen des Teams. Für ihn ist aber klar: Karriere hin oder her, das Team bestimmt. "Sie sind darauf konzentriert, so viele Punkte wie möglich zu holen. Ich bin beim Team angestellt und arbeite für sie. Natürlich will jeder sein Bestes geben, aber dabei muss man sich auch an die Regeln halten." Seiner Meinung nach ist Teamorder Teil des Sports und auch in gewissen Situationen unumgänglich - wenn auch nicht immer beliebt. "Jeder würde am liebsten einfach nur Rennen fahren - egal, ob gegen den Teamkollegen oder nicht."