Der DTM-Saisonauftakt 2024 in Oschersleben war geprägt von späten Technikdramen. Nachdem am Samstag Marco Wittmann (Schubert-BMW) in Folge einer vergessenen Benzinkanne den wohl sicheren Auftaktsieg in der drittletzten Runde verloren hatte, schlug im Sonntagslauf das Pech bei Abt-Audi-Pilot Ricardo Feller zu. Auf Platz fünf liegend verlangsamte der Schweizer urplötzlich wenige Meter vor der Zielgeraden und wurde bis auf den neunten Rang durchgereicht.

"Wir hatten Elektronikprobleme ", erklärte Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Der Motor ist an- und ausgegangen und Ricardo konnte nur mit der Kupplung immer wieder re-starten. Was genau ist, müssen wir jetzt schauen. Aber dass das genau 200 Meter vor der Ziellinie passiert, ist wirklich bescheuert."

DTM Oschersleben 2024: Highlights vom 2. Rennen (04:30 Min.)

Tomczyk: Defekt ohne Vorankündigung

Der Defekt traf den verdutzten Feller ohne Vorankündigung und sei Tomczyk zufolge zuvor noch nie aufgetreten. "Kelvin und Rici haben es noch nie gehabt, seitdem sie Audi fahren", verriet der DTM-Champion von 2011. Als Trostpflaster bleibt, dass Feller seinen Audi R8 LMS GT3 Evo 2 immerhin noch ins Ziel rettete und somit die sieben Meisterschaftspunkte für den neunten Platz sicherte. "Er hat einfach alles gezogen, was es im Auto zum Ziehen gibt und versucht, ins Ziel zu eiern und so wieder in die Box zurückzukommen", beschrieb Tomczyk.

Auch ohne Fellers Technik-Pech hätten die Äbte beim Sonntagsrennen in Oschersleben mit dem Kampf um den Sieg nichts zu tun gehabt. Wie auch am Samstag erwies sich eine Full-Course-Yellow-Phase als rennentscheidend. Vor dem Pflichtboxenstopp-Fenster steckte Feller lange auf der sechsten Position hinter dem strauchelnden Nicki Thiim (SSR-Lamborghini) fest, der das Tempo der Top-4 nicht mitgehen konnte und einen Zug mehrerer Autos hinter sich herzog. Dementsprechend hatte Feller zum Zeitpunkt seines Boxenstopps schon einen beachtlichen Rückstand auf die Spitze.

Ricardo Feller vor Abt-Audi-Teamkollege Kelvin van der Linde bei der DTM in Oschersleben.
Abt Sportsline reist mit einem Podestplatz vom Auftaktwochenende ab, Foto: Abt Sportsline

Insgesamt kann Feller trotz alledem auf ein zufriedenstellendes Auftaktwochenende in die 25. DTM-Saison von Abt Sportsline zurückblicken. Durch den Podestplatz im Samstagsrennen belegt der 23-Jährige Platz sechs in der Meisterschaft mit nur sieben Punkten Rückstand auf den Meisterschaftsführenden Luca Engstler (GRT-Lamborghini).

Unerklärliche Technik-Probleme bei van der Linde

Für Abt-Teamkollege Kelvin van der Linde, der Platz fünf am Sonntag von Feller erbte, lief das Wochenende hingegen überhaupt nicht wie erhofft. Der Südafrikaner klagte vom Beginn des ersten Trainings an über Untersteuern und schlechte Verzögerung auf der Bremse - und das, obwohl das Auto Tomczyk zufolge bei Testfahrten zuvor keine Probleme gemacht habe. "Im Vergleich zu den Testfahrten fehlte uns Abtrieb an der Vorderachse, das Auto lenkte nicht richtig ein", wurde van der Linde in einer Pressemitteilung des Teams zitiert.

Dementsprechend startete van der Linde in beide Oschersleben-Rennen deutlich hinter seinem Teamkollegen vom 12. Platz. Während dies am Samstag auch seine Platzierung im Ziel darstellte, konnte der fünffache DTM-Sieger im Sonntagslauf schon am Start drei Positionen gutmachen und nach rund 13 Minuten auch Vermeulen hinter sich lassen. Danach bekam van der Linde durch die Boxenstopp-Probleme bei SSR-Lamborghini zwei weitere Plätze geschenkt.

Dennoch stellt der plötzliche Performance-Abfall bei van der Linde die Äbte vor Rätsel. "Das wissen wir nicht wirklich", stellte Tomczyk klar. "Wir haben das Auto wirklich zweimal auf den Kopf gestellt und das Setup drastisch geändert."

Bis um 2 Uhr in die Nacht hinein schraubten die Mechaniker während des Wochenendes am Audi, in der Hoffnung, eine Lösung für die unbekannten Schwierigkeiten zu finden. "Wir haben die Fahrzeughöhe um zehn Millimeter geändert, spüren aber noch immer keine Änderungen im Auto", verriet 'KVDL' etwa nach dem Qualifying am Sonntag. "Das ist eine Welt! Komisch, so etwas haben wir noch nie zuvor erlebt."

Abt in Oschersleben: Solider Start nach Personalwechseln

Zwar sei das Auto am Sonntag besser gewesen, aber: "Es war nicht so, wie Kelvin das Auto kennt.". Hoffnung bereitete Tomczyk die vierwöchige Pause zwischen dem Saisonauftakt und der zweiten Station auf dem Lausitzring. "Das sollte reichen, um das Auto wieder da hinzubekommen, wo es sein soll", zeigte er sich optimistisch.

Ricardo Feller (Abt-Audi) beim Boxenstopp in Oschersleben
Abts Boxenstopp-Mannschaft erhielt von Tomczyk ein Sonderlob, Foto: Abt Sportsline

Trotz Problemen an beiden Autos zog Tomczyk im Angesicht einer über den Winter deutlich veränderten Teamzusammensetzung ein zufriedenes Fazit - und hatte für die Boxenstopp-Mannschaft ein Sonderlob parat: "Ich bin mit der Boxenstopp-Crew happy, die sich wirklich in den letzten Wochen und Monaten den Arsch aufgerissen und viele, viele, viele Pit-Stops geübt habt. Und unter dem Druck war das für das erste Mal eine solide Leistung, wo ich sage: 'Das passt!'" In der Team-Wertung verlässt Abt Sportsline Oschersleben als Fünfter, zehn Punkte hinter den Meisterschaftsführenden aus dem Hause HRT-Mercedes.