Nicht nur über dem Circuito de Jerez zogen am Sonntag düstere Wolken auf. Nach zuvor sommerlichen Temperaturen wurde es im südspanischen Jerez zum Abschluss der viertägigen Testfahrten ungemütlich für die Zuschauer - kaum anders fühlte sich offenbar das Team von McLaren.

Wortlos zog Jenson Button an der wartenden Journalistentraube vorbei. Kopf einziehen und keine unangenehmen Fragen beantworten - so lautete die Devise der Briten nach dem völlig verpatzten Testtag. Die allgemeine Stimmung konnte man anhand der kurzen Pressemitteilung des Teams einfach ausmachen. "Ein frustrierender Tag", las man darin. "Der Wind hat uns davon abgehalten, unser Programm zur Datenerfassung durchzuziehen und uns daran gehindert, ein zufrieden stellendes Setup für den MP4-26 zu finden."

Schaut man sich einmal die meisten Pressemitteilungen der Konkurrenz mit den üblichen Phrasen an wird schnell klar, dass bei McLaren etwas im Argen liegt. "Jenson konnte keine passende Balance für das Auto finden", teilte das Team weiter mit. "Unsere Entwicklung wurde am frühen Nachmittag gestoppt aufgrund von Problemen mit einer internen Komponente."

In Zahlen ausgedrückt: Button spulte nur 70 Runden ab und lag fast zweieinhalb Sekunden hinter der Bestzeit von Rubens Barrichello. Zum Vergleich: Zwar glänzte auch Konkurrent Red Bull nicht mit Traumzeiten, doch Sebastian Vettel umrundete den Kurs 90 Mal. Noch am Freitag war Button beachtliche 1,2 Sekunden schneller als am letzten Testtag.

Probleme legen McLaren lahm

Nicht nur der Weltmeister von 2009 wurde nach der spektakulären Präsentation des MP4-26 in Berlin unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Am Vortag hatte es Teamkollege Lewis Hamilton auf lächerliche 36 Runden gebracht. Der Brite drehte ein, zwei Runden und verschwand immer wieder in der Boxengasse. Später erklärte McLaren, dass es Probleme gegeben habe und man bestimmte Teile hätte nachbestellen müssen.

Der heiß diskutierte Seitenkasten des MP4-26, Foto: Sutton
Der heiß diskutierte Seitenkasten des MP4-26, Foto: Sutton

Ob das tatsächlich geschehen ist? Schaut man sich Buttons Performance an, kommen doch arge Zweifel auf. Bitter für die ambitionierten Briten, gerade angesichts der Tatsache, dass aufgrund der Testbeschränkungen jeder gefahrene Kilometer vor der Saison immens wichtig für die Entwicklung des Autos ist. In Jerez hat McLaren mindestens zwei Tage zur Konkurrenz verloren.

Ferrari doppelt so aktiv wie McLaren

233. Noch eine Zahl, die verdeutlicht, wie unglücklich McLaren aus Jerez abreisen wird. So viele Runden hat der MP4-26 auf dem südspanischen Kurs abgespult. WM-Konkurrent Ferrari schaffte in der gleichen Zeit 463 Runden. Knapp doppelt so viele Runden, um sich mit den neuen Arbeitsgerät vertraut zu machen und den Boliden im Werk zu verbessern. Weltmeister Red Bull kam immerhin auf 395 absolvierte Runden.

Man blickt gespannt auf die am Freitag beginnenden Testfahrten in Barcelona, ganz besonders auf McLaren. Nach der Präsentation hatte der MP4-25 aufgrund seines innovativen U-förmigen Seitenkastens für Aufsehen gesorgt, hinzu kam noch das scheinbar ausgeklügelte - und sorgfältig versteckte - Abgassystem, das unter den Seitenkästen mündet. Schein oder Sein bei McLaren - Barcelona wird Aufschluss bringen.