Mit dem 41-jährigen Pedro de la Rosa hat sich Ferrari einen der erfahrensten Piloten für sein Testprogramm gesichert. Der Spanier feierte 1999 im Arrows sein F1-Debüt, ging seither bei 105 Grand Prix an den Start. Zuletzt war er nach dem HRT-Aus beschäftigungslos, ehe ihn Landsmann Fernando Alonso ob seines reichen Erfahrungsschatzes zur Scuderia lotste. Doch auch lange vor Alonso wäre der Katalane fast schon einmal in Maranello gelandet. "Als ich im Januar 2003 Jaguar verlassen hab, habe ich bei Ferrari angerufen, um meine Dienste als Test- und Reservefahrer anzubieten", verriet De la Rosa genau zehn Jahre später.

Die Resonanz sei damals jedoch mehr als bescheiden ausgefallen. "Jean Todt sagte: 'Wir haben Felipe Massa und Luca Badoer. Damit sind wir gut aufgestellt.' Dann hat er einfach aufgelegt", meinte De la Rosa, der anschließend bei McLaren durchklingelte. "Martin Whitmarsh erzählte mir, dass sie mit Alex Wurz ebenfalls bereits besetzt seien." Der Spanier machte sich die Not dann jedoch zur Tugend und verwendete das Argument, das ihm Ferrari-Teamchef Todt noch negativ ausgelegt hatte, zu seinen Gunsten. "Ich sagte McLaren, dass Ferrari auch zwei Testfahrer hätte. Daraufhin wurde ich eingeladen, einmal vorbeizuschauen und mir alles anzusehen, wenn ich das nächste Mal in England sein würde."

Glücklich bei Ferrari

Für jeden Spaß zu haben: Die Ferrari-Spanier Gene, Alonso & De la Rosa, Foto: Ferrari
Für jeden Spaß zu haben: Die Ferrari-Spanier Gene, Alonso & De la Rosa, Foto: Ferrari

Zwei Wochen später habe dann ein Treffen gefolgt. "Und obwohl das Vorsellungsgespräch eigentlich wirklich schlecht war, haben sie mich eingestellt", ließ ein grinsender De la Rosa Revue passieren. Der Spanier war sich sicher: "Hätte ich nicht gesagt, dass die Konkurrenz auch zwei Tester einsetzt, hätte ich den Job nie bekommen." Sein Arbeitsverhältnis sollte durch diesen kleinen Taschenspielertrick zu Beginn jedoch keineswegs getrübt werden. De la Rosa blieb bis 2009 Testpilot in Woking, ehe er 2011 noch einmal in selbiger Position für das Team fungierte. Dass er sich nun wieder mit der Rolle auf der Reservebank zufriedengeben müsse, stellte für ihn kein Problem dar - ganz im Gegenteil. "Es gab auch andere Teams, aber die waren einfach nicht schnell genug oder wussten nicht, was ich wollte."

Für den Spanier sei es wichtig, von Zeit zu Zeit etwas anderes zu tun. "Es ist eine sehr große Herausforderung aber ich bin jetzt genau da, wo ich sein will", erklärte er mit Blick auf seine neue Aufgabe in Maranello. Das gute Verhältnis zu seinen Ex-Teams habe unter dem Ferrari-Wechsel jedenfalls nicht gelitten. Selbst bei McLaren sei man nicht erbost darüber, dass nun wertvolles Know-how zur italienischen Konkurrenz getragen werde. "Als eine der ersten Personen habe ich Martin Whitmarsh angerufen. Er war natürlich sehr überrascht von meiner Entscheidung, hat mir zu ihr aber auch gratuliert." Dass er den neuen Boliden der Scuderia in Jerez kommende Woche auch noch testen dürfe - sogar vor Doppelchampion Alonso - sei das Tüpfelchen auf dem i.

"Darüber bin ich sehr glücklich, denn das habe ich nun wirklich nicht erwartet." Sollte es durch einen Krankheitsfall oder eine Verletzung bedingt soweit kommen, dass er gar unter der Saison und bei den Rennen einspringen müsse, sei er jedenfalls gerüstet. Nach der vollen Saison 2012 wähnt sich der Katalane noch voll im Saft und fit für Einsätze. "Ich werde bei den Rennen sein und mich darauf vorbereiten, falls etwas passieren sollte." Ob dann aber letztendlich er oder ein anderer Pilot einspringen würde, stehe weder fest, noch sei es an ihm, das zu beurteilen. "Das ist eine Team-Entscheidung", so De la Rosa, der anfügte: "Bereit war ich jedenfalls schon meine ganze Karriere lang. Warum sollte ich es dann jetzt nicht mehr sein?!".