Es ist das beherrschende Thema seit dem Monaco GP: Der Reifen-Test, den Mercedes zwischen dem Rennen in Spanien und eben jenem im Fürstentum abspulte. Schon unmittelbar nach Rosbergs Sieg in den Straßenschluchten Monacos machte Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko Andeutungen, Mercedes habe sich den Sieg unfair erschlichen. Als 'schlechte Verlierer' bezeichnete Mercedes Motorsportchef Toto Wolff das Weltmeisterteam anschließend. Dr. Marko legte am Montagabend im österreichischen TV nach: "Der Mercedes hatte immer nach fünf bis zehn Runden keinen Grip mehr auf den Hinterrädern. Und in Monte Carlo fuhren sie mit einer Traktion - also wir konnten nur voll Neid dorthin schauen."

"Und dieser Vorteil ist ganz eklatant", so der Österreicher weiter, der nun einen Ausgleich fordert: "Aber natürlich wollen wir noch in der Saison, sobald es möglich ist, auch die Möglichkeit solch eines Tests haben." Allerdings, sollte Red Bull und den anderen Teams ein zusätzlicher Test bewilligt werden, gibt es weitere Probleme, denn das nächste Rennen findet in Kanada statt und die Zeit ist knapp. "Rein logistisch geht das erst nach Silverstone", erklärte Dr. Marko. "Das heißt, wir verlieren noch zwei Rennen bis wir auf diesem Wissensstand sind." Zudem gibt der 70-Jährige zu bedenken, dass sich nicht jedes Team einen Test in diesem Umfang leisten könne. "Es geht da auch um das Finanzielle. So ein Test kostet schnell mal eine Million."

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner widerspricht dem Red-Bull-Verantwortlichen. "Also ich glaube - und da bin ich ein bisschen bei Fernando Alonso, der hat schon vor ein paar Wochen gesagt, und da war von illegalen Testfahrten noch nichts zu hören: 'Pass auf, in Monte Carlo gewinnt der Mercedes'. Und der Grund, warum die da natürlich gewonnen haben, ist: Sie sind halt vorne gewesen und keiner kommt vorbei", so der ehemalige Formel-1-Pilot am Montagabend im TV. Auch wenn die Reifen-Tests nicht für das erfolgreiche Monaco-Wochenende von Mercedes verantwortlich waren, so seien sie insgesamt dennoch ein Vorteil, so Danner weiter. "Jeder, der in der Saison testen darf, kann sich das zu Nutzen machen und profitiert über kurz oder lang davon."

Auch in Montreal erwartet der Red Bull Motorsportberater Dr. Marko ein ähnliches Bild, Mercedes wird weiter von den Tests profitieren. "Also das war sicher ein großer Vorteil, nachdem auch die jetzigen Reifen und die für Montreal zum Einsatz kamen. Bisher haben wir einen Stahlgürtel und es wird ein Kevlar-Gürtel kommen, auch diese Reifen wurden getestet. Das heißt also auch für Montreal ist Ähnliches zu erwarten."

Der Österreicher nimmt nun die FIA in die Pflicht. "Ich hoffe - und da bin ich sicher - die Sportbehörde nimmt das sehr ernst. Es wird eine Verhandlung geben, wann und wo weiß ich nicht. Und da wird man sehen, welche Sportstrafen oder ob es Bestrafungen gibt." Während die Red-Bull-Verantwortlichen unisono von der Regelwidrigkeit des Tests überzeugt sind, fühlt sich Mercedes weiterhin im Recht und erwartet keine Sanktionen. Niki Lauda ging deshalb eine Wette mit seinem Landsmann ein. "Ich habe mit Helmut Marko um 50 Euro gewettet, dass es keine Konsequenzen für Mercedes nach sich ziehen wird", so der Vorsitzende des Aufsichtsrats des Mercedes Formel 1 Teams.