In der schier unendlichen Reifen-Debatte bahnt sich eine erste Entscheidung an. Ab dem Kanada Grand Prix wird Pirelli mit einem veränderten Reifen an den Start gehen. Es soll jedoch nicht die Mischung selbst, sondern lediglich die Karkasse der Hinterreifen verändert werden. Pirelli will sich im Laufe des Donnerstags offiziell zum weiteren Reifen-Fahrplan äußern und die Teams informieren.

Konkret geändert werden soll der Stahlring in der Karkasse der Reifen, Pirelli geht zum Vorjahres-Modell aus Kevlar zurück. Dadurch soll der Schichtablösung der Reifen, die in den vergangenen Rennen immer wieder zu beobachten war, Einhaltung geboten werden. Immer wieder war zu sehen, dass sich ganze Gummifetzen nach einiger Zeit von den diskutablen Reifen lösten und sich am Rande der Ideallinie breit machten.

Force-Indias Sportdirektor Otmar Szafnauer erklärte bereits, dass Force India die Änderung nicht akzeptieren wird, sollte es wirklich zu dieser Änderung kommen. "Das ist eine unerträgliche Scheiß-Politik", wütete Niki Lauda im österreichischen Fernsehen gegen einen möglichen Einspruch.

Zuletzt hatte die FIA interveniert und erklärt, dass die Reifen nur wegen des Sicherheitsaspekts geändert werden dürfen. Es solle bei einer möglichen Änderung nicht um die Anzahl der Boxenstopps pro Rennen gehen. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery schaltete sich ebenfalls in die Sicherheits-Thematik ein und verteidigte das Produkt aus dem eigenen Hause in dieser Hinsicht: "Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass diese Schichtablösungen, die auftreten, wenn sich das Profil löst, die Sicherheit der Reifen nicht beeinflussen."

Als bekannt wurde, dass Pirelli die Reifen ändern wird, wurde zunächst vermutet, dass es dramatische Veränderungen geben werde, die die bisherige Hackordnung der Formel 1 auf den Kopf stellt. Vor allem von Teams wie Lotus und Ferrari, die bislang ein gutes Reifen-Management betrieben, gab es kritische Äußerungen. Am Mittwoch wetterte Sebastian Vettel, die Reifen seien einfach nicht gut genug. "Pirelli muss bessere Arbeit bei der Sicherheit leisten", so der amtierende Weltmeister. "Wir haben gesehen, dass die Leute unter den Reifen litten."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Aus Richtung von Force India wurde es schon laut und auch andere Teams könnten hinterherziehen und die Änderung der Reifen anfechten. Heißt im Klartext: Die unendliche Reifen-Debatte wird sich noch eine ganze Weile hinziehen. Ganz ehrlich: Langsam nervt es, das hat mit Motorsport doch nichts mehr zu tun. Hier geht es doch gar nicht mehr um das Wohl des Sports, sondern um reine Politik. Fahrer, Teams und Fans sind genervt - und Pirelli dürfte es auch sein.

Die Machthaber des Geschäfts sollten ein wenig aufpassen, wie sie mit Pirelli umgehen. Es erweckt nicht selten den Anschein, als ob die Italiener der Sündenbock für alles sind und einfach hin- und hergeschoben werden, wie es den Beteiligten gerade beliebt. Nicht vergessen: Pirelli hat noch keinen Vertrag für die F1-Saison 2014 und könnte bei all dem Polit-Gerangel und der schlechten Presse irgendwann die Lust verlieren...(Robert Seiwert)