Mit 360 WM-Punkten schnappte Mercedes nicht nur Ferrari den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung weg, sondern sammelte fast drei Mal so viele WM-Zähler wie im Jahr zuvor (142 WM-Punkte). Damit gelang Mercedes der größte Sprung von 2012 auf 2013, dem ersten Jahr ohne Michael Schumacher und Norbert Haug. Dafür waren zu Jahresbeginn Lewis Hamilton, Toto Wolff und Niki Lauda neu an Bord gekommen.

Toto Wolff übernahm das Kommando, Foto: Sutton
Toto Wolff übernahm das Kommando, Foto: Sutton

Das Team: Die Personalrochaden bei Mercedes über den Winter brachten den gewünschten - und auch von der obersten Chefetage geforderten - Erfolg. Die Mannschaft rund um Teamchef Ross Brawn und Motorsportchef Toto Wolff zeichnete sich vor allem mit 'Out-of-the-box-Lösungen' aus. So blieb Mercedes beispielsweise nach dem Spanien GP einfach an der Strecke, um einen Reifentest für Pirelli zu absolvieren und zwar mit den aktuellen Piloten und dem aktuellen Boliden. Damit verstieß Mercedes zwar gegen die Regeln, doch die Strafe fiel relativ milde aus und der Vorteil war von außen gesehen nicht von der Hand zu weisen. Bereits beim darauffolgenden Grand Prix in Monaco feierte Mercedes seinen ersten Saisonsieg - im Verlauf der Saison folgten zwei weitere Siege.

Das Auto: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern bot der MGP W04 alles, was ein Fahrer von seinem Boliden erwartet - das Auto war schnell und zuverlässig. Vor allem auf einer schnellen Runde wurde der Silberpfeil von Nico Rosberg und Lewis Hamilton mit insgesamt acht Pole Positions sowie acht Starts aus Reihe 1 seinem Spitznamen mehr als gerecht.

Rosberg hatte zwar drei Ausfälle - Elektronikdefekt in Australien, Handlingproblem in China, Motorschaden in Ungarn - zu beklagen, dennoch galt der Mercedes MGP W04 als eines der zuverlässigsten Autos im Startfeld. So sah Hamilton nur einmal nicht die schwarz-weiß-karierte Zielflagge und zwar in Japan als er nach einer Berührung mit Sebastian Vettel und einem anschließenden Reifenschaden aufgab. Selbst das Weltmeisterteam von Red Bull kann mit der Zuverlässigkeitsbilanz von Mercedes nicht mithalten - allein Mark Webber kam auf vier Ausfälle.

Hamilton traf die richtige Teamwahl, Foto: Sutton
Hamilton traf die richtige Teamwahl, Foto: Sutton

Die Fahrer: Als Lewis Hamilton beim zweiten Saisonrennen in Malaysia zum Reifenwechsel an die McLaren-Box abbog, war das Gelächter groß. Doch am Ende der Saison war es der Brite, der lachte. Er hatte seinen Kritikern bewiesen, dass der Wechsel zu Mercedes doch keine Fehlentscheidung war. Neben fünf Pole Positions fuhr er in Ungarn auch den ersten Sieg für seinen neuen Arbeitgeber ein. Hamilton und Teamkollege Nico Rosberg lebten 2013 eine perfekte Kollegialität vor.

Im Gegensatz zu Weltmeister Sebastian Vettel hörte Rosberg beispielsweise in Malaysia auf die Order seines Teams und überließ Hamilton den dritten Platz. Im Verlauf der Saison wurde der Deutsche mit zwei Siegen "belohnt", darunter der Sieg beim Großen Preis von Monaco - exakt 20 Jahre nach dem Monaco-Sieg seines Vaters Keke. Hamilton und Rosberg zählten damit zu den stärksten Fahrerpaarungen 2013.

Fazit: Mercedes hat in diesem Jahr erreicht, was ihnen seit der Übernahme von Brawn GP im Jahr 2010 verwehrt geblieben ist - den Ruf eines Top-Teams. Der Rennstall muss sich nicht mehr vor Ferrari oder Red Bull verstecken, sondern kämpft mit den Spitzenteams auf einer Stufe. 2013 war Mercedes sogar die zweite Kraft in der Formel 1 - ein Stachel, der bei Ferrari wohl sehr tief sitzen muss. Nach drei enttäuschenden Jahren, in denen die Silberpfeile gern mal als Silber'pfeifen' tituliert worden sind, ist es der neuen, österreichischen Führungsriege sowie den beiden Piloten gelungen, Mercedes den lang ersehnten Glanz zu verleihen.