Pro: Erfolgreichstes Jahr seit Bestehen

von Philipp Dunker

2011 war das nach Punkten erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte für Toro Rosso. Der Rennstall von Teamchef Franz Tost beendete die Saison mit 41 Punkten auf dem achten Platz in der Konstrukteurswertung. Nur drei Punkte hinter Sauber. Ohne die technischen Defekte bei Sebastien Buemi in den letzten Rennen hätte der Rennstall aus dem italienischen Faenza Sauber noch abgefangen.

Im letzten Drittel der Saison startete Toro Rosso eine Technikoffensive. Dank eines neuen Unterbodens und neuen Diffusors gelang es dem Red Bull-Schwesterteam phasenweise die arrivierte Konkurrenz hinter sich zu lassen. In Korea war man sogar die vierte Kraft im Feld - noch vor dem Werksrennstall von Mercedes GP.

Auf dem Vormarsch: Beim Heimspiel in Italien und in Korea trumpfte Alguersuari mit P7 auf, Foto: Sutton
Auf dem Vormarsch: Beim Heimspiel in Italien und in Korea trumpfte Alguersuari mit P7 auf, Foto: Sutton

Die gute Saisonleistung des ehemaligen Minardi-Rennstalls, mit dem tollen Endspurt zum Jahresende hin, zeigt, dass Toro Rosso das Wettrüsten der Konkurrenz inzwischen mitgehen kann. Die Formkurve des kleinen italienischen Rennstalls war in der abgelaufenen Saison deutlich konstanter als in den zurückliegenden Jahren. Die Fahrer Jaime Alguersuari und Sebastien Buemi haben sich leistungsmäßig ebenfalls in der Formel 1 etabliert.

Buemi, der über das gesamte Jahr gesehen die meisten Überholmanöver im Fahrerfeld in seiner Bilanz stehen hat, konnte mit seinem Speed überzeugen. In dieser Hinsicht war Buemi seinem Teamkollegen überlegen. Allerdings spielte dem Schweizer häufig die Technik einen Streich. In der Fahrerwertung hat der 23-jährige deswegen 11 Punkte weniger als Teamkollege Alguersuari.

Contra: Zu wenig herausgeholt

von Frederik Hackbarth

Die Chancen auf einen großen Schritt nach vorne hatte Toro Rosso 2011 - trotzdem gelang dieser am Ende nicht. Dem STR6 wurde von Beginn an großes Potenzial bescheinigt. Auf Grund der starken Zeiten bei den Wintertests handelten einige Experten im Fahrerlager das Team aus Faenza vor dem Saisonstart schon als Geheimfavoriten. Kratzte man in Melbourne wenigstens noch an den Top-10, brach man in den folgenden Rennen aber ein.

Die ersten Entwicklungsstufen der anderen Teams schien man nicht mitgehen zu können. Jaime Alguersuari brachte in den ersten Läufen gar nichts zustande - zu Jahresmitte wurde die Performance dann besser, wenngleich es im Qualifying oft nicht für Q2 reichte. Zum großen Glück der Italiener konnte man so wenigstens von den Reifenregeln profitieren.

Einer von fünf Ausfällen für Buemi: In Japan verlor der schweizer Unglücksrabe ein Rad, Foto: Pirelli
Einer von fünf Ausfällen für Buemi: In Japan verlor der schweizer Unglücksrabe ein Rad, Foto: Pirelli

Negativer Höhepunkt war das Spa-Wochenende. Nach gerade einmal sechs Runden waren beide Piloten an den Folgen einer Kollision ausgeschieden. Auffallend auch: Auftritte in Asien schienen der Konzentration der Truppe nicht gerade zuträglich. In China und Suzuka schieden beide Fahrer jeweils mit einem losen Rad aus - wett machte das eine gute Strategie in Korea, die viele Punkte einbrachte. Doch gerade als es so aussah, als könne man die beiden direkten Konkurrenten Force India und Sauber noch einmal angreifen, offenbarte man Schwäche.

In Indien und Abu Dhabi fiel Buemi in ausgangsreicher Position mit technischen Problemen aus - im Titelspurt um einen besseren Konstrukteursrang absolut unverzeihlich. Kritisch zu betrachten war auch die Fahrerpolitik. Der ewig hochgehaltene Druck durch potenzielle Nachfolger wie Ricciardo und Vergne schien vor allem Buemi zuweilen eher zu verunsichern als anzuspornen. Ob man mit unerfahrenen Piloten 2012 besser dran wäre, ist zudem mehr als fraglich.