Tolles Comeback von Adrian Sutil. Beim Großen Preis von Australien, seinem ersten Rennen nach der einjährigen Zwangspause, fuhr der Force-India-Pilot vom elften auf dem siebten Platz nach vorne. Damit beendete er den Grand Prix einen Rang vor seinem Teamkollegen Paul di Resta. Lange Zeit sah es sogar so aus, als könnte er sein Comeback mit einem Platz noch weiter vorne krönen - vor seinem ersten Reifenwechsel führte er das Feld sogar an. In den ersten beiden Stints bot der Formel-1-Rückkehrer den Top-Piloten - Kimi Räikkönen, Fernando Alonso und Sebastian Vettel - Paroli. Doch nach dem Wechsel auf die Supersofts büßte Sutil einiges an Boden ein und musste Lewis Hamilton und Mark Webber noch vorbeiziehen lassen. Mit seinem Comeback war er dennoch hochzufrieden.

"Es war ein tolles Rennen, es hätte nicht besser laufen können", sagt Sutil. "Ich habe auf hart angefangen und hatte bis zum letzten Stint eine sehr ordentliche Rennpace." Dass er vom Speed mit den Besten mithalten konnte, überraschte Sutil nicht. "Ich wusste, dass wir im Rennen recht gut sein würden. Die Tests am Freitag waren gut." Dass er den Grand Prix allerdings zwischenzeitlich anführte, kam doch unerwartet und war deshalb umso schöner - zumal es das erste Mal in seiner Karriere war. "Wenn man plötzlich Führungskilometer macht, ist das ein unglaubliches Gefühl", beschrieb er die unerwartete Erfahrung. "Ich weiß erst seit drei Wochen, dass ich wieder Formel 1 fahren darf. Das war ganz toll."

Und auch, dass zu diesem Zeitpunkt der dreimalige Weltmeister Vettel hinter ihm fuhr, machte Sutil nicht nervös. Schützenhilfe für den prominenten Landsmann gab es auf jeden Fall nicht. "Ich wusste, dass ich schnell war. Seb hat Druck gemacht, aber er hat nicht so gewirkt, als ob er mich jede Runde mit DRS würde angreifen können", berichtete er. Und auch nach dem ersten Boxenstopp lag er kurzzeitig noch vor dem Red-Bull-Star - musste diesen dann aber ziehen lassen. Trüben konnte das seine Freude nicht. "Vor ihm rauszukommen, war ein tolles Gefühl."

Adrian Sutil: Bei der Rückkehr gleich in die Punkte, Foto: Sutton
Adrian Sutil: Bei der Rückkehr gleich in die Punkte, Foto: Sutton

In den letzten zwölf Runden auf den superweichen Reifen stand dem 30-Jährigen dann aber noch einmal eine komplizierte Aufgabe bevor. In den ersten Umläufen brachte er die Pirelli-Pneus überhaupt nicht zum Arbeiten. "Ich habe vorsichtig angefangen, aber nach zwei Runden sind sie komplett auseinandergefallen. Ich dachte schon: Das war's, ich kann nicht zu Ende fahren", erzählte der Force-India-Lenker. "Aber dann ging es wieder. Ich habe gekämpft und es hat geklappt."

Und so nahm der Gräfelfinger viel Positives von seinem ersten Auftritt in der Königsklasse seit Brasilien 2011 mit. "Vielleicht hat mir die Pause sogar gut getan, ich hatte ein Jahr Zeit, etwas Anderes zu tun", meinte er. "Das ist gut nach so vielen Jahren im Rennsport, der sehr anstrengend ist. Ich habe die Zeit genutzt, um den Kopf frei zu bekommen." Das hat offenbar gut geklappt. Auch die Hängepartie um die Cockpit-Vergabe bei Force India brachte ihn nicht aus der Ruhe. "Es ist schön, diese Chance bekommen zu haben. Ich wusst lange nicht, ob es klappen würde. Ich fühle mich einfach gut, ich bin frisch und habe die Vergangenheit abgehakt. Jetzt will ich weiter nach vorne - dafür war das ein guter Einstand."

Sutil ist sich trotz des guten Resultats im Klaren darüber, dass die Bäume für ihn nicht in den Himmel wachsen. "Man muss realistisch und konzentriert bleiben", sagte er. "Wenn es gewisse Umstände erlauben, können wir ganz vorne rein fahren, dann müssen wir es ausnutzen." Leicht werde ihm das die Konkurrenz aber sicherlich nicht machen. "In diesem Sport will jeder gewinnen", so Sutil, der sich für den weiteren Saisonverlauf aber trotzdem zuversichtlich zeigte. "Natürlich können wir das nicht immer wiederholen, aber es ist nicht ausgeschlossen. Wir wollen erst einmal möglichst viele Punkte sammeln, das ist unser kurzfristiges Ziel."