Du strahlst bis über beide Ohren - wie sieht denn die Bilanz deines ersten Testtags im Lotus-Renault aus?
Bruno Senna: Es war einfach super. Es war ein sehr produktiver Tag, wir haben mit dem Auto wieder einige Schritte nach vorn gemacht. Früh musste ich mich natürlich erst einmal ein bisschen an das Auto gewöhnen, an die neuen Systeme, vor allem KERS und den beweglichen Heckflügel, aber generell hat sich alles ziemlich schnell recht vertraut angefühlt. Ich glaube, ich habe das relativ schnell gelernt. Das Wichtigste war für mich heute, dem Team gute Informationen zu liefern und ich denke, das habe ich geschafft. Sie waren jedenfalls sehr zufrieden mit meinem Feedback und auch mit meinem Speed und meinen Rundenzeiten...

War denn das Programm gerade am Vormittag, als du ja im Vergleich zu Nick gestern Vormittag nur eine Zehntel langsamer warst, ungefähr gleich?
Bruno Senna: Ja, da war es schon ähnlich, aber später konnte man es dann halt nicht mehr vergleichen, weil ich am Nachmittag mit den weichen Reifen nur noch kurz und mit den Super-Softs gar nicht mehr zum Fahren gekommen bin. Wir hatten ein paar kleinere Probleme, auch mit den Bremsen, und als das aussortiert war und ich raus wollte, war dann zweimal Rot - und danach fing es an zu regnen. Mit den Weichen wären mit ein bisschen mehr Runden Erfahrung sicher noch vier Zehntel mindestens drin gewesen, und mit den Super-Softs dann noch ein bisschen mehr. Das war ein bisschen schade, aber generell bin ich sehr zufrieden. Es hat auf jeden Fall geholfen, dass ich bereits auf der Basis, die Nick gestern aufgebaut hat, anfangen konnte.

Hat sich auch bestätigt, dass euer Fahrstil sich sehr ähnlich ist, was Du ja gestern vermutet hast?
Bruno Senna: Ja, auf jeden Fall. Die Daten waren sich auch sehr ähnlich, vor allem beim Bremsen und Beschleunigen.

Du hattest eine kleine Schrecksekunde - einen Dreher am Vormittag...
Bruno Senna: Das war mit alten Reifen, da war ich noch ein bisschen zu sehr an das Verhalten der Bridgestones gewöhnt, die hätten da noch gegriffen, der Pirelli aber nicht. Das war aber sehr langsam, kein Problem...

Bruno Sennas Fahrstil ist dem von Nick Heidfeld recht ähnlich, Foto: Sutton
Bruno Sennas Fahrstil ist dem von Nick Heidfeld recht ähnlich, Foto: Sutton

Und was war da mit Heikki Kovalainen in der Boxengasse - da wurde es doch sehr eng?
Bruno Senna: Da hat man mich versehentlich ein bisschen früh rausfahren lassen, als Heikki gerade ankam - aber ich habe ihn zum Glück gesehen und es ist nichts passiert...

Wie war es allgemein?
Bruno Senna: Es war sehr schöne Erfahrung, es ist toll, mit so einem Team zusammenzuarbeiten, ich hoffe natürlich, dass ich in der Zukunft noch ein paar Möglichkeiten bekomme, und je öfter ich im Auto sitze, desto mehr kann ich sicher auch dem Team helfen... Schon nach knapp drei Wochen in einem neuen Team eine solche Chance zu bekommen, dieses Auto zu fahren, und zeigen zu können, was ich in einem konkurrenzfähigen Auto leisten kann, das ist fantastisch.

Wenn Du dieses Auto mit dem HRT vom letzten Jahr vergleichst...
Bruno Senna:...dann ist das in der Performance ein riesiger Sprung nach vorne. Das Auto ist viel leichter zu fahren, die Reifen sind natürlich ganz anders, aber es ist ein sehr gut durch konzipiertes Auto und das heißt, dass man sich am Limit auch mal ein kleines bisschen mehr erlauben kann, ohne gleich einen sehr hohen Preis dafür zu bezahlen.

Wo kann Lotus Renault Deiner Meinung nach in diesem Jahr landen?
Bruno Senna: Zu diesem Zeitpunkt ist das noch schwer zu sagen, niemand weiß genau, mit wie viel Benzin die anderen fahren. Aber wir haben auf jeden Fall ein Auto, das mit den Reifen sehr schonend umgeht, und das kann in den Rennen sehr wichtig werden, speziell in der Endphase; aber auch für die gesamte Strategie.

Wirst Du jetzt auf jeden Fall auch bei jedem Test dabei sein, auch wenn Du nicht fährst?
Bruno Senna: Ja sicher, auf jeden Fall. Man kann dadurch, dass man bei allem dabei ist, auch nur zuhört, sehr, sehr viel lernen. Es hat mir hier zum Beispiel schon sehr viel geholfen, dass ich durch die letzten Tage die gesamte Kommunikationsstrategie des Teams schon genau kannte. Wenn man da nämlich nicht genau weiß, wie von was geredet wird, dann kann das ziemlich schwierig sein.