Pedro de la Rosas Karriere in der Formel 1 glich einer Achterbahnfahrt: Testfahrer bei Jordan, Cockpit bei Arrows, Punkte beim Debüt, 2001 wieder raus aus dem Grid und zurück in die Testfahrerrolle. Dieses Schema schien der Spanier bis zum Ende seiner Formel-1-Karriere 2014 (als Testfahrer bei Ferrari) nicht mehr loszuwerden. Grund dafür: Altersdiskriminierung. Zumindest laut de la Rosa. Warum jünger nicht gleich schneller heißt.

De la Rosa: Mit Sehhilfe zum besseren Formel-1-Fahrer

"Meine Leistung hat sich nicht verschlechtert, ich bin nicht merklich langsamer geworden", meint Pedro de la Rosa über sein Älterwerden in der Formel 1. Das Gegenteil sei zumindest bei ihm und seinem Freund Fernando Alonso der Fall. "Durch die Erfahrung wurde ich zu einem besseren und kompletteren Fahrer."

De la Rosa beendete seine Karriere wie sie begonnen hat: Als Testfahrer, Foto: Sutton
De la Rosa beendete seine Karriere wie sie begonnen hat: Als Testfahrer, Foto: Sutton

Trotzdem musste de la Rosa mehrmals sein Cockpit für die jüngeren Lewis Hamiltons und Heikki Kovalainens der Formel-1-Welt räumen. "Ich musste schließlich zurücktreten, weil mich kein Team mehr wollte", erklärt er. "Das ist etwas anderes." Bei einer einzigen Sache hätte er sein fortgeschrittenes Alter gemerkt: "Meine Sehkraft wurde immer schlechter. Aber nicht dramatisch, ich war dann eben bei 98 statt 100 Prozent." Die letzten Rennen für HRT in der Saison 2012 fuhr der Spanier mit Kontaktlinsen.

"Physisch machst du ja jedes Jahr die gleichen Tests, da war ich immer knapp an meinen Bestleistungen dran, manchmal sogar besser." Motorsport sei in dieser Hinsicht ganz anders als Fußball oder Tennis. Dort würde ein höheres Alter mit einem höheren Verletzungsrisiko Hand in Hand gehen und für ältere Spieler einen Schlussstrich ziehen.

Pedro de la Rosa über die Leiden des Alterns

"Ein Teufelskreis: Du musst ein Spiel machen, obwohl du zuvor nicht ausreichend trainieren konntest. Dann lieferst du dort nicht ab, verletzt dich wieder und das geht immer so weiter", erklärt der 51-Jährige. "Das ist im Motorsport nicht so: Wenn du nicht viel Pech und keinen schlimmen Unfall hast, fällt dein Leistungsniveau nicht ganz plötzlich so stark ab." Ab 40 hätten sich bei ihm allerdings langsam Knieschmerzen und Rückenproblemen eingeschlichen. Die Lösung: Angepasstes Training, Rad fahren statt laufen.

David Coulthard berichtete von einer verlangsamten Augen-Hand-Koordination in seiner letzten Formel-1-Saison, die in mehreren unnötigen Unfällen endete. Der damals 37-Jährige Red-Bull-Pilot machte 2008 nicht nur mit einem dritten Platz in Kanada auf sich aufmerksam. "Das merke ich jetzt auch. Aber mit 51", berichtet de la Rosa. Beim wöchentlichen Kartfahren müsse er jetzt mehr aufpassen, da er nicht mehr ganz auf Top-Niveau fährt.

"Warum viele Aufhören: Das viele Reisen. Du bist nie daheim, das ist das größte Problem für Leute wie Fernando oder mich." Aber dann sehe er das Glänzen in Alonsos Augen bei der Sitzanpassung für Aston Martin. "Das ist derselbe Fernando wie damals bei Minardi, vor 25 Jahren." Alonso hätte nie genug vom Rennfahren.

Alonso als Vorbild für künftige Formel-1-Anwärter

"Sobald er aus dem Auto raus ist, ruft er mich an und will ein 24-Stunden-Rennen in Dubai organisieren", schmunzelt de la Rosa. Direkt nach der Formel-1-Saison. "Jeder will Urlaub machen, aber er will sofort im Dezember wieder Rennen fahren. Das ist das Schöne an ihm."

Pedro de la Rosa und Fernando Alonso: wiedervereint bei Aston Martin, Foto: LAT Images
Pedro de la Rosa und Fernando Alonso: wiedervereint bei Aston Martin, Foto: LAT Images

Für Pedro de la Rosa wäre das nichts. "Ich hätte da schon längst aufgehört!" Die beiden Karrieren ließen sich aber schwer vergleichen, der Spanier feierte zahlreiche Rauswürfe sowie Comebacks in der Formel 1. "Ich hatte zwischendurch immer wieder eine Pause, in der ich aber schon mein nächstes Comeback plante."

Rennfahrer wie Fernando Alonso sieht Pedro de la Rosa als sehr wichtig für die Formel 1 an, vor allem für die junge Generation. "Er zeigt: Sie können so lange fahren, wie sie wollen." Heutzutage wäre die Philosophie: Früh starten, früh aufhören. So gesehen bei Sebastian Vettel: Mit 19 debütiert, mit 35 in Frühpension.

Mit 20 schon zu alt für die Formel 1?

Ein Gespräch mit einem Formel-3-Fahrer ist dem Spanier besonders in Erinnerung geblieben: "Ich frage nach seinen Plänen, wie er in die Formel 1 kommen will. Seine Antwort: Ich komme nicht mehr in die Formel 1. Bis ich dazu bereit bin, bin ich zu alt und die Teams wollen mich nicht mehr." Obwohl das Mindestalter für eine Superlizenz dank Max Verstappen auf 18 Jahre angehoben wurde. Mit 20 Jahren zu alt für die Karriere. "Das finde ich eine absolut falsche Entwicklung", ärgert sich de la Rosa.

"Jünger bedeutet nicht automatisch schneller und besser", betont er. "Ich bin total gegen diese Altersdiskriminierung. Darunter habe ich selbst sehr gelitten." Fahrer müssten nicht 28 sein, wie er damals. Aber alles bis 25 sei das perfekte Alter, um in die Formel 1 zu kommen. Nyck de Vries wird 2023 bei seinem Rookie-Jahr in der Formel 1 28 Jahre alt sein.

De la Rosa: Trotz Kurzhaarschnitt und besserer Performance gefeuert

"Ich war schon in Teams, die einen jüngeren Fahrer bevorzugten. Sie meinten: Er ist vielleicht nicht schneller als du, aber jünger. Das ist dann der Killer, sowas willst du in einem Meeting niemals hören", gesteht de la Rosa. Paradebeispiel dafür: 2008 bei McLaren. "Damals habe ich sogar meine Haare ganz kurz geschnitten. Aber nicht einmal das hat funktioniert", kann es der 51-Jährige mittlerweile mit Humor nehmen.

Nicht nur Lewis Hamilton, auch Heikki Kovalainen wurde in Woking nach Fernando Alonsos Rückkehr zu Renault dem zehn Jahre älteren Pedro de la Rosa vorgezogen. "Es glauben alle, dass sich ein junger Fahrer noch entwickeln kann und sich mit jedem Jahr steigert", erklärt der Spanier. Das sei jedoch nicht automatisch so. "Manche Fahrer werden aber nicht mehr besser, manche sind zu Beginn schon sehr gut und stabilisieren sich, manche werden schlechter."

McLaren setzte mit Lewis Hamilton auf Jugend statt Erfahrung, Foto: FIA
McLaren setzte mit Lewis Hamilton auf Jugend statt Erfahrung, Foto: FIA

"Nicht jeder junge Fahrer in der Formel 1 ist besonders", meint de la Rosa. Das herauszufinden, sei nicht einfach. Denn: "Jeder, der es in die Königsklasse schafft, gilt zu einem Zeitpunkt seiner Karriere als besonders." In den Nachwuchsserien wie der Formel 3 oder der Formel 2 gäbe es viele Talente. "Dann kommt die Realität und du fährst mit diesen Monstern", sagt der Spanier. Und meint damit die anderen Fahrer, nicht die Formel-1-Boliden.

McLaren bereitet de la Rosa noch immer schlaflose Nächte

Kovalainen wurde von McLaren nach zwei Jahren wegen mangelnder Leistung abgesägt und durch Jenson Button ersetzt. "Vielleicht hätte ich die gleichen Probleme gehabt wie Heikki, vielleicht wäre ich besser für das Team gewesen", hadert Pedro de la Rosa noch immer mit McLarens Entscheidung. "Manchmal denke ich jeden Tag vor dem Schlafen gehen daran." Seine Erfahrung hätte ihm eventuell geholfen. Im teaminternen Duell machte Hamilton, der de la Rosa schon 2007 die Chance auf ein Cockpit nahm, kurzen Prozess mit Kovalainen.

"Hätte ich Lewis geschlagen? Sicher nicht. Aber vielleicht wäre genau das meine Stärke gewesen. Mein Ziel war nie, ihn zu schlagen", meint der Markenbotschafter von Aston Martin. Für ihn war schon zu Beginn klar, dass Lewis Hamilton einer der talentiertesten Fahrer der Welt ist. Mit 37 Jahren auch nicht mehr der Jüngste, aber an der Spitze der Formel 1 einzementiert.