Lange hatte Kamui Kobayashi warten müssen, am 1. September 2012 war es in Spa endlich soweit: zum ersten Mal fuhr er in die erste Startreihe eines Formel-1-Rennens. Kobayashi sorgte damit aber nicht nur für Freude in seiner Heimat, sondern auch bei seinem Sauber-Team, das sich nach Abschluss des Zeittrainings kollektiv in den Armen lag. "Das war ein großartiges Qualifying für mich", sagte Kobayashi dann auch selbst.

Am Freitag hatte er noch stark zu kämpfen gehabt, denn wegen des Regens konnten er und sein Team praktisch nichts tun. "Aber heute Morgen haben wir einiges umgestellt und uns stark verbessert. Wir kamen sehr zuversichtlich nach Spa, nach der Pause will jeder das Potential des Autos ausschöpfen. Wir hatten ein gutes Wochenende erwartet, aber nicht Platz zwei im Qualifying. Wir haben aber ein gutes Ergebnis erwartet und haben eine gute Chance im Rennen. Ich freue mich sehr über das Ergebnis", meinte der Japaner.

Endlich stimmte alles

Diese Freude teilte das ganze Team, darunter auch Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn, die mit einem breiten Lächeln am Kommandostand feierte. "Es ist ein fantastisches Gefühl. Wir haben oft gesehen, dass das Auto gut aussah und es dann nicht geklappt hat. Jetzt bin ich froh, dass er die Runde zusammengebracht hat. Das ist eine tolle Ausgangslage für morgen", erklärte sie. Auf große Änderungen im Sommer führte sie das gute Gesamtergebnis - Sergio Perez wurde Fünfter - nicht zurück, vielmehr habe das Team einfach dazugelernt. "Wir wussten, dass wir knapp davorstehen. Das Feld liegt eng beisammen, das ist jetzt ein schönes Gefühl, das genießen wir."

Noch schöner wäre es aber, wenn sich das gute Gefühl am Sonntag erhalten ließe. Die Chancen darauf stehen insofern nicht schlecht, als dass Sauber bei der Rennpace in diesem Jahr häufig eine gute Figur gemacht hat. Kaltenborn wäre es nur recht, wenn dem auch in Belgien so wäre. "Ich glaube, wir sind für morgen gut aufgestellt. Vieles hängt davon ab, was im Rennen passiert. Wir werden unser Bestes geben und ich hoffe, der Trend bleibt, dass wir im Rennen immer ganz gut sind."

Gewinnen, nicht riskieren

Besonders viele Risiken will Kobayashi aber nicht eingehen, um vielleicht noch vor Jenson Button zu landen, der seinerseits große Risiken ohnehin wird vermeiden wollen, um seine letzte kleine WM-Chance nicht zu gefährden. "Ich will keine Risiken eingehen, ich will Rennen gewinnen. Wenn man als Zweiter startet, ist es wichtig, das Rennen zu managen", sagte Kobayashi. Da er beim Start nur einen Fahrer vor sich hat, ist jedenfalls nicht mit einem Überholfeuerwerk zu rechnen und der Japaner weiß, dass es schwer genug werden dürfte, überhaupt an Button vorbeizukommen.

"In den Top-3 oder Top-5 ist der Kampf schwerer. Wenn man auf Platz 15 oder so ist, kann man einfacher überholen. Morgen ist das eine andere Geschichte und wir müssen auch auf das Reifen-Management achten. Die Reifen sind etwas eigenartig, weil wir andere haben als bei den vorigen Rennen", erklärte er. Völlig überrascht war Kobayashi, als er auf neu erdachte Gerüchte angesprochen wurde, er könnte kommendes Jahr zu Ferrari wechseln. "Das höre ich zum ersten Mal. Ich bin überrascht, das zu hören. Momentan kümmert mich der Speed meines Autos, ich bin nicht zufrieden damit, wie viele Punkte wir geholt haben. Ich will die nächsten neun Rennen darauf achten, dass wir mehr Punkte holen."