Williams-Fans erinnern sich mit Schrecken an die katastrophale Saison 2011. Mit gerade einmal fünf Punkten landete das Traditionsteam auf den hinteren Plätzen. Nach der Formverbesserung 2012 mit der Rückkehr zum Renault-Motor schwant Pastor Maldonado nun Böses. "Ich denke, wir sind wieder dort, wo wir vor zwei Jahren waren", sagte der Venezolaner nach dem ersten Teil des Qualifyings zum Großen Preis von Australien. Wie weggeblasen waren die Lobeshymnen auf das neue Auto, von dem sich Maldonado nach den Testfahrten im Winter noch so begeistert gezeigt hatte. Der FW35 sei der beste Williams, in dem er je gesessen habe, versicherte er vor einigen Wochen noch.

Und heute? "Das Auto ist momentan unfahrbar", sparte Maldonado nicht mit Kritik an den Williams-Ingenieuren. Maldonado war das prominenteste Opfer des regnerischen Qualifyings, in dem er als 17. frühzeitig die Segel streichen musste. Teamkollege Valtteri Bottas schaffte es mit Mühe und Not in die nächste Qualifying-Runde am Sonntagmorgen. Platz 15 und knapp vier Sekunden Rückstand auf Nico Rosbergs Bestzeit. Nun sollten die Resultate aus dem kniffligen Zeittraining nicht überbewertet werden, doch es deutet sich bereits an, dass Williams keinen guten Start in die neue Saison erleben wird.

Bereits in den Freien Trainings am Freitag war Maldonado alles andere als begeistert vom Boliden, der als einziges Auto im Feld sein Debüt erst bei den zweiten Tests des Jahres gab. In der 2. Session kam der 27-Jährige nicht über Platz 16 hinaus und lag damit fernab der Pace. "Wir hoffen, dass wir uns verbessern, schlechter ist auch unmöglich", nahm Maldonado kein Blatt vor den Mund und ärgerte sich vor allem über die schlechte Balance seines Autos. Williams testete am Freitag zwei unterschiedliche Auspuff-Pakete und will in Melbourne die Launch-Version nutzen, diese würde besser zum Streckenlayout passen. Mit der zweiten Variante, die dem Konzept von Red Bull ähnelt, hatte das Team bislang immer wieder Probleme.

Während Maldonado zeitweise fluchte wie ein Rohrspatz, hielt sich Neu-Teamkollege Bottas dezent bedeckt. Seine Zeiten lagen etwa auf Maldonado-Niveau und der Finne ließ kaum durchblicken, dass er seine erste komplette Saison in der Formel 1 bestreitet. Der hoch talentierte Bottas konnte die Zeiten seines erfahrenen Kollegen mitgehen, verlagerte sich aber darauf, über seine Unkenntnis der Strecke zu sprechen. Bottas wollte es sich nicht anmaßen, zu diesem frühen Zeitpunkt Kritik an seinem Arbeitgeber beziehungsweise dem Auto zu äußern.

Im Nassen langsam, im Regen schlecht: Bei Williams werden in den kommenden Tagen die Köpfe rauchen, um das Potenzial des FW35 zu erschließen und Maldonado und Bottas ein konkurrenzfähiges Auto hinzustellen. Bis zum nächsten Rennen in Malaysia kommende Woche bleiben der Truppe aber gerade einmal ein paar Tage Zeit. Doch erst einmal soll der Australien GP ein versöhnliches Ende für den Traditionsstall aus Grove bringen. Maldonado wollte sich noch nicht komplett entmutigen lassen und verwies auf die Konkurrenz. "Letztes Jahr sind die Autos von Sauber von P16 und P17 ins Rennen gegangenen und haben gepunktet", sagte er. Kamui Kobayashi und Sergio Perez landeten auf den Plätzen 6 und 8 - bei insgesamt zehn Ausfällen.