Ein Pokerspiel, Wahnsinn, Übermut, Taktik oder einfach wieder nur Reifensparen? Als Sebastian Vettel im Q3 von Monaco mit den härteren Reifen ausrückte, waren wohl einige Theorien im Spiel, besonders deswegen, weil Monaco eigentlich der letzte Platz wäre, um den Startplatz für die Reifen zu opfern. Letztendlich war es dann abgesehen von Wahnsinn und Übermut ein wenig von allem, das eine Rolle spielte. "Beim letzten Run war klar, dass die Autos vorne alle auf Options fuhren. Eine 1:15.2 galt es zu schlagen und das war mit dem Prime nicht realistisch, also kommen wir rein und ersparten den Reifen die Runde."

Dass Red Bull überhaupt versucht hatte, diesen Weg zu gehen, lag daran, dass eine Änderung am Auto des Weltmeisters nach dem dritten Training genau in die falsche Richtung ging. Statt ein ohnehin schon recht starkes Auto noch stärker zu machen, wurde es schlechter. "Wir wissen jetzt mehr als vor dem Qualifying. Wenn wir noch eines hätten, würden wir das Auto so lassen wie im dritten Training", sagte Vettel. Ungeklärt war noch die Frage, wie das Auto mit viel Benzin laufen wird, da könnte sich die Verschlechterung dann wieder als Verbesserung erweisen. "Wir werden morgen die Antwort kriegen."

Das Rennen ist offen

Und dann wird sich auch beantworten, ob der Poker bei Vettel aufgeht. Er hätte zwar freie Reifenwahl, da es aber ohnehin die Absicht war, das Rennen mit den harten Gummis zu starten, war er ja auch in Q3 damit unterwegs gewesen. "Wir werden dann weiterschauen. Das Rennen morgen ist offen, alles kann passieren. Ich wäre gerne von vorne gestartet, aber in Q1 und vor allem Q2 haben wir gesehen, dass es bei mir nicht so schnell geht. Deswegen gingen wir in eine andere Richtung und schauen, was morgen damit möglich ist."

An Regen wollte Vettel vorerst nicht denken. Schlechtwetter würde ohnehin alles über den Haufen werfen, für ihn zählte vorerst nur, wie seine Taktik im Trockenen laufen könnte. "Normalerweise geht es hier um Streckenposition. Wir legen von P9 los, da sind einige Autos vor uns. Nach den ersten Stopps könnte es aber anders aussehen." Denn der Red-Bull-Pilot wird viel länger fahren können als seine supersoft-bereiften Konkurrenten, und denen wird es wiederum nichts nützen, mit frischen Reifen schneller zu sein, da Überholen in Monaco eine extrem schwere Übung ist. "In Monaco ist es immer schwer, zu überholen. Das kann dir helfen, wie mir im vorigen Jahr. Es kann dir aber auch schaden, je nachdem, wie man gerade fahren muss."