Der Fahrermarkt für die kommende Saison hat sich gesetzt, die meisten Cockpits für 2015 sind vergeben. Einer steht aktuell ohne Zukunft in der Formel 1 da: Adrian Sutil. Nach seinem Rauswurf bei Sauber stehen ungewisse Zeiten bevor. Sutil könnte es laut eigener Aussage kommendes Jahr auf die Langstrecke ziehen - ein Weg, den schon einige ehemalige F1-Piloten eingeschlagen haben. "Die WEC könnte ein interessantes Projekt sein", sagte Sutil gegenüber Autosport. "Jeder spricht positiv darüber, und so sehe ich es auch. Die Autos sind schnell und wahrscheinlich ähnlich zur Formel 1."

Sutil wäre der nächste Fahrer in einer Reihe prominenter Namen, die nach ihrer F1-Karriere zu den Le-Mans-Prototypen wechseln. Mark Webber, Nick Heidfeld oder Alexander Wurz suchten ihr Glück in den vergangenen Jahren in Le Mans. "Ich möchte die 24 Stunden von Le Mans auf jeden Fall in meiner Karriere fahren", sagte Sutil. "Dort gibt es Hersteller und das ist gut für die Zukunft eines Fahrers - du brauchst einen zuverlässigen Partner, mit dem du einen langfristigen Vertrag eingehst, mit dem du arbeitest und dich verbesserst."

Adrian Sutil fuhr 128 Rennen in der Formel 1, Foto: Sutton
Adrian Sutil fuhr 128 Rennen in der Formel 1, Foto: Sutton

Glücklich auch ohne Formel 1

Dabei wollte Sutil eine Fortsetzung seiner Formel-1-Karriere nicht ausschließen - allerdings nicht um jeden Preis. "Wenn ich nächstes Jahr nicht fahre, bin ich immer noch ein glücklicher Mensch", versicherte der Gräfelfinger, der bei 128 Grands Prix an den Start ging. "Ich bin jetzt 31 und könnte noch ein paar Jahre in der Formel 1 fahren. Aber ich war in der F1 und es kommt die Zeit, wo man woanders hingehen muss. Mein eigentlicher Plan wurde unterbrochen, also muss ich mir andere Serien anschauen. Ich bin da sehr offen."

Heißt im Klartext: Sutil will seine aktive Rennsportkarriere nicht beenden. Schon einmal, 2012, musste er eine Auszeit von der Formel 1 nehmen. Unter anderem trat er als TV-Experte auf und blieb dem Fahrerlager so erhalten. Diese Zeit habe ihn entspannter werden lassen, was die Zukunft anbelangt. "Es gibt viele Möglichkeiten in Serien, die sehr interessant sind", so Sutil. "Es muss nicht nur die Formel 1 sein." Über eine Fortsetzung seiner F1-Karriere würde er sich allerdings nicht beschweren, sofern die Rahmenbedingungen passen. Sutil: "Vielleicht in dem Jahr, wenn Haas in die F1 kommt. Das ist ein interessantes Projekt."

Sutil und Hülkenberg: 2 Deutsche in Le Mans?, Foto: Sutton
Sutil und Hülkenberg: 2 Deutsche in Le Mans?, Foto: Sutton

Zusammentreffen mit Hülkenberg?

Sollte es Sutil doch nach Le Mans verschlagen, würde er dort mit Nico Hülkenberg auf einen weiteren F1-Wegbegleiter treffen. Der Force-India-Pilot geht 2015 für Porsche beim Klassiker an den Start. "Ich bin schon lange Porsche-Fan und habe die Rückkehr in die LMP1-Klasse entsprechend intensiv verfolgt", sagte Hülkenberg. "Dabei wuchs der Wunsch, dieses Auto in Le Mans fahren zu können. Jetzt ist es an mir, hart zu arbeiten, um beiden Engagements gerecht zu werden."

Berühmte F1-Piloten in Le Mans

Jacky Ickx: Ein berühmter Le Mans-Teilnehmer, der auch in der Formel 1 an den Start ging, war kein geringer als der Belgier Jacky Ickx. Der F1-Vizeweltmeister aus dem Jahr 1969 obsiegte im selben Jahr auf einem Ford GT im französischen Le Mans. Bis 1982 holte er noch fünf weitere Gesamtsiege beim 24-Stunden-Klassiker. In der Formel 1 reichte es im Jahr 1970 ebenfalls nur für den zweiten Gesamtrang.

Nelson Piquet: Noch ein großer F1-Name verirrte sich auf den traditionsreichen Kurs in Le Mans. Nelson Piquet, dreifacher Weltmeister aus den Jahren 1981, 1983 und 1987, probierte sich zwei Mal in einem McLaren über 24 Stunden aus. 1996 erreichte der Brasilianer zusammen mit Johnny Cecotto und Danny Sullivan Rang acht. Ein Jahr später schied Nelson Piquet aufgrund eines Unfalls aus.

Nelson Piquet schied 1997 in seinem McLaren F1 GTR nach einer Kollison aus, Foto: Sutton
Nelson Piquet schied 1997 in seinem McLaren F1 GTR nach einer Kollison aus, Foto: Sutton

Derek Warwick: Derek Warwick, noch heute in der Formel 1 als Steward bekannt, startete sowohl in der Königsklasse des Motorsports, als auch bei der 24-Stunden-Hatz in Le Mans. Fünf Mal ging der Brite in Frankreich an den Start - deutlich erfolgreicher als zu seinen F1-Zeiten. 1992 siegte Warwick auf Peugeot zusammen mit Yannick Dalmas und Mark Blundell. In der Formel 1 holte Warwick bei 146 Starts vier Podestplätze.

Martin Brundle: Martin Brundle ist ebenfalls ein ehemaliger F1-Fahrer, der erfolgreiche Ausflüge in die Sportwagenwelt wagte. Bei acht Starts in Le Mans schied Brundle jedoch sechs Mal aus. Allerdings eroberte der heutige TV-Mann zusammen im Jahr 1990 zusammen mit John Nielsen und Price Cobb auf Jaguar sogar den Gesamtsieg. Seinen letzten Le-Mans-Start absolvierte Brundle im Jahr 2012, hier wurde er 15. Seine F1-WM-Bilanz: 158 Starts, 98 WM-Punkte und neun Podestplätze - bis zum Karriereende 1996 bei Jordan.

Mika Salo: Mika Salo, der ehemalige Teamkollege von Michael Schumacher, schnupperte ebenfalls Le Mans-Luft. Der Finne, der zwischen 1994 und 2002 in der Formel 1 aktiv war und in seiner Zeit insgesamt 33 WM-Zähler sammelte, kann auch Starts in Le Mans vorlegen. Zwischen 2003 und 2014 startete Salo fünf Mal beim Langstreckenrennen. Sein bestes Ergebnis heimste der heute 47-jährige 2009 zusammen mit Pierre Kaffer und Jaime Melo auf einem von Risi Competizione eingesetzten Ferrari F430 GTC ein. Rang 18 und der Klassensieg für den Finnen.

Mika Salo schied 2007 nach einem Defekt aus, Foto: Sutton
Mika Salo schied 2007 nach einem Defekt aus, Foto: Sutton

Anthony Davidson und Sebastien Buemi:Zusammen mit Anthony Davidson gewann Sebastien Buemi in dieser WEC-Saison bereits den Fahrertitel. In Le Mans steht bei dem Franzosen, genau wie beim Briten, ein zweiter Platz im vergangenen Jahr als beste Leistung zu Buche. Im Gegensatz zu Davidson sicherte sich Buemi in drei Formel-1-Jahren bei Toro Rosso insgesamt 29 WM-Zähler. Seine beste WM-Platzierung war dabei ein 15. Rang in seiner bislang letzten Saison.

Anthony Davidson und Sebastien Buemi sind amtierende WEC-Weltmeister 2014, Foto: Adrenal Media
Anthony Davidson und Sebastien Buemi sind amtierende WEC-Weltmeister 2014, Foto: Adrenal Media

Alexander Wurz: Auch Alexander Wurz absolvierte vor seinem ersten F1-Auftritt bereits sein erstes Rennen in Le Mans. Zusammen mit Manuel Reuter und Davy Jones erreichte der Österreicher den Gesamtsieg. Danach ging Wurz in die Formel 1, doch nach 69 Starts ohne Sieg beendete er bei Williams seine zehnjährige Karriere. Seit 2008 trat er in jedem Jahr in Le Mans an. 2009 reichte es zusammen mit Marc Gene und David Brabham zu einem weiteren Gesamtsieg. Mit Toyota, wo er seit 2012 einer der Stammpiloten ist, gelang bisher nur ein vierter Rang (2013).

Nick Heidfeld: Nick Heidfeld hat bereits vor seiner Formel-1-Karriere einmal Le-Mans-Luft geschnuppert, als er 1999 mit Christophe Bouchut und Peter Dumbreck im Mercedes-Benz CLR an den Start ging. Danach verbrachte der Deutsche elf Jahre in der Königsklasse, konnte in 183 Teilnahmen jedoch keinen Sieg erringen. Nach seinem Ausstieg 2011 wechselte er zu Rebellion Racing in die WEC und nahm weitere drei Male am 24-Stunden-Klassiker teil. In diesem Jahr sprang mit Gesamtrang vier auch noch der Klassensieg heraus.

Mark Webber startete drei Mal in Le Mans, Foto: Porsche AG
Mark Webber startete drei Mal in Le Mans, Foto: Porsche AG

Mark Webber: Mark Webber stand in der Formel 1 lange im Schatten seines Teamkollegen Sebastian Vettel. Während Vettel einen Weltmeistertitel nach dem anderen einfuhr, waren die besten Saisonergebnisse des Australiers drei dritte Plätze. Nach insgesamt elf Saisons in der Königsklasse und einem von Spannungen zwischen ihm und seinem Teamkollegen überschatteten letzten Jahr wechselte Webber zu Porsche in die WEC. Bei dieser Teilnahme, sowie bei seiner vorherigen Teilnahme 1998 erreichte das Auto des Australiers das Ziel nicht.