Nach den ersten Runden des Großen Preis von Australien erweckte es den Anschein, als ob Sebastian Vettel von der Pole Position zu seinem ersten Saisonsieg fahren würde. Die Pace des RB9 stimmte und hinter ihm nahmen sich die Verfolger gegenseitig Zeit ab. Doch bereits in der sechsten Runde machten seine superweichen Reifen schlapp und er musste die Box ansteuern. Felipe Massa konnte hingegen bis zur achten Runde auf der Strecke bleiben, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen blieben sogar noch einen weiteren Umlauf draußen. "Es war schon früh absehbar, dass das ein schwieriger Tag mit den Reifen wird", sagte Vettel. "Eigentlich hatten wir eine ziemlich gute Balance, aber leider flogen uns sowohl Vorder- als auch Hinterreifen zu früh um die Ohren."
Ein Schlüsselpunkt bei Vettels Rennen war sein zweiter Boxenstopp. Während Alonso bereits in der 20. Runde seinen zweiten Satz Medium-Reifen aufziehen ließ, kam Vettel erst eine Runde später rein. Der Ferrari-Pilot nutzte die Gelegenheit und zog dank seiner extrem starken Outlap vorbei, als Vettel noch in der Boxengasse unterwegs war. "Der 2. Stint war ein wichtiger Teil des Rennens", bestätigte Vettel. "Ich hing hinter Adrian Sutil fest und konnte nicht an ihm vorbei. Wenn man versucht, zu überholen und es nicht funktioniert, wird es nur schlimmer mit den Reifen." Vettel zeigte sich trotzdem etwas überrascht vom schnellen Alonso, der in dieser Runde den Grundstein für Platz zwei legte.
Gleichzeitig räumte Vettel ein, dass Ferrari am Sonntag ein schwieriger Gegner war und für Red Bull nicht viel mehr drin gewesen wäre. "Alonso war ein bisschen schneller als wir, vor allem am Ende der Stints", so der 25-Jährige. Und in Sachen Reifenmanagement war gegen Lotus sowieso kein Kraut gewachsen. Rennsieger Kimi Räikkönen wechselte seine Reifen 13 Runden nach Vettel und 14 nach Alonso. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es Lotus mit einer Zwei-Stopp-Strategie versuchen würde. Der Plan ging auf und der Finne konnte das Rennen an der Spitze bis über die Ziellinie kontrollieren. "Es war einfach", sagte Räikkönen noch auf dem Weg zum Podium.
Vettel zollte dem reifenschonenden Räikkönen sowie dessen E21-Boliden anschließend Lob. "Kimi habe ich im ganzen Rennen nie gesehen", so Vettel. "Wenn es extrem wird, konnte man schon 2012 sehen, dass Lotus lange auf seinen Reifen fahren kann, etwa in Montreal. Heute lief es ähnlich: Sie hatten einen geringeren Verschleiß als alle anderen, sonst wäre ihre Strategie nie aufgegangen. Wir müssen schauen, dass es uns künftig besser gelingt, auf die Reifen aufzupassen."
Immerhin bewahrheiteten sich die Befürchtungen, dass es in Melbourne zur Boxenstopp-Orgie kommt, nicht. Nach Barcelona hatte sich das halbe Fahrerlager über die Reifen beschwert, die auf dem Circuit de Catalunya extrem schnell abbauten. "In Barcelona war die Strecke viel zu aggressiv und die Bedingungen nicht richtig", meinte Vettel angesichts der kühlen Temperaturen während der Tests. "Hier war es ganz anders. Was wir heute gefahren sind, davon konnten wir in Barcelona nur träumen."
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