Ganz rund lief es bei Mercedes GP am Freitag in China noch nicht - Michael Schumacher hatte mit seinem KERS zu kämpfen. Doch allgemein verzeichnete das Team einen kleinen Aufwärtstrend. Nach einem enttäuschenden Vormittag mit den Plätzen elf und achtzehn für Nico Rosberg und Michael Schumacher, macht die Nachmittagssession schon mehr Mut und das Duo schloss den Freitag immerhin auf den Rängen vier und fünf ab. Positiv war auch die Anzahl der zurückgelegten Runden der Silberpfeile.

"Wenn man die Runden zusammenzählt war es ein guter Tag. Nico ist 57 und Michael 52 Runden gefahren - das ist sehr, sehr viel", meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Problemfrei ging es bei den Stuttgartern aber auch in Shanghai nicht zu, "Michael hatte ein KERS-Problem - sonst hätte er schneller sein können", sagte Haug und fügte hinzu, dass auch der Heckflügel noch nicht optimal arbeiten würde. "Es gibt da Verzögerungen bis die Luft wieder richtig anliegt", erklärte der Deutsche.

Zwar würde der Heckflügel zumeist schon funktionieren, aber es sei eben noch kein Verlass auf das System. "Wenn es nur marginal klappt, muss man es sicherlich noch feintunen", stellte Haug fest. Feintuning sei ohnehin ein Stichwort für den Auftritt in China, denn im Großen und Ganzen würden die Dinge in Shanghai schon relativ gut funktionieren. Auch an besagtem Heckflügel habe man nochmals etwas modifiziert, erklärte der Mercedes-Motorsportchef. "Es geht nur um Kleinigkeiten. Aber auf der langen Geraden profitiert man hier natürlich gleich mehr davon", so Haug.

Realismus steht im Vordergrund

Zu früh freuen wollte man sich bei Mercedes aber nicht. "Heute war nur der Freitag. Wie es wirklich läuft, wird sich morgen zeigen - dann sehen wir was das hier alles wert ist", stellte der Motorsportchef klar, der aber immerhin einen positiven Trend bei den Long Runs der Silbernen ausgemacht hatte. Was hingegen das KERS-Problem bei Rekordweltmeister Schumacher ausgelöst habe, wusste er noch nicht. "Wir untersuchen das noch und hoffen, dass wir KERS bis morgen wieder im Griff haben. Es sollte aber lösbar sein", beruhigte der 58-Jährige die Fans.

Norbert Haugs Blick geht nach oben - Mercedes holt langsam auf, Foto: Mercedes GP
Norbert Haugs Blick geht nach oben - Mercedes holt langsam auf, Foto: Mercedes GP

Wie es in Relation zur Konkurrenz allgemein um die Renn-Performance der Silberpfeile stehen würde, wollte Haug zu so einem frühen Zeitpunkt des Wochenendes noch nicht sagen. "Auch hier muss man sicherlich morgen abwarten. Wir glauben aber, dass es bei den Anderen nicht so einen Gewichtsunterschied gab. Das sah schon ganz gut aus", meinte der Deutsche in Bezug auf die Spritzuladung im zweiten freien Training. Für das Rennen seien dann aber einmal mehr die Reifen entscheidend. Probleme mit den Pneus ortete Haug auf dem Shanghai International Circuit am ehesten vorne links.

Vom Grad dieser Abnutzung würde auch die Anzahl der Boxenstopps im Rennen bestimmt, erklärte der Mercedes-GP-Chef. "Die weichen Reifen sind, wie schon beim letzten Mal, auch hier grundsätzlich besser", verriet Haug, der für den Grand Prix von zwei bis drei Stopps ausging. Auf die ersten Eindrücke der Fahrer angesprochen, meinte er: "Michaels Eindrücke waren ganz in Ordnung und ohne KERS ist seine Zeit gut. Beide Fahrer haben sich im Auto heute schon halbwegs wohl gefühlt. Aber wir bleiben realistisch. Es gibt noch zu viele Variablen, denn wir wissen ja nicht, wie viel Benzin die Anderen an Bord haben." Realismus stand daher auch bei den Erwartungen für das Resultat am Wochenende im Vordergrund.

"Ich sehe jetzt nicht, dass sich von einer Woche auf die andere, die komplette Hackordnung ändert", erklärte Haug, der angab auch von der Konkurrenz noch weitere Verbesserungen zu erwarten. Wichtig sei es für Mercedes, den Abstand zu reduzieren und einen Trend erkennen zu können. "Alles was man wegknabbert ist gut. Wir haben ja bisher noch kein vernünftiges Qualifying gehabt. In Melbourne wäre für Nico auch ein vierter oder fünfter Startplatz drin gewesen", glaubte der 58-Jährige. "Bei beiden bisherigen Veranstaltungen war aber dann der Rennspeed nicht da, beziehungsweise in Malaysia erst am Ende. Wir müssen es einfach hinkriegen, dass es über die ganze Distanz gut geht", so Haug.