Niki Lauda betonte am Tag nach Ross Brawns Abschied von Mercedes, dass der Abgang für ihn nicht überraschend kam und dass die Trennung im Guten erfolgte. "Ross und ich haben ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben zuletzt sehr viel miteinander gesprochen, ich habe ihn immer wieder darum gebeten, noch ein Jahr länger zu bleiben", erklärte er gegenüber der FAZ. "Das waren gute Gespräche. Und trotzdem hat er mir freundlich und nett und ohne negative Emotionen abgesagt. Das ist seine persönliche Entscheidung."

Als Grund habe Brawn ihm und allen Mitarbeitern bei Mercedes genannt, "dass er fischen gehen und Zeit mit seiner Familie verbringen möchte. Und er will Platz machen für andere im Team." In der Vergangenheit gab es vor allem nach der Verpflichtung von Paddy Lowe einige Stimmen im Fahrerlager, die von zu vielen Häuptlingen bei Mercedes sprachen. Lauda betonte jedoch, dass die Zuständigkeiten klar voneinander angegrenzt sind. "Toto [Wolff] ist bei uns zuständig für die Finanzen und all das Kommerzielle, Paddy [Lowe] kümmert sich allein um die Technik, beide sind gleichgestellt", erläuterte er.

Gleichzeitig räumte Lauda ein, dass durch den Weggang von Brawn die Struktur im Team etwas einfacher und direkter sei, was einen Fortschritt bedeuten könnte. "Und trotzdem fehlt uns Ross Brawn erst einmal", stellte er klar. "Ich werde deshalb ganz genau darauf achten, dass bei uns kein Kompetenz-Vakuum entsteht."

Brawn habe ausgezeichnete Arbeit geleistet, weshalb Wolff und Lowe in große Fußstapfen treten würden. "Für beide wird es eine Riesenaufgabe sein, dieses Team zu führen, natürlich ist das auch mit Druck verbunden. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass sie damit umgehen können. Und mehr noch: Gemeinsam wollen wir nun versuchen, dass die sportliche Situation noch besser wird. Wir sind in diesem Jahr Zweiter geworden, das ist okay. Aber wir wollen Weltmeister werden - nichts anderes kann das Ziel von Mercedes sein."

Dass Brawn die weiteren Schritte bei Mercedes und allgemein in der Formel 1 als Rentner verfolgen wird, kann sich Lauda nicht vorstellen, auch wenn Brawn nun erst einmal nach Ruhe strebt. "Wir dürfen uns doch auch nicht wundern, dass er weiterhin begehrt ist. Dieser Mann hat acht WM-Titel gewonnen in seiner Karriere, nur Adrian Newey ist in dieser Wertung unter den Technikern mit zehn Erfolgen noch vor ihm. Wenn Ross also einen anderen Job in der Formel 1 annimmt, dann habe ich das voll zu respektieren - und alle anderen auch."