Nach Rang zwei in der Konstrukteurswertung der abgelaufenen Saison kann es bei Mercedes nur ein Ziel geben - die Weltmeisterschaft. Das ist auch Motorsportchef Toto Wolff klar, begeistert ist er von dieser Situation jedoch nicht: "Wir können uns nicht mehr erlauben schlechter als im Vorjahr zu sein. Wenn wir Dritter oder Vierter geworden wären, könnten wir vor dem Weltmeistertitel noch einmal eine Evolution durchmachen. Jetzt sind die Erwartungen aber sehr hoch und wir müssen damit umgehen."

Für den Österreicher ist der Schritt von vereinzelten Grand-Prix-Siegen zum Titelgewinn noch ein weiter. "Eine Weltmeisterschaft zu gewinnen ist sehr schwer. Es ist ganz anders als Rennen zu gewinnen, denn für den Titel muss alles stimmen. Kann man also sagen, dass wir ein ernsthafter Anwärter auf den Titel sind? Nein!", stellt Wolff klar.

Die Probleme seien bereits in der abgelaufenen Saison dieselben gewesen: "Die Meisterschaft war für uns auch im vergangenen Jahr nie ein Thema. Wir waren nicht konstant genug. Es gab bei uns immer wieder Höhepunkte, wie zum Beispiel in Monaco wo wir das ganze Wochenende über sehr stark waren. Das gleiche gilt auch für Silverstone und Budapest. Das waren herausragende Rennen von den Jungs. An diesen Wochenenden haben wir alles richtig gemacht, aber leider nicht immer. Das ist aber okay. Das Team steigert sich konstant und so soll es auch sein."

In die Favoritenrolle lässt Wolff sich und sein Team also nicht drängen. Er verrät auch warum. "Optimismus ist immer gefährlich. Man muss ein pessimistischer Optimist sein. Die Grundtendenz muss immer pessimistisch sein. Man darf es nicht als selbstverständlich ansehen, dass man gewinnt. Es hat aber auch keinen Sinn, sich das Leben schwer zu machen, weil man zu pessimistisch ist", erklärt der 41-Jährige.

Mit der Leistung in der Entwicklungsabteilung zeigt sich Wolff sehr zufrieden. Während von vielen Seiten zu hören ist, dass das Mercedes Aggregat das mit Abstand stärkste sei - von bis zu 40 Pferdestärken Vorsprung ist die Rede - glaubt Wolff an einen Dreikampf auf Augenhöhe: "Ich sehe wie viel Aufwand, Ressourcen und Arbeit in die Entwicklung des neuen Powertrains gesteckt wird und ich glaube, dass es wirklich gut läuft. Aber ich weiß nicht was Ferrari und Renault machen. Ich kann aber sagen, dass dort keine Idioten am Werk sind und ich glaube nicht, dass ein Motorenhersteller einen wesentlichen Vorteil haben wird."