Die Plätze 12 und 14 sprangen für Williams in Monza im Zeittraining am Samstag letztendlich heraus - im Fall von Pastor Maldonado hieß das allerdings, dass der Venezolaner, der auf Grund seiner Spa-Strafversetzung um zehn weitere Positionen nach hinten muss, den Großen Preis von Italien am Sonntag nur als 22. aufnehmen kann. So fernab der Punkte zu sein, damit konnte man auch bei der Traditionstruppe aus Grove nicht zufrieden sein. "Pastor fuhr eine gute Runde und wir erwarteten eigentlich auch, auch hier in Q3 zu kommen und hatten große Hoffnungen. Als Team ist das Ergebnis also ein bisschen enttäuschend, aber letztendlich hatten wir dann wohl nicht ganz die Pace, die wir letztes Wochenende in Spa noch hatten", fasste Chefstreckeningenieur Mark Gillan zusammen.

Die Freude an seiner Arbeit war ihm trotz des mäßigen Resultats aber nicht vergangen. "Das hier ist eine Power-Strecke. In Sachen Motor-Einstellung ist es also sehr spannend. Im dritten Freien Training waren wir zum Beispiel noch sehr zufrieden mit unserer Performance - aber daran sieht man auch, wie eng es einfach zugeht", meinte Gillan. "Letzte Woche in Spa hat es Pastor gerade so in Q3 geschafft. Der Trend geht hier aber dahin, dass die Leute ihre Rundenzeit von Q2 zu Q3 hin gar nicht mehr so verbessern. Fakt ist: Das Qualifying ist dieser Tage wirklich brutal - es geht einfach wahnsinnig eng zu und Hundertstel, ja sogar Tausendstel können gleich einen Riesenunterschied ausmachen."

Für den Sonntag erwartete er diesbezüglich auf der Strecke wenig Veränderung. "Es ist interessant, denn die Speed-Unterschiede sind eigentlich schon ziemlich groß. Man muss hier aber ganz einfach sehr schnell sein und einige Teams scheinen da schon verschiedene Entscheidungen getroffen zu haben", so Gillan. Ganz wichtig werde im Rennen natürlich auch wieder das Reifenmanagement. "Daher glaube ich, dass wir morgen einen Mix an Strategien sehen werden. In Spa wurde viel überholt und auch mit dem DRS klappte es gut - hier kommt es meiner Meinung nach schon mehr darauf an, wie gut man aus den Kurven herauskommt, sprich wie gut die Traktion ist." Mit wie vielen Stopps am Sonntag bei Williams zu rechnen sei, damit es nach vorne gehen könnte, wollte er aber nicht verraten.

Rückendeckung für Maldonado

Aufholbedarf: Das Duell mir Force India soll am Sonntag in die nächste Runden gehen, Foto: Sutton
Aufholbedarf: Das Duell mir Force India soll am Sonntag in die nächste Runden gehen, Foto: Sutton

"Wir haben ehrlich gesagt noch gar nicht alle Daten komplett durchgeschaut, deshalb arbeiten wir noch an unserer Strategie", versicherte der Brite. Dass der Große Preis von Italien für den Traditionsrennstall ein Schlüsselrennen ist, zeigt derweil der Blick auf den Gesamtstand. Als besonders interessant kristallisiert sich dort im Mittelfeld mittlerweile das Duell des Team mit Force India heraus, die Williams zuletzt in Belgien in der Teamwertung überholen konnten und nun sechs Zähler voran liegen. "Wir wollen sie unbedingt schlagen, aber sie waren auch heute wieder schnell - also müssen wir morgen einen sehr guten Job machen", wusste Gillan. "Wir haben noch sieben Rennen und einen vollen Terminplan. Sie sehen stark aus, so wie letzte Woche - wir sind aber dennoch zuversichtlich", gab er sich optimistisch.

Die Kritik, dass seine Fahrer und in den letzten Rennen namentlich die Eskapaden und Strafen Maldonados zu viele Punkte kosten würden, wollte er nur bedingt zulassen. "Pastor ist ein sehr, sehr schneller Fahrer. Ich denke, die Leute unterschätzen, wie gut er auch in puncto Verständnis für das Auto ist." Trotzdem räumte Gillan ein: "Klar ist aber auch, dass wir als Team eigentlich schon mehr Punkte haben müssten. Aber genau darum geht es eben: Um das Team - und genau deswegen ist es auch nicht richtig, Individuen anzugreifen", nahm er auf kritische Nachfragen zur Punkteausbeute seines Fahrerduos die beiden Piloten in Schutz. "Wir haben selbst auch schon gute wie schlechte Entscheidungen getroffen. Genauso hatten wir dadurch auch schon hervorragende Resultate. Es war bislang also ganz einfach eine Achterbahnfahrt."

Finanzielle Lage unkommentiert

Eine Achterbahnfahrt, bei der die positiven Aspekte nach Meinung des Briten letzten Endes aber überwiegen würden. "Insgesamt muss man auch sehen, dass wir uns im Vergleich zum Vorjahr trotz allem merklich verbessert haben. Es gab einen großen Fortschritt, auch wenn wir noch nicht ganz da stehen, wo wir hinwollen." Wie es derweil um die seit dem Börsengang oftmals als unsicher betitelte finanzielle Situation des Teams stünde, wollte Gillan nicht kommentieren. "Das überlasse ich dann doch Frank", lächelte der Williams-Mann. Viel mehr zu vermelden gab es von seiner Seite aus auch in Sachen Fahrerplanung für die kommende Saison nicht. An den Spekulationen um den schnellen Testpiloten des Team, Valtteri Bottas, wollte Gillan sich nicht groß beteiligen. "Ich kann nur so viel sagen: Valtteri macht einen guten Job und ist sehr breit aufgestellt, obwohl er noch sehr jung ist."

Ahnung von der Technik habe sein Schützling auch. "Und er is schnell und professionell. Es ist also eine Freude mit ihm zusammenzuarbeiten." Dass der Jungspund in eines der Renncockpits dränge, sei dementsprechend klar und nachvollziehbar. "Aber wir haben ihm ja auch schon mit den Testfahrten und vielen Freitagseinsätzen in diesem Jahr eine Vielzahl guter Möglichkeiten geboten - 15 an der Zahl und hier an der Strecke ist er auch immer mit dabei", meinte Gillan, der gleich noch einen anderen Grund für den Performance-Anstieg seiner Truppe nannte: Die seit Beginn des Jahres wiederaufgenommene Partnerschaft mit Motorenhersteller Renault. Diese wollte Gillan loben: "Das läuft alles sehr gut und wir hatten dieses Jahr ja auch schon Highlights zusammen - daran wollen wir in Zukunft anknüpfen."