Der technische Fortschritt in der Königsklasse des Motorsports ist unaufhaltsam. Bei jedem Rennen zeigen die Teams neue Detailverbesserungen an ihren Boliden. Doch was, wenn mal die Ideen ausgehen? Kein Problem für die Ingenieure in der Formel 1, schließlich gibt es noch genügend Konkurrenten, die für Innovationen sorgen können. Dass die schlauen Köpfe der Formel 1 gnadenlose Kopierer sind, ist nichts Neues. James Allison, Technischer Direktor bei Lotus, gewährt Einblicke in das professionelle Kopieren.

Spionage gehört in der Formel 1 zum Tagesgeschäft, Foto: Sutton
Spionage gehört in der Formel 1 zum Tagesgeschäft, Foto: Sutton

"Generell ist jedes Team absolut schamlos beim Kopieren. Wenn es eine gute Idee gibt, wird das so schnell wie möglich kopiert", gestand der Brite. Schließlich ist die Ausgangslage klar: "Es gibt in der Formel 1 keinen Preis für Originalität, sondern fürs Gewinnen." Aus diesem Grund wollen die Teams so viel wie möglich vor der Konkurrenz verstecken. An Rennwochenenden ist es inzwischen verboten, die Garagentore herunter zu lassen, schließlich sollen die Fans auch etwas für ihr Geld sehen. Bei den Tests gilt diese Regel jedoch nicht, weshalb sich die Teams geheimnisvoll geben. "Es wäre eine gute Änderung, das bei den Tests auch einzuführen", meinte Allison.

Beim Kopieren vertrauen die Ingenieure vor allem auf Fotos. "Die besten Freunde der Kopierer sind die Fotografen", scherzte er und fuhr fort. "Es gibt viele Fotografen, die einen Teil ihres Lebensunterhalts damit verdienen, den Teams Detailfotos zu verkaufen." Wie genau der interne Prozess dann abläuft, verriet Allison ebenfalls: "Wir vergleichen die Fotos von Rennen zu Rennen und von Team zu Team, um zu sehen, was sie geändert haben. Wenn wir sehen, dass ein Team besser wird und Teile geändert hat wird es interessant."

Allerdings seien selbst die Fotos keine Garantie dafür, den Gegner allumfassend auszuspionieren. "Viele Dinge in der Formel 1 sind so detailliert, dass selbst die besten Fotografen es nicht aufnehmen können." Doch Aufgeben ist in der Formel 1 nicht, wie der Technische Direktor weiter ausführt: "Fahrer können Sachen im Parc ferme sehen und uns erzählen." Caterham-Pilot Giedo van der Garde bestätigte diese Aussagen. "Manchmal, wenn du etwas Interessantes siehst, sprichst du in den Briefings darüber."

Gleichzeitig relativierte der Niederländer aber auch: "Hauptsächlich sind wir da, um die Autos zu fahren. Was wir sehen können und was interessant aussieht, sagen wir." Pirelli Testfahrer Jaime Alguersuari erkannte ein entscheidendes Problem dabei. "Natürlich kann man auf viele verschiedene Sachen schauen, aber die Autos sind komplett anders konstruiert. Das können Fahrer nicht, dafür gibt es Fotos", gab der Spanier ehrlich zu.