Pro: Grandiose Entwicklungsarbeit

von Frederik Hackbarth

Die Weiterentwicklung des MP4-26 aus dem Hause McLaren war 2011 schlichtweg fantastisch. Dass es bereits beim dritten Saisonlauf in China zum ersten Sieg reichte, überraschte sogar das Team selbst, denn die Briten wussten, wie meilenweit man wenige Wochen zuvor bei den Wintertests noch hinter Red Bull lag. Wieder einmal bewies die Truppe von Martin Whitmarsh, dass man die Nummer 1 in puncto Entwicklungsarbeit während der Saison ist und brachte fortwährend neue und gewinnbringende Teile mit zu den Rennen. Der Druck auf die Spitze wurde kontinuierlich erhöht und schon bald waren Siege aus eigener Kraft möglich.

Selbst Vettel musste anerkennen: Was Button 2011 an guten Tagen zeigte war einfach phänomenal, Foto: Red Bull
Selbst Vettel musste anerkennen: Was Button 2011 an guten Tagen zeigte war einfach phänomenal, Foto: Red Bull

Noch besser als die konzentrierte Arbeit beim Traditionsrennstall: Jenson Button, der alle Experten verblüffte und auch Teamkollege Lewis Hamilton hinter sich ließ. Völlig überraschend stieg der Brite zu Sebastian Vettels erstem Verfolger auf und überzeugte, indem er sich mit viel Rennintelligenz, schonender Fahrweise und kontrolliertem Angriff die Pirelli-Pneus zu Nutze machte, um so das ganze Jahr über solide Leistungen abzuliefern. An Sahnetagen holte er zudem seine drei Saisonsiege - alle in wohlgemerkt überragender Manier.

Trotz aller Eskapaden Hamiltons, hatte McLaren im Vergleich zur Konkurrenz und den schwächelnden Mark Webber und Felipe Massa, immer noch das beste Fahrerduo zu bieten - denn auch der Brite konnte mit seinen Triumphen in Deutschland und Abu Dhabi weitere sportliche Glanzlichter setzen. Am Jahresende war man mindestens auf Red-Bull-Niveau - für die Zukunft macht das Mut. Folgt diesmal ein guter Winter, ist McLaren mit seinem scheinbar schier unendlich großen Entwicklungspotenzial 2012 Top-Favorit auf den WM-Titel.

Contra: McLaren lief dem Trend hinterher

von Philipp Dunker

Bei McLaren wartet man nun schon seit drei Jahren auf einen Weltmeistertitel. Trotz einer Maßstäbe setzenden Fabrik und einem innovativem Fahrzeugkonzept gelang es auch 2011 nicht, einen Titel ins englische Woking zu holen. Sechs Grand Prix-Siege für die beiden McLaren-Piloten, brüderlich aufgeteilt zwischen Lewis Hamilton und Jenson Button, erscheinen gegenüber den 12 Siegen der Red Bull-Fahrer geradezu mickrig. Vom Abstand auf Red Bull in der Konstrukteurswertung ganz zu schweigen.

Heißsporn & Pisten-Rambo: Lewis Hamilton legte sich gerne mit der Konkurrenz an und flog dementsprechend oft ab, Foto: Sutton
Heißsporn & Pisten-Rambo: Lewis Hamilton legte sich gerne mit der Konkurrenz an und flog dementsprechend oft ab, Foto: Sutton

Bei der Weiterentwicklung fehlten den McLaren-Ingenieuren 2011 die zielbringenden Ideen. Nach dem Doppeldiffusor bei Brawn GP 2009, konnte McLaren zwar im vergangenen Jahr mit dem F-Schacht punkten. Zum Weltmeistertitel reichte es aber auch 2010 nicht. In diesem Jahr hatte Red Bull mit der Einführung des angeblasenen Diffusors den besten Einfall, dem die anderen Teams hinterherliefen.

Bessere Ergebnisse hat McLaren auch Star-Pilot Lewis Hamilton gekostet. Der Weltmeister des Jahres 2008 fiel in der abgelaufenen Saison auf der Strecke durch viele unnötige Kollisionen auf. Lieblingsgegner hierbei war Ferrari-Pilot Felipe Massa, mit dem der Brite gleich viermal aneinander geriet. Reifenschäden und kaputte Frontspoiler waren für Hamilton regelmäßig die Folge. Die Kollision mit Teamkollege Button in Kanada führte sogar zum Ausfall Hamiltons.