Paul Hembery erhielt einen klaren Auftrag: Der Pirelli-Reifenchef sollte die Formel 1 spannender machen. Mission erfüllt: aus langweiligen Prozessionen wurden abwechslungsreiche Reifenthriller. Dabei war sich Pirelli am Anfang der nur acht montigen Entwicklungsarbeit selbst nicht ganz sicher, ob dies gelingen würde.

"Wir haben immer daran geglaubt, dass wir fertig werden, aber das heißt nicht, dass es nicht Momente in den acht Monaten gab, in denen man sich schon echte Sorgen gemacht hat", verrät Hembery im Interview im neuen Motorsport-Magazin.

Gleiches galt für die Teams. Hembery erinnert sich an ein Gespräch mit Mercedes-Teamchef Ross Brawn, der sehr besorgt war, wie Pirelli den stärkeren Reifenverschleiß hinbekommen wollte. "Er hat mich zweifelnd angeschaut, ich habe ihn beruhigt, wir hätten schon Ideen, er solle uns ruhig machen lassen", schmunzelt Hembery heute. "Sicher gibt es immer noch ein paar Leute, die meinen, dass das negativ für unser Image sei – aber ganz ehrlich: Ein Reifen, der ein ganzes Rennen hält, 300 km – das sagt doch im Vergleich zu einem Straßenreifen, der zigtausende Kilometer halten muss, auch überhaupt nichts."

Derzeit verkaufe Pirelli jedenfalls mehr Reifen als je zuvor. Trotzdem waren die Italiener vorbereitet und hätten nach einem missglückten Saisonstart in Melbourne jederzeit auf einen ähnlichen Reifentyp wie 2010 zurückwechseln können. "Wir hatten ein Back-up, wenn wir nach den ersten Rennen festgestellt hätten, dass die öffentliche Meinung zu aggressiv gewesen wäre, hätten wir über Nacht zurück wechseln können auf einen Reifen wie früher", verrät Hembery im Motorsport-Magazin. "Wir mussten ja vorbereitet sein, für den Fall, dass wir die Situation vielleicht doch falsch eingeschätzt hätten, dass die Rennen nicht interessanter geworden wären."

Paul Hembery erklärt im Motorsport-Magazin die Entwicklung der neuen Reifengeneration, Foto: adrivo Sportpresse
Paul Hembery erklärt im Motorsport-Magazin die Entwicklung der neuen Reifengeneration, Foto: adrivo Sportpresse

Genauso bereitet sich Pirelli für die Zukunft vor. "Wir wollen die Performance der Reifen weiter verbessern, wir arbeiten in eine Richtung, die ich "auf möglichen Wettbewerb ausgerichtet" bezeichnen würde", erklärt Hembery. Sprich: sollte nach 2013 ein zweiter Reifenhersteller einsteigen, wäre man für den Wettkampf gerüstet.

Die teils harte Kritik der Fahrer von den Wintertests ist mittlerweile vergessen. Entschuldigt hat sich dafür allerdings keiner. "Da sieht man mal, was die Fahrer wissen", sagt Hembery mit einem Lachen. "Sie sollen ihren Job machen und fahren, sie sind schließlich die besten Fahrer der Welt. Wir kümmern uns um die Reifen." Im Ernst fügt er an, dass die Temperaturen bei den Tests einfach zu niedrig gewesen seien. Trotzdem sei das nicht schlecht gewesen. Es brachte Pirelli ins Gespräch, jeder diskutierte plötzlich über die Reifen. "Jetzt redet niemand mehr über die Panik vom Anfang, die allgemeine Resonanz in den Medien und wohl auch beim Publikum ist positiv."

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