Australien war der Anfang, aber die meisten Beobachter und Fahrer sind sich einig: In Melbourne hat sich noch keine klare Hackordnung in der Formel 1 herauskristallisiert. Die Stadtkurs-Charakteristik des Albert Park sowie die kühlen Temperaturen lassen nur erahnen, wer zum Beginn der Saison 2013 die Nase vorn hat. Mercedes zählte nach den Winter-Tatfahrten zu den heimlichen Favoriten, konnte sein Potenzial in Australien aber noch nicht zeigen. Lewis Hamilton beendete sein erstes Rennen für die Silberpfeile auf dem fünften Platz, Nico Rosberg fiel wegen eines technischen Problems vorzeitig aus. Der kommende Grand Prix in Malaysia wird die große Bewährungsprobe für Mercedes in Sachen Reifenmanagement.

2012 hatte das Auto immer wieder Probleme, wenn es an den Strecken wärmer wurde: Der Reifenabbau war zu hoch, wie Rosberg und Ex-Teamkollege Michael Schumacher immer wieder einräumten, und ließen keine allzu starken Ergebnisse zu. An diesem Wochenende wird sich zeigen, ob das Team seine Schwachstelle ausmerzen konnte - in Malaysia wird es richtig heiß und der Asphalt klebt geradezu. Rosberg beharrt weiter darauf, dass Mercedes dieses Jahr besser für die Hitze gerüstet ist. "Die kühlen Bedingungen in Melbourne haben uns sogar ein wenig geschadet", meinte Rosberg. "Wir konnten nicht alles zeigen, was wir drauf haben. Hier in Sepang erwarte ich eine ähnliche Performance, sogar ein bisschen besser."

Was den Reifenabrieb angeht, würde das Team im Vergleich zu den vergangenen Jahren nun viel besser aufgestellt sein. "Ich bin sicher, dass es gut wird", war Rosberg überzeugt. "Das ist alles nicht so einfach zu verstehen, aber beim Reifenmanagement stehen wir viel besser als 2012." Vor allem an der Hinterachse verabschiedete sich in der Vergangenheit beim Silberpfeil der Gummi viel schneller von der Felge als es dem Team lieb sein konnte. Rosberg erklärte, wie Mercedes das Problem in den Griff bekommen könnte. "Man belastet die Hinterreifen zu sehr", sagte er. "Man muss versuchen, mehr Last auf die Vorderreifen zu schieben, zum Beispiel mittels der richtigen Gewichtsverteilung."

Der Verschleiß der Reifen hängt indes nicht nur vom Auto, sondern auch von der Fahrweise des Piloten ab. Lewis Hamilton galt nie als Reifenflüsterer und auch in Melbourne musste er einen ungeplanten, dritten Boxenstopp einlegen. Mercedes hatte vor Rennstart auf eine Zweistopp-Strategie gesetzt - in diesem Fall die gewinnbringende - doch die Balance machte Hamilton zu schaffen, er musste sich gegen seine Hintermänner verteidigen und beschädigte dabei seine Reifen stärker als erwartet. Rosberg glaubte, dass er gut mit den fragilen Pirellis umgehen kann. "Ich bin generell guter Dinge, dass ich die Reifen im Griff habe", sagte er.

Seinen Teamkollegen hat er noch nicht im Griff, das erste interne Duell endete 1:0 für Hamilton. Umso ärgerlicher für Rosberg, der in den Trainings einen guten Eindruck hinterließ, sich dann aber mit Startplatz 6 begnügen musste, während sein britischer Teamkollege aus der zweiten Reihe von P3 startete. "Natürlich wurmt mich das", gab Rosberg zu. "Aber die Qualifying-Position ist nicht mehr ganz so wichtig. Mit einem guten Speed kann man im Rennen immer noch viel erreichen. Bis zu meinem Ausfall sah das ganz gut aus bei mir." Ein ähnlicher Ausfall soll in Sepang nicht mehr passieren. Rosberg zuversichtlich: "Das war ein doofes Problem mit dem An/Aus-Schalter am Auto. Durch die Vibrationen ist da etwas kaputt gegangen. Ich bin sicher, dass wir das behoben haben."