Ferrari stellt auf dem Genfer Automobilsalon ein neues Auto vor. Das soll vorkommen. Mit dem neuen California ist es nicht einmal ein Supersportwagen, den die Scuderia im März der Öffentlichkeit präsentiert. Wieso deshalb die Aufregung? Aufregung deshalb, weil der neue California nicht California Speciale, Stradale, Italia oder sonst irgendwie heißt. Er heißt ganz profan: Ferrari California T.

T? Das erinnert uns doch an den neuen Formel-1-Boliden der Scuderia, den F14 T. Richtig. Wie in der Formel 1, steht das T auch beim California für Turbo. Der neue California T wird von einem 3,9-Liter V8-Biturbo betrieben, der 560 Pferdestärken auf die Kurbelwelle stemmt. Damit ist er erst das Dritte Fahrzeug - abgesehen von Sondermodellen des 308 - in der Firmenhistorie, das seine Leistung nicht aus Hubraum und/oder Drehzahl, sondern durch Zwangsbeatmung holt.

Der F40 war ein Geschenk zum 40-jährigen Firmenjubiläum, Foto: Ferrari
Der F40 war ein Geschenk zum 40-jährigen Firmenjubiläum, Foto: Ferrari

"Hubraum ist durch nichts zu ersetzten - außer durch noch mehr Hubraum", sagte Firmengründer Enzo Ferrari einst. Ironischerweise war ausgerechnet ein zwangsbeatmeter Ferrari - der legendäre F40 - das letzte unter ihm entwickelte Auto. Erschienen ist der F40 1987. Der erste richtige Turbo-Ferrari, der 288 GTO, erschien 1984. Als Homologationsmodell fällt er aber etwas aus der Reihe.

1977 führte Renault in der Formel 1 den Turbo-Motor ein, Ferrari setzte erstmals 1981 auf Turbo-Technologie in der Königsklasse. 1989 endete die Turbo-Ära mit dem Verbot der hochgezüchteten PS-Monster. Zufall, dass alle bisherigen Ferrari-Turbo-Straßenmodelle in die Turbo-Ären der Formel 1 fallen? Wohl kaum.

Geradezu gebetsmühlenartig wiederholt Luca di Montezemolo seine Kritik an der Formel 1. Man würde schließlich Autos bauen, keine Flugzeuge. Der Motor müsse folglich im Mittelpunkt stehen, nicht die Aerodynamik. Ob die neuen Power-Units wieder den Stellenwert der alten Turbo-Motoren einnehmen werden, ist fraglich - zu wichtig ist die Aerodynamik wohl noch immer. Der Motor des California T hat zwar so rein gar nichts mit den Power-Units in der Formel 1 zu tun, doch wenn hier Turbo, dann auch da Turbo, so wohl Montezemolos Gedanken.

Hauptsache effizient, Foto: Mercedes-Benz
Hauptsache effizient, Foto: Mercedes-Benz

Dass der Straßen-Ferrari kein ERS-H, kein ERS-K, zwei Zylinder und einen Turbolader mehr hat und über mehr als den doppelten Hubraum verfügt, sieht auf den ersten Blick auch niemand. Dass die Aerodynamik eines Formel-1-Boliden unterschiedlich zu jener der Straßenfahrzeuge ist, sieht hingegen nicht nur das geschulte Auge auf den ersten Blick. Es geht hier um die Außenwirkung. Und die erreicht man mit Motoren nun einmal einfacher, als mit irgendetwas anderem.

Man kann von den neuen Power-Units halten was man will. Dass sie technologisch ein riesiger Schritt sind, ist wohl unbestritten. Dass sie nicht allen gefallen, ebenso. Aber für Automobilhersteller sind sie dennoch der richtige Schritt. Auch wenn der Downsizing-Trend etwas spät angekommen ist - Mercedes und Renault dürften sich marketingtechnisch wohl über die neuen, vor allem effizienten, Motoren freuen. Besser spät als nie. Und Ferraris müssen nicht effizient sein, aber ein Turbo-T macht sich immer gut.